Bankenverband:Neuer Cheflobbyist gesucht

Martin Zielke
(Foto: Boris Roessler/dpa)

Die Privatbanken wünschen sich womöglich Commerzbank-Chef Martin Zielke als Präsidenten ihres Verbandes.

Von Meike Schreiber

Wenn Commerzbank-Chef Martin Zielke kommende Woche mit Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis auf einer Bankenkonferenz in Frankfurt auf dem Podium debattieren wird, dann wird das Publikum wohl ganz genau hinhören, wie sich Zielke dort schlägt. Es wird um die Niedrigzinsen gehen, Regulierung und den deutschen Bankenmarkt, aber ein wenig wird auch die Frage im Raum stehen, ob Zielke als neuer Cheflobbyist der deutschen Privatbanken eine gute Figur machen würde. Wie die Börsen-Zeitung berichtet, "soll Zielke Bankenpräsident werden". Der amtierende Präsident Hans-Walter Peters wolle ihn als Nachfolger vorschlagen. Die Wahl solle im November stattfinden und der Wechsel an der Verbandsspitze im April 2020 vollzogen werden. Als Unterstützter Zielkes gelte auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, der als Mitglied des Verbandspräsidiums aber ebenfalls ein Kandidat wäre. Nach Peters, der hauptamtlich Chef der Privatbank Berenberg ist, wäre ohnehin wieder der Chef einer Großbank an der Reihe.

Mehrere Insider äußerten sich gleichwohl verwundert und betonten, die Nachfolge sei noch längst nicht entschieden. Möglicherweise habe jemand Zielke schaden wollen, indem man seinen Namen zu früh nennt, hieß es in Finanzkreisen, oder aber im Gegenteil: Es habe ihm jemand sogar den Rücken stärken wollen. Nach der Absage der Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank versuchen derzeit beide Institute, mit einer neuen Strategie gegen den weiteren Abstieg anzukämpfen. Zielke will Ende September entscheiden, in welcher Form sich die Bank gegen das schwierige Marktumfeld stemmen will. Würde Zielke nun Bankenpräsident werden, wäre das ein klares Signal, dass er mit einer zweiten Amtszeit als Commerzbank-Chef rechnet. Sein Vertrag bei dem Kreditinstitut läuft in zwei Jahren aus - die Amtszeit als Bankenpräsident dauert aber noch mindestens ein Jahr länger. Ein Sprecher des Bankenverbandes wollte sich zu den Spekulationen nicht äußern. Man habe ein klares Verfahren, und die Wahl sei auch erst im April, sagte er. Ein Sprecher der Commerzbank wollte dies ebenfalls nicht kommentieren.

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