Die Landesbanken möchten Kreditrisiken der Sparkassen in einem Pool bündeln, um Kreditausfälle durch zunehmende Firmenpleiten gemeinschaftlich abzusichern. „Die Anzahl der teilnehmenden Sparkassen könnte bei deutlich über 60 liegen“, sagte Thomas Steinmeyer, der das Projekt aufseiten der Bayern LB begleitet, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Das liege auch daran, dass die Insolvenzen zunähmen. Im Mai 2024 meldeten die Amtsgerichte 1934 beantragte Unternehmensinsolvenzen, so das Statistische Bundesamt vor einer Woche. Das waren 30,9 Prozent mehr als im Mai 2023.
Die beteiligten Sparkassen werden bestimmte Risikokredite in einen Pool einbringen. Im Gespräch ist ein Volumen von rund 600 Millionen Euro von 61 Sparkassen. Sollten dort liegende Kredite platzen, stehen für den Verlust alle beteiligten Sparkassen gemeinsam gerade. Institute, die mitmachen möchten, bezahlen dafür eine Gebühr.
Banken:Risse im Fundament
Jahrelang waren Immobilien ein ausgezeichnetes Geschäft für die Banken: Die Zinsen waren zwar niedrig, aber die Preise stiegen immer weiter. Das ist vorbei. Und viele fragen sich, ob das nur der Anfang ist.
Die Risiken haben europaweit zugenommen
Großbanken können ihre Darlehensrisiken meist durch Kreditausfallversicherungen an den Börsen absichern, Sparkassen fehlt diese Möglichkeit oft, denn sie vergeben Kredite an kleine Firmen, deren Verbindlichkeiten häufig nicht versicherbar sind.
Die Risiken in den Bankbilanzen haben europaweit zugenommen. Experten der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) warnten im Juni vor zunehmenden Kreditausfällen. Die Aufseher aus Paris beziehen sich auf Umfragen bei den Banken. Demnach rechnet die Mehrheit der Institute damit, dass die Anzahl fauler Kredite in den kommenden sechs bis zwölf Monaten anwachsen werde – vor allem im Bereich Gewerbeimmobilien, Verbraucherkredite sowie bei Darlehen an kleine und mittelgroße Firmen. Letzte sind die Klientel der Sparkassen.
Insgesamt sind die Risiken für Banken durch die wachsenden internationalen Spannungen infolge des russischen Einmarschs in die Ukraine im Vergleich zu den 2010er-Jahren gewachsen. „Geopolitische Spannungen können zu Wirtschaftssanktionen, Handelsbeschränkungen und Störungen in den internationalen Beziehungen führen“, sagt EZB-Bankenaufsichtschefin Claudia Buch. Das könne allgemein die Kreditrisiken erhöhen.
Wachsende Kreditausfälle in Zeiten schlechter Konjunktur sind nicht ungewöhnlich – und Deutschland steckt in einer Wirtschaftskrise. „Der wirtschaftliche Ausblick für Deutschland bricht ein“, sagte Achim Wambach, Chef des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Die Aussichten für den Euroraum, die USA und China würden ebenfalls deutlich nachgeben.
Das Wirtschaftsinstitut misst regelmäßig die Konjunkturerwartungen der Börsenprofis. Diese sind im August so stark eingebrochen wie seit zwei Jahren nicht mehr, meldete das ZEW am Dienstag. Die deutsche Wirtschaft steckt aktuell mit einem Bein in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres 0,2 Prozent zugelegt hatte. Zwei Minus-Quartale in Folge gelten per definitionem als Rezession.