Bankberatung:Samstags zur Bank? Leider nein!

Die umgebaute HVB-Filiale in Starnberg

Die HypoVereinsbank experimentiert bereits mit Beratungen in Randzeiten - samstag sind die Filialen des Insituts bislang noch nicht geöffnet.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)
  • Die meisten Banken werden wohl auch in Zukunft nicht samstags öffnen - obwohl viele Berufstätige genau dann Zeit für ein Gespräch mit ihrem Bankberater hätten.
  • Immer mehr Institute bieten stattdessen Beratungen in Randzeiten, also spätabends oder samstags, an - per Telefon, Video oder Chat.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Am Jungfernstieg in Hamburg gibt es eine, auch an der Friedrichstraße in Berlin und in einem Einkaufszentrum am Rand von Frankfurt. Abgesehen von wenigen Ausnahmen aber haben die meisten Bank- oder Sparkassenfilialen samstags geschlossen. Immer dann, wenn Berufstätige einmal Zeit für ein Gespräch mit ihrem Bankberater haben, - etwa vor Arbeitsbeginn um sieben Uhr, nach Büroschluss, in der Mittagspause und eben samstags - genau dann sind die meisten Bankfilialen zu.

Das dürfte auch vorerst so bleiben, zumindest, was den Samstag anbelangt. Denn viele Banken - Commerzbank, Deutsche Bank, einige Sparkassen - haben schlechte Erfahrungen gemacht. "Die meisten Kunden haben am Samstag weder Lust noch Zeit, für eine Bankberatung persönlich in eine Filiale zu gehen", sagt Dirk Vater von der Unternehmensberatung Bain & Company. Kunden würden samstags allenfalls in die Filiale kommen, um Geld abzuheben, aber das bringe der Bank weniger ein als das Beratungsgeschäft. "Für Beratungen am Telefon oder per Video von zu Hause aus scheinen deutsche Bankkunden am Wochenende aber offen zu sein", sagt Vater.

Deutsche Bank ersetzt 188 Filialen durch acht Spezialcenter

Tatsächlich gehen viele Menschen inzwischen ja auch jederzeit online einkaufen. Und wer sich außerhalb der Filialöffnungszeiten ein Wertpapierdepot zusammenstellen will, kann das längst mit Hilfe einer Online-Vermögensverwaltung, einem "Robo-Advisor", tun.

Dem wollen viele Institute nun etwas entgegensetzen: Die Deutsche Bank zum Beispiel schließt zwar gerade 188 Filialen, will dafür aber sieben bis acht spezielle Beratungscenter eröffnen. Dort sollen Kunden auch am Samstag - per Telefon, online oder Chat - beraten werden, plant Privatkundenchef Christian Sewing. Insgesamt sollen in den Beratungscentern 360 Bankkaufleute arbeiten, davon 200 zuständig für Privatkunden. Die ersten Center dieser Art sollen in wenigen Wochen in Berlin und Leipzig den Betrieb aufnehmen. Dort können sich Kunden aus Ostdeutschland über Telefon oder online beraten lassen. Die weiteren Center sollen 2017 folgen.

Institute experimentieren mit Beratungen in Randzeiten

Schon etwas länger experimentiert die HypoVereinsbank mit der Beratung zu Randzeiten: Bis 20 Uhr können sich Kunden werktags - per Video oder Chat - auch zur Baufinanzierung oder Geldanlage betreuen lassen. Insgesamt hat die Bank 210 Berater für solche Ferndiagnosen im Einsatz. Auch samstags sind HVB-Mitarbeiter zu erreichen, wenn auch nur für technische Fragen, nicht für eine Beratung.

Kunden der Commerzbank hingegen können zwar an sieben Tagen die Woche von 7 bis 22 Uhr via Chat oder Telefon einen Ratenkredit abschließen oder ein Girokonto beziehungsweise Depot eröffnen. Für Beratung zu Geldanlage oder Baufinanzierung allerdings müssen die Kunden immer noch in die Filiale kommen.

Denn tatsächlich ist es für die Institute nicht einfach, auch samstags qualifizierte Bankberater einzusetzen. Bei der Deutschen Bank wird dazu noch hart verhandelt. Den Gewerkschaften nämlich war dies bislang nicht genehm. "Die Branche ist im Umbruch und die Konzepte der Vergangenheit taugen nicht mehr", sagt jedoch Martina Klee, Betriebsrätin der Deutschen Bank. "Die Kunden erwarten, dass wir sie flexibel begleiten". Selbstverständlich müssten die Mitarbeiter dafür entsprechend gut bezahlt werden. Der Bankentarifvertrag oder Haustarife sollten daher neu verhandelt werden, fordert Klee. Zumindest grundsätzlich müsse auch Samstagsarbeit möglich sein. Denn die Konkurrenz aus dem Internet nehmen auch die Mitarbeiter wahr.

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