Banken nach der Krise:"Mit fremdem Geld spekuliert sich's leicht"

Sind Banken heute sicherer als vor der Krise? Ja, sagt Sabine Lautenschläger, Direktorin der EZB. Noch ist zu wenig passiert, glaubt hingegen DGB-Chef Michael Sommer - und ist mit dieser Meinung nicht allein. Antworten von Entscheidern.

6 Bilder

-

Quelle: Imago Stock&People

1 / 6

Sind Banken heute sicherer als vor der Krise? Ja, sagt Sabine Lautenschläger, Direktorin der EZB. Noch ist zu wenig passiert, glaubt hingegen DGB-Chef Michael Sommer - und ist mit dieser Meinung nicht allein. Antworten von Entscheidern.

Martin Hellwig, Professor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn: "Stellen Sie sich vor, nach einem katastrophalen Unfall wird die Geschwindigkeitsbegrenzung für Tanklaster im Gotthard-Tunnel von 150 km/h auf 140 km/h gesenkt. Dann ist der Verkehr im Tunnel etwas sicherer, aber er ist nicht wirklich sicher. Genauso ist es im Finanzsektor. Die höheren Eigenkapitalanforderungen nach Basel III entsprechen einer Senkung der Geschwindigkeitsbegrenzung von 150 auf 140 km/h. Das meiste andere, was getan oder diskutiert wurde - Regulierung von Hedgefonds, Finanztransaktionssteuer und selbst das Trennbankenprinzip - hat mit der Krise so viel zu tun wie der Benzinverbrauch von SUVs mit dem Unfallrisiko der Tanklaster."

Sabine Lautenschläger

Quelle: dpa

2 / 6

Frau Lautenschläger, sind Banken heute sicherer als vor der Krise?

Sabine Lautenschläger, Direktorin der Europäischen Zentralbank: "Ja, das sind sie. Im Großen und Ganzen haben europäische Banken heute mehr Kapital von besserer Qualität. Viele Institute haben ihr Geschäftsmodell angepasst, Randgeschäftsbereiche abgestoßen, den Eigenhandel eingestellt und sich dadurch erheblich verkleinert. Damit haben sich durchschnittlich Risiken verringert und Risikodeckungsmassen vergrößert. Und auch die Aufsicht über Banken ist umfassender, präventiver und härter geworden. Mit der neuen europäischen Aufsicht, dem SSM, werden wir einen weiteren, großen Schritt nach vorn tun."

Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank

Quelle: REUTERS

3 / 6

Herr Fitschen, sind Banken heute sicherer als vor der Krise?

Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank: "Ja, heute fünf Jahre nach der G20-Erklärung von Pittsburgh, kann ich behaupten, dass der Finanzsektor deutlich stabiler geworden ist. Viele sinnvolle regulatorische Initiativen sind auf den Weg gebracht worden, aber auch die Banken haben ihre Hausaufgaben gemacht. Ich denke beispielsweise an die höhere Kapitalausstattung, das Regelwerk zur Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten, aber auch die anstehende Bankenaufsicht auf europäischer Ebene durch die EZB, die entscheidend dazu beitragen wird, die Stabilität der Banken zu verstärken und so das Vertrauen der Märkte und der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Allerdings müssen wir feststellen, dass ein wesentlicher Aspekt der Pittsburgh-Erklärung noch aussteht - nämlich die Schaffung weltweit einheitlicher Standards, damit gleiche Bedingungen für alle sichergestellt sind."

Nikolaus von Bomhard, 2013

Quelle: Stephan Rumpf

4 / 6

Herr von Bomhard, sind Banken heute sicherer als vor der Krise?

Nikolaus von Bomhard, Chef der Munich Re: "Die entscheidende Frage ist, ob das Finanzsystem eine nie restlos auszuschließende Bankeninsolvenz verkraften kann. Ideal wäre es, keine einzelnen systemrelevanten Banken zu haben, so dass eine Bank, wie ein Unternehmen irgendeiner anderen Branche auch, ohne Schaden für das Gesamtsystem insolvent gehen kann. Solange Banken aber gerettet werden müssen, bedarf es eines klaren Abwicklungsregimes, bei dem ein europäischer Bankenrettungsfonds erst am Ende einer Haftungskette steht."

Bahn-Tarifstreit: DGB-Chef Sommer ermahnt Beamtenbund

Quelle: dpa

5 / 6

Herr Sommer, sind Banken heute sicherer als vor der Krise?

Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, DGB: "Zur Stabilisierung des Finanz- und Bankensystems ist zwar einiges auf den Weg gebracht worden, aber die beschlossenen Maßnahmen reichen nicht. Spekulation und Hochfrequenzhandel bergen immer noch gewaltige Risiken für das Finanzsystem und damit für die Realwirtschaft und Arbeitsplätze weltweit. Wir brauchen endlich eine wirksamere Regulierung des Finanzmarktsystems und vor allem ist die Finanztransaktionssteuer ein wirksames Instrument, um hochspekulative Finanzgeschäfte unattraktiver zu machen und einzudämmen."

Gerhard Schick

Quelle: oh

6 / 6

Herr Schick, sind Banken heute sicherer als vor der Krise?

Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag: "Mit fremdem Geld spekuliert sich's leicht - auch heute noch. Wir Grüne fordern daher als einzige Partei eine einfache aber harte Schuldenbremse für Banken. Mit zehn Prozent ungewichtetem Eigenkapital sind zwar keine hohen Boni möglich, dafür haftet die Gesellschaft aber nicht länger für Bankenschieflagen."

© Süddeutsche.de/sana/rus
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: