Bank JP Morgan verzockt Milliarden:"Das lässt uns ziemlich dumm aussehen"

Die größte Bank der USA ist geschmeidig durch die Finanzkrise gekommen und ihr Chef Jamie Dimon lässt sich dafür gerne feiern. Nun aber stehen die Banker von JP Morgan dumm da: Das Geldhaus hat zwei Milliarden Dollar verzockt. Und es könnte noch schlimmer kommen, denn die verhängnisvollen Wetten laufen weiter.

Wer immer sich fragte, was die Banken aus der Finanzkrise gelernt haben könnten, hat nun eine Antwort bekommen: Nichts. Nur so ist zu erklären, warum JP-Morgan-Chef Jamie Dimon bei einer eilig anbraumten Telefonkonferenz mit Analysten nun von "ungeheuerlichen Fehlern" sprechen muss, von Schlampereien und falschen Entscheidungen. Ausgerechnet JP Morgan. Ausgerechnet Dimon.

Zeitung: US-Bank JP Morgan fordert 80 Millionen Euro von BVG

Die Zentrale der US-Investmentbank JP Morgan Chase & Co. in New York City.

(Foto: ddp)

JP Morgan war ohne größere Blessuren durch die Finanzkrise gekommen. Das hatte Dimon einen guten Ruf und vor allem ein üppiges Gehalt eingebracht. Allein für das vergangene Jahr strich er 23 Millionen Dollar ein - also etwa doppelt so viel wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.

Nun räumte Dimon überraschend ein, dass JP Morgan, die größte Bank der USA, zwei Milliarden Dollar verzockt hat - bislang. Seit Ende März habe es massive Abschreibungen in einem Kreditportfolio gegeben, weil die Absicherung gegen Verluste gescheitert sei. "Das Portfolio hat sich als risikoreicher, verletzlicher und für eine wirtschaftliche Absicherung weniger effektiv erwiesen als wir dachten", sagte Dimon.

Und es kann noch schlimmer kommen, denn die Finanzwetten laufen weiter. Die Bank will offenbar nicht überhastet aus den Geschäften aussteigen und damit noch größere Verluste riskieren.

"Es wird sich noch länger auswirken"

Dimon befürchtet daher, dass das Desaster noch für eine Weile Spuren in der Bilanz hinterlassen wird. "Es ist riskant, und es wird sich noch länger auswirken", sagte er. Die Sparte Corporate und Private Equity werde im zweiten Quartal nun wohl einen Verlust von 800 Millionen Dollar ausweisen statt des angepeilten Gewinns von rund 200 Millionen Dollar.

Die Reaktion an der Börse war heftig: JP-Morgan-Aktien rutschten im deutschen Aktienhandel teils um mehr als acht Prozent ab. Auch andere Banktitel verloren deutlich.

Gerade für JP Morgan ist der Fehler besonders peinlich: Das Management der Bank habe sich stets gegen eine strengere Regulierung der Banken im Rahmen der sogenannten "Volcker Rule" ausgesprochen, räumte Dimon ein. "Das lässt uns ziemlich dumm aussehen." Die Volcker Rule ist nach dem ehemaligen US-Notenbanker Paul Volcker benannt. Sie legt fest, dass Banken den Handel auf eigene Rechnung aufgeben sollen.

Dimon kündigte an, dass die Bank alle notwendigen Korrekturen vornehmen werde, um solche Vorfälle künftig zu verhindern. Auch personelle Konsequenzen seien bei der Aufarbeitung der fehlgeschlagenen Absicherungsstrategie nicht ausgeschlossen. Er halte allerdings an seiner Kritik an den Regulierungsplänen der Regierung fest. Das Problem seiner Bank sei es gewesen, dass die Absicherungsstrategie uneffektiv und mit schlechter Überwachung umgesetzt worden sei.

Der Verlust trat im Geschäftsbereich Chief Investment auf, der nach Angaben der Bank dazu genutzt wird, Wetten einzugehen, die Beteiligungen an individuellen Beständen absichern sollen, also etwa Kredite an Firmen mit einem schwachen Rating. Dimon bestätigte, dass die Probleme im Zusammenhang mit einem Geschäft aufgetreten seien, über das das Wall Street Journal im April berichtet hatte. Demnach soll ein Händler mit dem Spitznamen "Der Londoner Wal" eine ungewöhnlich große Handelsposition aufgebaut haben, gegen die Hedgefonds Wetten abgeschlossen hätten. Konkret setzte er dem Bericht zufolge darauf, dass sich die Kreditwürdigkeit von 125 Unternehmen, die in dem Index mit Namen CDX IG 9 zusammengefasst sind, verbessern würde.

Branchenexperten sehen nun Dimons Image als Wall-Street-Star angekratzt. "Jamie hat sich immer als einer der Könige der Wall Street gegeben", sagte die langjährige Bankenanalystin Nancy Bush vom Finanznachrichtendienst SNL. "Ich weiß nicht, wie es so schnell so schlecht laufen konnte mit seinem Wissen und seiner Abneigung gegen Risiken."

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