Bahnstreik:Lokführer im Ausstand

Die Lokführergewerkschaft macht ernst: Seit Mittag wird der Güterverkehr bestreikt. Die Kosten für die Wirtschaft könnten explodieren.

"Wir haben keinen Schwerpunkt, wir streiken im Güterverkehr bundesweit", sagte der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Manfred Schell, in Frankfurt. Der Streik soll 42 Stunden bis Samstagmorgen um 6 Uhr dauern.

Wie viele Güterzüge wegen des Arbeitskampfes ausfallen werden, sei nicht abschätzbar. Die Gewerkschaft geht laut Schell davon aus, dass von den 5500 Lokführern im Güterverkehr der Bahn noch etwa ein Drittel im Dienst sind. "Solange die Bahn uns kein Angebot vorlegt, streiken wir", betonte Schell.

Der Streik im bundesweiten Güterverkehr der Bahn sollte nach Angaben der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) als "langsame Welle" beginnen. Nach dem Start des Ausstands von Mittag an würden Güterverkehrszentren und Rangierbahnhöfe nach und nach "volllaufen", sagte der Bezirkschef der Lokführergewerkschaft GDL in Berlin-Sachsen-Brandenburg, Hans-Joachim Kernchen. Wenn Züge nicht aus den Anlagen herausführen, seien die Kapazitäten irgendwann erschöpft.

Mit längerer Streikdauer dürften die Auswirkungen immer stärker sichtbar werden. Zu rechnen sei auch damit, dass Güterzüge an Bahnhöfen und auf Überholgleisen stehenbleiben. In der Hauptstadtregion ist demnach vor allem mit Behinderungen an den Güterverkehrszentren Wustermark (Landkreis Havelland) und Großbeeren (Landkreis Teltow-Fläming) sowie am wichtigen Rangierbahnhof in Seddin bei Potsdam zu rechnen.

Schwerpunkt Ostdeutschland

"Wir bestreiken die Güterzüge in der ganzen Republik, Schwerpunkt wird Ostdeutschland sein, weil wir dort stärker organisiert sind", sagte GDL-Vize Claus Weselsky in Frankfurt. Von der Bahn gebe es weiterhin keine Signale, die die GDL zurück an den Verhandlungstisch brächten.

"Wir kommen zu Verhandlungen, wenn man uns ein Angebot macht, in dem etwas über Arbeitszeit und Gehalt steht", sagte Weselsky. Die GDL hatte am Mittwoch einen 42-Stunden-Streik im Güterverkehr ab Donnerstagmittag angekündigt. In dem seit Monaten festgefahrenen Tarifkonflikt fordert die GDL einen eigenständigen Tarifvertrag und bis zu 31 Prozent mehr Geld.

Die Deutsche Bahn erwartet beim Streik im Güterverkehr "keine erheblichen Behinderungen im Personenverkehr", sagte Bahn-Manager Kay-Uwe Arnecke dem Sender NDR-Info. Die GDL-Lokführer seien angehalten, ihre Züge in den nächsten Bahnhof oder auf das nächste Abstellgleis zu fahren, um keine Gleise zu blockieren. "Wir hoffen auch, dass sich die GDL an diese Spielregeln hält", sagte der beim Personenverkehr für das Personal zuständige Manager. "Sollte das nicht der Fall sein, werden wir dagegen vorgehen müssen."

Treffen im Kanzleramt

In Berlin werden die Beratungen über eine Teilprivatisierung der Deutschen Bahn fortgesetzt. Bundesregierung und Bahnvorstand wollen erneut nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Dazu kamen am Donnerstag Kanzleramtschef Thomas de Maizière (CDU), Finanzminister Peer Steinbrück und Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (beide SPD) mit Bahnchef Hartmut Mehdorn und seinem Finanzvorstand Diethelm Sack im Kanzleramt zusammen. Hauptproblem ist die vom SPD-Parteitag verlangte Ausgabe von Volksaktien, die von der Union strikt abgelehnt wird.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: