Deutsche Bank:Wenn Erfolg harte Arbeit ist

Deutsche Bank: Wie viel die Deutsche Bank zurückzahlen muss, und ob Strafen drohen, ist noch unklar.

Wie viel die Deutsche Bank zurückzahlen muss, und ob Strafen drohen, ist noch unklar.

(Foto: ARMANDO BABANI/AFP)

Die Deutsche Bank übertrifft zum Jahresanfang die Erwartungen der Analysten. Ruhig geworden ist es um ihre Unternehmensbank, die das neue Herzstück des Instituts werden sollte.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Als Christian Sewing im Sommer 2019 die neue Strategie der Deutschen Bank verkündete, stellte er vor allem eine Sparte ins Schaufenster: Die Unternehmensbank. Mit ihr werde das größte deutsche Geldhaus wieder an ihre Tradition anknüpfen, die heimischen Firmenkunden in alle Welt zu begleiten. Es sei nicht nur ein "sehr aufregendes Geschäft", sondern auch das "Herzstück der Bank", und das "großartige Management" müsse nun nur noch die "niedrig hängenden Früchte" ernten, frohlockte der Vorstandschef. 2022 sollte die Sparte dann - neu zusammengesetzt aus Postbank und Deutscher Bank - zwei Milliarden Euro Vorsteuergewinn erwirtschaften, so hieß es damals. Der Ertrag sollte bei sechs Milliarden Euro liegen, womit die gesamten Einnahmen gemeint sind. Das Geschäft werde dann ungefähr gleich viel zum Konzerngewinn beitragen, wie das schwankungsanfällige Investmentbanking, und dies ein Stück weit in den Schatten stellen.

Fast zwei Jahre später ist es ruhig geworden um das "sehr aufregende Geschäft". Spartenchef Stefan Hoops, den Sewing einst als Nachwuchshoffnung ausgerufen hatte, bekam gerade erst einen neuen Vorstand vor die Nase gesetzt, das Umsatzziel ist inzwischen deutlich gesenkt, das Gewinnziel einkassiert. Und auch sonst spielt die Musik nun wieder voll im Investmentbanking: Auch im ersten Quartal 2021 profitierte die Deutsche Bank - wie alle großen Geldhäuser weltweit - von der Sonderkonjunktur im Handel mit Anleihen, Währungen und Aktien, ausgelöst vor allem durch die krisenbedingten Schwankungen an den Finanzmärkten und gestützt durch die expansive Politik der Notenbanken.

Unter dem Strich und nach Abzug der Zinszahlungen für bestimmte Kapitalinstrumente, schaffte die Bank in den ersten drei Monaten damit immerhin einen Netto-Gewinn von 900 Millionen Euro und Erträge von 7,1 Milliarden Euro, was mehr war, als Analysten erwartet hatten. Entsprechend stieg der Aktienkurs um fast zehn Prozent, machte die Verluste der vergangenen Tage mehr als wett. Das erste Quartal sei ein "weiterer Beleg dafür, dass die Deutsche Bank in allen vier Geschäftsbereichen auf dem richtigen Weg ist und nachhaltig profitabler wird", jubelte Konzernchef Sewing.

Nicht nur das Investmentbanking aber schwankt in der Regel stark, auch für das stabilere Privat- und Firmenkundengeschäft wird die Bank den Erfolg noch unter Beweis stellen müssen. Jedenfalls schrumpft die Unternehmensbank seit drei Jahren kontinuierlich, selbst in einem Umfeld, das ideal war, um verloren gegangenes Vertrauen bei Firmenkunden zurückzuerobern. Tatsächlich gehörte das Institut zu jenen Banken, welche 2020 die meisten Notkredite der Bundesregierung an Unternehmen durchgeleitet haben.

Dass der Erfolg dennoch harte Arbeit ist, die Früchte also eher hoch hängen, zeigte sich auch im ersten Quartal: Während die Investmentbank die Erträge um 30 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro steigerte, ging es in der Unternehmerbank im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück. Belastungen durch das niedrige Zinsniveau konnte der Bereich zudem ausgleichen mit Subventionen, mit denen die EZB die Kreditvergabe in der Corona-Krise anregen wollte. Außerdem reichte sie Negativzinsen zunehmend an die Kunden weiter und löste Reserven für faule Kredit auf, anstatt neue zu bilden. Unter dem Strich blieben 220 Millionen Euro Gewinn.

"Höhere Positionen im Hedgefonds-Geschäft."

Abgesehen davon scheint die Bank immerhin ohne Blessuren aus dem Debakel um den Hedgefonds Archegos hervorgegangen zu sein, was offenbar auch viele Analysten überrascht hat. Dies habe man dem umsichtigen Risikomanagement zu verdanken gehabt, sagte Finanzchef James von Moltke. Für Verwunderung bei den Analysten sorgte indes auch, dass die Bank überhaupt noch Geschäft mit Hedgefonds macht, schließlich hat sie das so genannte Prime Brokerage Ende 2019 an den französischen Rivalen BNP Paribas verkauft. Zudem sind ihre Risiken in dem Geschäft nicht geschrumpft, sondern gestiegen, anders als es die Deutsche Bank 2019 versprochen hatte. Unter anderem deswegen ist sogar die interne Bad Bank zuletzt gewachsen, eine Abbaueinheit, in der die Bank eigentlich bis 2022 Altlasten abbauen wollte. Dort befinden sich inzwischen Bilanzpositionen in Höhe von 81 Milliarden Euro, obwohl die Bank 2019 versprochen hatte, die Bad Bank bis Ende 2020 auf 17 Milliarden Euro zu verkleinern.

Ein Teil dieses Zuwachses sei auf "höhere Positionen im Hedgefonds-Geschäft zurückzuführen", hieß es nun. Ob es sich dabei um Restbestände aus dem Archegos-Fall handelt, dazu wollte sich Moltke ebenso wenig äußern, wie zu der Frage, wann die Bad Bank aufgelöst wird. Klar ist aber: Die Sparte wird den Konzern wohl auch über 2022 hinaus belasten - und den Erfolg der anderen Bereiche eintrüben.

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