Bankenprüfung:EZB droht Ärger beim Stresstest

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Die Europäische Zentralbank hat sich für die Bilanzprüfung der 130 größten Banken der Euro-Zone Hilfe geholt: Die Unternehmensberatung Oliver Wyman soll die EZB beim Prüfen unterstützen. Weil einige der Banken aber einst Klienten bei Wyman waren, gibt es Interessenkonflikte.

Von Andrea Rexer, Frankfurt

Der Europäischen Zentralbank (EZB) droht Ärger: Im Rahmen der Bilanzüberprüfung der 130 größten Banken der Euro-Zone, die die Notenbank durchführen will, bevor sie im kommenden Jahr die Aufsicht über diese Institute übernimmt, hat sie sich Hilfe von außen geholt. Die internationale Unternehmensberatung Oliver Wyman soll die Notenbank beim Prüfen unterstützen.

Doch offensichtlich gibt es dabei Interessenkonflikte: Oliver Wyman soll bei mehreren Banken Beratungsmandate haben, die im Zusammenhang mit deren internen Risikomodellen stehen, etwa bei der belgischen KBC-Gruppe. Wie gut die Banken ihre Risiken einschätzen, ist jedoch eine der Kernfragen des Bilanztests der Notenbank. "Das ist ein klarer Interessenkonflikt. Die EZB muss erklären, wie sie damit umgeht. Wie soll eine Beratungsgesellschaft eine Methodik entwickeln, die von ihnen selbst entwickelte Risikomodelle kritisch hinterfragt?", sagt Sven Giegold, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament.

Einige nationale Aufseher weigern sich, externe Berater zuzulassen

Oliver Wyman wollte dazu keine Stellung nehmen. Die EZB stellt auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung klar, dass Wyman nicht mit der Durchführung der Prüfung beauftragt sei, sondern lediglich "bei der Durchführung beraten" soll. Gemeint ist wohl, dass die Beratung damit nicht auf Einzelergebnisse einwirken kann, sondern nur bei der generellen Methodologie berät.

Beim Bilanztest sollen EZB-Aufsicht und nationale Aufseher eng zusammenarbeiten. Den nationalen Aufsehern kommt dabei eine wichtige Rolle beim Eintreiben der Daten zu. Und auch hier gibt es Ärger: Nach Informationen der SZ weigern sich einige nationale Aufseher, externe Berater zuzulassen - obwohl die EZB-Spitze durchsetzen will, dass alle nationalen Aufseher Externe zur Hilfe holen, um eine gewisse Unabhängigkeit und Datenqualität zu gewährleisten.

Vor allem Frankreich und Italien wollen dem Vernehmen nach den Test in Eigenregie durchführen. Kürzlich hatte Mario Draghi im Europäischen Parlament gesagt, dass er erwarte, dass die nationalen Behörden Externe beauftragen - doch in Stein gemeißelt ist das wohl nicht. Hinter den Kulissen wird über diese Frage noch immer gestritten. Dass sich ausgerechnet Frankreich gegen die EZB auflehnt, ist brisant: Schließlich gilt ihre Top-Aufseherin Daniele Nouy als Favoritin für den Chefposten der neuen Aufsicht.

© SZ vom 02.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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