Bankenaufsicht:Warum der Stresstest das Finanzsystem sicherer macht

Banken blicken Stresstest-Ergebnissen gelassen entgegen

Nach Monaten der Spannung steht am 26. Oktober fest, wie groß mögliche Kapitallücken sind.

(Foto: dpa)
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in den vergangenen Monaten die Bücher von knapp 130 Banken intensiv durchleuchtet und legt am Sonntag die Ergebnisse vor.
  • Von den 24 getesteten deutschen Banken gelten die HSH Nordbank in Hamburg und die IKB in Düsseldorf als Wackelkandidaten.
  • Der Stresstest war gründlicher als die beiden bisherigen, er soll auch langfristig Wirkung zeigen.

Von Andrea Rexer, Frankfurt

Nie zuvor hat die Bankenaufsicht einen solch großen Aufwand betrieben, um die Bilanzen der größten europäischen Geldhäuser vergleichbar zu machen. An diesem Sonntag legt die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse des Stresstests vor. In den vergangenen Monaten hat sie die Bücher von knapp 130 Banken intensiv durchleuchtet.

"Die Bankenunion ist das ehrgeizigste Projekt seit Einführung des Euro, der Bilanz- und Stresstest ist dafür der zentrale Vorbereitungsschritt. Er wird das Finanzsystem Europas sicherer machen", sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret. "Es sollte sich keiner täuschen: Das war ein wirklich strenger Test mit einem Drei-Jahres-Horizont. Diese Übung hat keine Bank auf die leichte Schulter genommen. Und richtig entspannt, wie manche meinen, hat sich keiner der Beteiligten in den vergangenen neun Monaten."

Damit bezieht sich Dombret darauf, dass sich in den letzten Tagen einige der 24 deutschen Stresstest-Teilnehmer sehr optimistisch zum Ausgang des Tests geäußert hatten. Dem Vernehmen nach soll kein deutsches Institut im Test durchgefallen sein, wohl aber einige südeuropäische Banken. In Deutschland galten bis zuletzt die HSH Nordbank in Hamburg und die IKB in Düsseldorf als Wackelkandidaten.

Doch selbst wenn eine Bank nicht durchgefallen ist, drohen ihr unangenehme Fakten durch die Veröffentlichung der Ergebnisse am Sonntag. Bei vielen Banken hat die EZB die Bilanzierung korrigiert - und teilweise höhere Risiken ausgewiesen, als es das Institut getan hat. Diese Banken müssen sich unangenehme Fragen von ihren Investoren stellen lassen. Auch die Deutsche Bank soll unter jenen Instituten sein, deren Bilanzierung korrigiert wurde, insbesondere im Bereich komplexer Wertpapiere.

An manchen Stellen müssen die Banken also in Zukunft ihre Bilanzierung verändern. Insofern hat der Test langfristige Wirkung. "So transparent waren europäische Banken noch nie", sagt Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands. Die Daten ermöglichen es Investoren künftig, Banken einzuschätzen. Daher erwarten manche Experten, dass es nach der Bekanntgabe der Ergebnisse zu vermehrten Übernahmen kommt.

Ökonomen sind jedoch nicht zuversichtlich, ob der Test tatsächlich dem Bankensystem völlige Gesundheit attestieren kann. "Die EZB hat einen sehr viel gründlicheren und realistischen Stresstest durchgeführt, als dies bei den ersten beiden der Fall war. Trotzdem bleiben Zweifel, ob alle Banken stark genug sind, um langfristig bestehen zu können und sich möglicher Verwerfungen erwehren zu können", sagt Marcel Fratzscher, Chef des Berliner Wirtschaftsforschungsinstituts DIW.

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