GeldpolitikBank of England: Leitzinssenkung auf 4,25 Prozent

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Herr der Zinsen: Der Chef der Bank of England, Andrew Bailey, hach der Verkündung des neuen Leitzinses in London.
Herr der Zinsen: Der Chef der Bank of England, Andrew Bailey, hach der Verkündung des neuen Leitzinses in London. (Foto: CARLOS JASSO/AFP)

Die Bank of England senkt den Leitzins. Die Entscheidung fiel nach internen Debatten. Der Inflationsdruck lässt nach, allerdings führt die US-Handelspolitik zu Unsicherheit.

Die britische Notenbank hat sich zur zweiten Leitzinssenkung in diesem Jahr durchgerungen. In einer intern umstrittenen Entscheidung beschlossen die Währungshüter in London am Donnerstag, den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen Viertelpunkt auf 4,25 Prozent herunterzusetzen. Die Bank of England (BoE) hat ihn zuletzt im Februar gekappt. Die Inflation war jüngst auf dem Rückmarsch. Sie dürfte aus Sicht der Notenbank wieder aufflackern, wenn auch nur vorübergehend. Die Geldpolitik sei nicht auf Autopilot, betonte BoE-Chef Andrew Bailey. Die vorigen Wochen hätten gezeigt, wie unberechenbar die Weltwirtschaft sein könne: „Deshalb müssen wir bei weiteren Zinssenkungen an einem schrittweisen und vorsichtigen Vorgehen festhalten.“ Die Folgen der globalen Handelsspannungen sollten jedoch nicht überbewertet werden.

An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass das Tor für weitere Senkungen der BoE im laufenden Jahr offen steht. Als Türöffner könnte ein Handelsabkommen Großbritanniens mit den USA dienen, das US-Präsident Donald Trump im Laufe des Tages verkünden will. Bailey sagte, er habe keine Kenntnis von dessen Inhalt, begrüße jedoch das Zustandekommen eines solchen Abkommens. Es sei geeignet, dazu beizutragen, die Unsicherheit zu verringern.

Der Zinsentscheid in London ging intern nicht so glatt durch, wie viele Experten erwartet hatten: Der geldpolitische Ausschuss der BoE stimmte mit fünf zu vier Stimmen für eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt. Zwei Mitglieder, Swati Dhingra und Alan Taylor, stimmten für eine stärkere Senkung um einen halben Prozentpunkt, während Chefökonom Huw Pill und die Währungshüterin Catherine Mann die Zinsen unverändert lassen wollten. Bailey räumte ein, dass er selbst „ziemlich unentschlossen“ in die Sitzung gegangen sei: „Ich war mir noch nicht so ganz sicher, in welche Richtung es gehen würde.“

Neben der sich abzeichnenden Entspannung an der Handelsfront sprach auch der zuletzt nachlassende Inflationsdruck für eine lockerere geldpolitische Gangart der BoE: Die Verbraucherpreise stiegen im März binnen Jahresfrist um 2,6 Prozent, nach 2,8 Prozent im Februar. Sinkende Kraftstoffpreise und unveränderte Lebensmittelkosten trugen zum nachlassenden Preisauftrieb bei. Die BoE geht davon aus, dass die Inflation im ersten Quartal 2027 den angepeilten Zielwert von zwei Prozent erreichen wird – neun Monate früher als noch im Februar prognostiziert.

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