Banken und Sparkassen:Jede Nacht ein Banküberfall

Sprengung Geldautomat

Kostenexplosion: Für Banken und Sparkassen ist es teuer, sich vor den Dieben zu schützen.

(Foto: Arnulf Stoffel/dpa)

Die Zahl der gesprengten Automaten hat sich in 2016 verdoppelt, berichtet das BKA.

Von Benedikt Müller

Statistisch gesehen passiert es fast jede Nacht irgendwo in Deutschland: Maskierte Täter füllen Gas in einen Geldautomaten und zünden das Gemisch aus der Ferne an. Der Automat explodiert, Fensterscheiben zerschellen. Die Täter schnappen die Geldkassetten und fliehen.

318 solcher Angriffe hat das Bundeskriminalamt (BKA) im vergangenen Jahr gezählt. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahr, berichtet die Behörde. Die Täter schlagen demnach vor allem in ländlichen Regionen oder am Stadtrand zu, wo sie kaum auffallen und schnell fliehen können.

Der nächtliche Bankraub ist besonders entlang der niederländischen Grenze verbreitet. Die Ermittler sehen einen Verdrängungseffekt: Seitdem die Niederlande entschiedener gegen Angriffe auf Geldautomaten vorgehen, weichen die Täter aus. Auch in Bayern und Baden-Württemberg flogen im vergangenen Jahr 39 Geldautomaten in die Luft; im Jahr 2015 hatte es dort nur zwei Fälle gegeben.

Doch gelingt der Diebstahl nur in 40 Prozent der Fälle, berichtet das BKA. Banken und Sparkassen bauen Erschütterungsmelder, Gas-Sensoren oder explosionssichere Tresore ein, um den Räubern das Handwerk zu legen. An Risiko-Standorten verwenden einige Institute spezielle Geldkassetten, die Banknoten rot einfärben, sobald die Kassetten unsachgemäß geöffnet werden. Doch diese Techniken sind teuer. Wie viele Automaten mittlerweile aufgerüstet sind, verrät die Deutsche Kreditwirtschaft aus Sicherheitsgründen nicht.

Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 45 Tatverdächtige festgenommen, meldet das BKA, 20 davon aus den Niederlanden. Die Sprenger fügen nicht nur den Banken beträchtliche Schäden zu, betonen die Ermittler. Sie gefährden auch Passanten und Anwohner, nehmen umherfliegende Splitter und Trümmerteile in Kauf.

Neben den Explosionen registrieren die Ermittler Hunderte weitere Angriffe. Geldautomaten werden aufgeschlitzt oder mit Brecheisen geöffnet. Manche Täter reißen ganze Automaten aus Filialen heraus.

Neuerdings steigt auch die Zahl der Betrugsversuche mit manipulierten Geldautomaten wieder. Täter lesen mit sogenannten Skimmern die Daten einer Bankkarte aus. Kleine Kameras filmen, welche Geheimzahl der Kunde eingibt. Anschließend fälschen die Täter Karten mit den ausgespähten Daten und plündern Geld vom Konto. 369 solcher Fälle hat das BKA in 2016 registriert - ebenfalls fast doppelt so viele wie im Vorjahr.

In den Jahren zuvor war die Zahl der Skimming-Angriffe zurückgegangen. Ein neuer EMV-Chip in den Bankkarten verhindert in vielen Staaten, dass Betrüger mit einer Dublette Geld abheben können. Doch in Ländern wie den USA oder Indonesien, wo es noch keine EMV-Chips gibt, funktioniert der Trick weiterhin. Skimming ist vor allem in Berlin verbreitet, berichten die Ermittler; dort sind viele Touristen ohne die neuartigen Chips unterwegs.

Das BKA warnt, dass sich Täter weltweit immer neue Tricks einfallen lassen, um Geldautomaten zu manipulieren. Sie installieren beispielsweise eine Blackbox, welche die Kommunikation zwischen dem Auszahlungsmodul und dem Computer der Bank stört. Dann spuckt der Automat viele bunte Scheine, Tausende Euro, aus. Sieben erfolgreiche Blackbox-Attacken hat das BKA im vergangenen Jahr hierzulande registriert.

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