Drei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben die drei baltischen Staaten die Stromnetzverbindung mit Russland gekappt und in Europa angedockt. Estland, Lettland und Litauen erklärten am Sonntag, dass sie ihre Stromsysteme erfolgreich mit dem europäischen kontinentalen Stromnetz synchronisiert haben. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, begrüßte den Schritt als Zeichen einer neuen Ära der Freiheit für die Region. „Diese Ketten von Stromleitungen, die Sie mit feindlichen Nachbarn verbinden, werden der Vergangenheit angehören“, sagte sie in einer Rede bei einer Zeremonie in Vilnius in Anwesenheit der Staats- und Regierungschefs der drei Länder. „Das ist Freiheit – Freiheit von Drohungen, Freiheit von Erpressung“, sagte von der Leyen und fügte hinzu, auch der gesamte europäische Kontinent befreie sich von der Nutzung russischen Erdgases.
Der lang geplante und komplexe Schritt soll die drei baltischen Staaten enger in die Europäische Union integrieren und die Energiesicherheit der Region erhöhen. Strom beziehen Lettland, Litauen und Estland schon seit längerem nicht mehr aus Russland. Das bereits in den 1950er Jahren gebaute Netz verband die damaligen Sowjetrepubliken in der Region und wurde weiter genutzt.
Erste Pläne sich von der Abhängigkeit von Russland zu lösen, gab es nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014. Die Russland zugeschriebenen Beschädigungen von Energie- und Datenleitungen durch die Ostsee zu Nachbarstaaten in jüngerer Zeit haben die Bemühungen beschleunigt, die Stromnetzverbindung zu Russland zu kappen. Insgesamt 1,6 Milliarden Euro, überwiegend EU-Mittel, haben die drei baltischen Staaten dafür investiert. Die Abkopplung von Russland macht sie aber noch abhängiger von den Untersee-Leitungen. Für die EU bedeutet die Umstellung, dass sie eventuelle Störungen abfangen muss.