Banken:Commerzbank erhöht Gebühren

Der Aufsichtsrat des Geldhauses genehmigt den erneuten Umbau des Konzerns. Die Bank rückt nicht nur von der bisherigen Filialstrategie ab, sondern liebäugelt auch mit höheren Preisen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Der Aufsichtsrat der Commerzbank hat den erneuten Konzernumbau genehmigt. Unter dem Strich streicht die Commerzbank 2300 Stellen, schließt jede fünfte der insgesamt 1000 Filialen, verkauft die polnische Tochter M-Bank und integriert die Online-Tochter Comdirect, wie die Commerzbank am Donnerstag nach einer zweitägigen Sitzung des Aufsichtsrats mitteilte. Das Kontrollgremium habe die in der vergangenen Woche bereits in Grundrissen vorgestellte Strategie mit dem Namen "Commerzbank 5.0" genehmigt. "Wir machen die Bank wetterfest", ließ sich Commerzbank-Chef Martin Zielke zitieren. "Wir stellen sie so auf, dass sie auch in einem schwierigen Marktumfeld mit ihren Kunden erfolgreich ist".

Die Aktionäre indes sind skeptisch, ob der Umbau diesmal gelingt. Es ist bereits die vierte neue Großstrategie der Bank binnen zehn Jahren. Seit das Institut vergangenen Freitag die Eckpunkte der neuen Strategie bekannt gegeben hat, ging es mit dem Aktienkurs weiter bergab. Die Bank kämpft mit hohen Kosten und sinkenden Erträgen. Der Großaktionär Bund, der seit der Finanzkrise mit 15,6 Prozent an der Bank beteiligt ist, sucht derzeit sogar einen Berater, um die Strategie von Commerzbank-Chef Zielke zu überprüfen.

Die Commerzbank rückt nun aber nicht nur von ihrer Filialstrategie ab - während viele andere Banken seit Jahren zahlreiche Zweigstellen schließen, hatte die Commerzbank unverdrossen auf ein vergleichsweise dichtes Filialnetz gesetzt. Man scheint sich nun auch vom weitgehend kostenlosen Girokonto zu verabschieden. Die Details sind noch unklar, aber in der Pressemitteilung hieß es etwas verklausuliert, bei bestehenden Kunden wolle die Commerzbank "darüber hinaus zusätzliche Ertragspotenziale konsequent nutzen", Die Bank führe eine neue Preisstrategie ein und gebe den Kunden dadurch "mehr Wahlmöglichkeiten". Bei kostenlosen Basisprodukten werde künftig "auch Inaktivität bepreist". Was dies für die Kunden bedeutet, will die Commerzbank diesen Freitag auf einer Pressekonferenz erläutern.

Außerdem traut sich das Geldhaus offenbar kein allzu großes Wachstum mehr zu. In den vergangenen Jahren hatte die Commerzbank 1,3 Millionen neue Kunden angelockt. Nun sollen in Deutschland bis Ende 2023 netto nur noch mehr als eine Million Neukunden gewonnen werden. Das Marktumfeld habe sich verschärft, was sich außerdem im Firmenkundengeschäft zeige. Daher erwarte die Bank für 2019 "nicht länger steigende bereinigte Erträge". Bisher hatte die Bank eine Steigerung der bereinigten Erträge angepeilt.

Zudem gibt es Neuerungen im Vorstand: Bettina Orlopp, 49, die in der Führung des MDax-Konzerns derzeit für Personal und Rechtsfragen zuständig ist, folgt spätestens Ende März 2020 auf Finanzvorstand Stephan Engels. Die ehemalige McKinsey-Partnerin ist derzeit die einzige Frau in dem siebenköpfigen Vorstandsgremium.

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