Banken:Die neue Bescheidenheit

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Die Schweizer Bank UBS hat im vorigen Jahr zwar immer noch 4,3 Milliarden Dollar Gewinn gemacht – ihr Renditeziel aber verfehlt. (Foto: Arnd Wiegmann/Reuters)

Die UBS verfehlt ihre Ziele. Das verheißt nichts Gutes für Europas Banken.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Der Abstand ist noch einmal größer geworden, und alles deutet darauf hin, dass er weiter wächst. Erst wenige Tage sind vergangen, seitdem die großen Banken in den USA ihre Zahlen für das abgelaufene Jahr bekanntgegeben und der Welt ein Rekordergebnis nach dem anderen vorgelegt haben. JP Morgan und Morgan Stanley verdienten so viel wie noch nie, der Reihe nach haben alle großen US-Banken die Erwartungen übertroffen. Am Dienstag verkündete die Schweizer Großbank UBS als erstes europäisches Institut ihre Ergebnisse. Wer noch ein wenig Hoffnung hegte, im Bankensektor Europas werde sich allmählich etwas zum Besseren wenden, der wurde bitter enttäuscht.

Die Bank verdiente im vergangenen Jahr unter dem Strich 4,3 Milliarden Dollar und damit fünf Prozent weniger als im Vorjahr, der Vorsteuergewinn im Investmentbanking halbierte sich in etwa. Die Kosten lagen höher als angepeilt, das Renditeziel wurde verfehlt. Für die kommenden Jahre zeigt sich das Institut jetzt deutlich zurückhaltender und passt damit zum dritten Mal in drei Jahren seine Ziele an. Die Investoren straften die Bank umgehend ab; schon zum Börsenstart fiel der Kurs der UBS-Aktie um etwa fünf Prozent. Einziger Lichtblick für Anleger ist die Dividende: Sie soll von 69 auf 73 Cent pro Aktie steigen.

Von strengen Sparprogrammen ähnlich der Konkurrenz aus Deutschland, Großbritannien oder Italien will UBS-Konzernchef Sergio Ermotti derzeit nichts wissen. Er setzt nach wie vor auf höhere Einnahmen aus dem Geschäft mit vermögenden Privatkunden, in dem die UBS in den vergangenen Jahren zum weltweit größten Anbieter geworden ist. Gleichwohl hat die Bank in Aussicht gestellt, Negativzinsen der Zentralbanken in der Schweiz und in der Eurozone an Kunden weiterzureichen. Von Kunden, die aus Sicht der Bank zu viel Bargeld halten, will man sich sogar trennen.

Mit Blick auf die kommenden Jahre ist die Bank noch einmal bescheidener geworden. Für die Zeit bis 2022 peilt die UBS eine Rendite auf das harte Kernkapital von zwölf bis 15 Prozent an, nach bisher 17 Prozent. Die Zinsen dürften für längere Zeit tief bleiben, schätzt die Bank. Hoffnung ruht nun auf den im vergangenen Jahr vom Konkurrenten Credit Suisse abgeworbenen Iqbal Khan, der den glücklosen früheren Commerzbank-Chef Martin Blessing an der Spitze der Vermögensverwaltung ersetzte, also der wichtigsten Konzernsparte. Mit der zurückhaltenderen Zielsetzung ist die UBS im europäischen Markt keine Ausnahme. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sprach zuletzt davon, es sei "ambitionierter" geworden, das für 2022 angepeilte Renditeziel zu erreichen. Deutschlands größtes Geldhaus legt Ende nächster Woche seine Zahlen vor.

© SZ vom 22.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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