Bankenfusion:"Rezepte aus totalitären Staaten"

Lesezeit: 2 min

Die neuen Vorstandschefs der genossenschaftlichen DZ Bank sind gegen eine staatlich verordnete Bankenfusion. Es gebe genug andere Möglichkeiten, den Standort attraktiv zu machen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Noch gibt es keine offizielle Verlautbarung der Bundesregierung, ob man eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank wirklich maßgeblich vorantreibt - aber die Anzeichen verdichten sich immerhin. Bei den Konkurrenten der beiden Geldhäuser lösen die Planspiele daher bereits jetzt Kritik aus. "Wir beteiligen uns nicht an Diskussionen, ob das Sinn macht oder nicht", sagte Uwe Fröhlich, Co-Chef der genossenschaftlichen DZ Bank, auf der Bilanzpressekonferenz des Instituts. "Aber ich mache mir Sorgen um den Wirtschaftsstandort, weil die Politik offenbar glaubt, sie müsste Rezepte aus totalitären Staaten nachempfinden, um uns mit China auf Augenhöhe zu bringen", sagte Fröhlich. Gemünzt war dies nicht nur auf eine Fusion, sondern auch auf die industriepolitischen Erwägungen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Altmaier zufolge soll der Staat zum Beispiel "in sehr wichtigen Fällen" für einen befristeten Zeitraum Firmenteile erwerben können. Zudem möchte Finanzminister Olaf Scholz (SPD) offenbar aus Deutscher Bank und Commerzbank eine Art nationalen Banken-Champion schmieden, in der Hoffnung, damit die Dauer-Krise der beiden Geldhäuser zu beenden. Fröhlichs Co-Chef Cornelius Riese sagte, es gebe ausreichend Möglichkeiten, den Standort Deutschland attraktiver zu machen, etwa in der Steuerpolitik oder Bankenregulierung. "Das ist alles besser als staatlich orchestrierte Fusionen im Bankensektor". Riese und Fröhlich haben zu Jahresanfang die Führung der DZ übernommen.

Was sagt die Konkurrenz, wenn Commerzbank und Deutsche Bank zusammengehen?

Als Bedrohung für das eigene Geschäft sieht allerdings kaum jemand die Pläne von Deutscher Bank und Commerzbank. Im Gegenteil: So etwas bringe "Unruhe in den Markt" und erleichtere es, bei den fusionierenden Banken Kunden abzuwerben, sagt Nick Jue, Deutschland-Chef der niederländischen ING. Tatsächlich gilt dies als einer der wesentlichen Knackpunkte einer großen Bankenfusion im Inland. Großkunden verteilen ihre Bankbeziehungen lieber auf mehrere Häuser; aus eins und eins wird im Banking selten zwei. Auch Privatkunden sind oft ganz bewusst bei der einen Bank und nicht der anderen und kehren dem neuen Institut den Rücken.

Die DZ Bank, Deutschlands zweitgrößte Bank, allerdings ist selbst unlängst aus der Fusion von WGZ und DZ hervorgegangen. Auch dafür brauchten die Eigentümer, die deutschen Volksbanken, viele Jahre Anlauf. Sie gilt aber als eines der wenigen Beispiele für eine halbwegs gelungene Bankenehe. Das liegt auch daran, dass WGZ und DZ als Spitzeninstitute der Volksbanken eine ähnliche Firmenkultur haben und die Geschäftsmodelle zusammen passten. Auch für die Sparkassen ist die DZ Bank daher ein Vorbild. Sie wollen seit Jahren ihre Landesbanken fusionieren, kommen damit aber nur in kleinen Schritten voran. Der große Unterschied besteht allerdings darin, dass die Sparkassen mit den Bundesländern Eigentümer der Landesbanken sind - und Landespolitiker sperren sich in der Regel gegen Zusammenschlüsse.

Wie andere Institute leidet aber auch die DZ Bank unter den Niedrigzinsen. Das Ergebnis vor Steuern verringerte sich daher 2018 auf 1,37 Milliarden Euro von 1,81 Milliarden Euro im Vorjahr. Um die Kosten zu senken, muss die Bank aus Frankfurt bis 2023 zehn Prozent der mehr als 5000 Arbeitsplätze abbauen. Zugleich soll der Aufwand für externe Dienstleister verringert werden.

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: