Banken:Riskante Kredite

In der Finanzkrise waren sie schon einmal auffällig, nun sorgt sich die Europäische Zentralbank erneut um "Leveraged Loans". Der Deutschen Bank rieten die Aufseher sogar, bestimmte Geschäfte vorübergehend auszusetzen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Bankenaufseher der Europäische Zentralbank (EZB) sorgen sich zunehmend um bestimmte Risiko-Kredite in den Bankbilanzen. Konkret geht es um "Leveraged Loans", mit denen hoch verschuldete Unternehmen oder Finanzinvestoren ihre Übernahmen finanzieren. Risiken aus diesen Krediten treiben die Aufseher zwar schon lange um, wirklich virulent wurde das Problem in den vergangenen Jahren allerdings nicht - angesichts der niedrigen Zinsen gab es ohnehin wenige Pleiten. Mit Corona wird sich dies nun aber zwangsläufig ändern, weswegen die Aufseher bei Leveraged Loans genauer hinschauen.

Einmal mehr scheinen sie dabei die Deutsche Bank im Blick zu haben. Laut einem Bericht der Financial Times hat die EZB das Institut sogar "ermutigt", vorübergehend keine neuen, besonders riskanten Kredite dieser Art zu vergeben. Anlässlich einer Routine-Untersuchung im Sommer habe die EZB festgestellt, dass das interne Risiko-Management-System für diese Geschäfte "nicht vollständig sei" und bis Ende September auf den neuesten Stand gebracht werden müsse.

Die Deutsche Bank habe den Wunsch der Aufseher als "unpraktikabel" zurückgewiesen, melde der EZB aber seither jeden Hoch-Risiko-Kredit aus diesem Bereich. Dem Vernehmen nach geht es dabei um die Frage, wie das Kreditrisiko bewertet wird und wie intensiv jedes Engagement verfolgt wird. Die Deutsche Bank will die Wünsche der Aufsicht nun umsetzen - allerdings ist es nicht gerade ein gutes Zeichen, dass sie dazu eine Aufforderung der Aufseher braucht. In der Finanzkrise waren Ausfallraten für diese Kredite vor allem dann besonders hoch, wenn sich die Banken mit laschen Kreditbedingungen zufrieden gaben, was in der Fachsprache "Covenant lite" genannt wird. Hierbei fehlen dann wichtige Klauseln, bei denen die Kreditnehmer zum Beispiel nachschießen müssen, wenn sich die Lage verschlechtert. Laut EZB fielen zuletzt rund 60 Prozent aller neuen Kredite in diese abgespeckte Kategorie. Im Mai hatte die EZB gesagt, diese Geschäfte bekämen derzeit so viel "Gegenwind" wie seit der Finanzkrise nicht mehr.

Die EZB wollte sich nicht äußern. Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte, Leveraged Loans seien wichtig für die Volkswirtschaft. Man verfolge einen vorsichtigen Ansatz, der den regulatorischen Anforderungen entspreche. Das Geldhaus hat für rund elf Milliarden Euro Kredite dieser Art vergeben und verbucht die Erträge daraus im Investmentbanking.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: