Bahnfahren am Osterwochenende:Schienennetz wird zur Großbaustelle - pünktlich zu Ostern

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Mehr als 100.000 Tonnen Schotter werden in den kommenden Tagen bewegt: Die Deutsche Bahn hat für die Osterfeiertage etliche Großbaustellen angekündigt. Vor allem an den Knotenpunkten kommt es zu Störungen, auf zahlreichen Strecken müssen sich Reisende auf Verspätungen einstellen. Fahrgastverbände zeigen Verständnis für die Arbeiten - nur nicht für den Zeitpunkt.

Daniela Kuhr

Osterzeit ist Reisezeit. In ganz Deutschland werden sich Menschen auf den Weg machen, um Verwandte zu besuchen oder in den Urlaub zu fahren. Da das Auto bei den hohen Benzinpreisen nicht unbedingt erste Wahl ist, spricht einiges für die Bahn. Doch die hat sich - wieder einmal - ausgerechnet die Ostertage ausgesucht, um das Schienennetz auf Vordermann zu bringen.

Großbaustelle Gleisbett: Die Deutsche Bahn plant über die Osterfeiertage umfangreiche Reparaturarbeiten auf ihren Strecken. (Foto: dapd)

Hundert Kilometer Gleise, fünfzig Weichen, 80.000 Schwellen und 100.000 Tonnen Schotter sollen in den kommenden Tagen erneuert werden. Insgesamt 150 Baustellen sind bundesweit die Folge. Vor allem an den Knotenpunkten Hamburg und Köln müssen Züge umgeleitet werden, sie halten oft nicht an den gewohnten Bahnhöfen.

Auch zwischen Bremen und Osnabrück, Köln und Bonn, Frankfurt und Kassel, München und Ingolstadt sowie Frankfurt und Darmstadt werden Gleise und Weichen ausgetauscht. Weil der Zugverkehr daher oft nur eingleisig stattfinden kann und an den Baustellen vorbeigeleitet werden muss, verlängern sich häufig die Fahrzeiten. Wer von Nürnberg nach München fahren will, benötigt dafür beispielsweise am Samstag gut 30 Minuten mehr als sonst, nämlich eine Stunde und 42 Minuten statt eine Stunde und sechs Minuten. Bei gleichem Fahrpreis übrigens.

Die Bahn bedauert die Unannehmlichkeiten. Doch sei das Osterwochenende "mit seinen vier zusammenhängenden Tagen die einzige Gelegenheit, umfangreichere Gleisbauprojekte mit möglichst geringer Auswirkung auf Schüler-, Berufs- und Geschäftsreiseverkehr zu realisieren", heißt es. Um den Ärger für die Fahrgäste möglichst gering zu halten, sind die veränderten Fahrzeiten seit Ende 2011 in die Oster-Fahrpläne eingearbeitet. Wer also seit diesem Zeitpunkt eine Reiseauskunft eingeholt oder ein Ticket für Ostern gekauft hat, wurde schon über die verlängerten Fahrzeiten und die mögliche Umsteigerei informiert. Die Bahn will zudem zusätzliches Personal einsetzen, um irritierten Kunden besser Auskunft geben zu können.

Verständnis bei Fahrgastverbänden

Das Unternehmen steckt im Zwiespalt. Einerseits wirft man der Bahn vor, zu wenig Geld in die Infrastruktur zu stecken und das Schienennetz verkommen zu lassen. Andererseits beeinträchtigen Bauarbeiten zwangsläufig den Zugverkehr. Beim Fahrgastverband Pro Bahn hat man daher durchaus Verständnis für die Maßnahmen.

"Die Frage ist nur, warum das jedes Jahr ausgerechnet zu Ostern geschehen muss - wenn so viele Menschen verreisen wollen wie sonst wahrscheinlich nur an Weihnachten", sagt Verbandssprecher Matthias Oomen. Die Fahrgäste würden gleich dreifach bestraft: "Es gibt weniger Verbindungen, die Züge sind voller, die Fahrt dauert länger, und die Tickets sind unter Umständen durch die zurückgelegten Umwege auch noch teurer." Alles in allem seien das keine guten Voraussetzungen, um Menschen dazu zu bewegen, ihr Auto stehen zu lassen.

Ein Bahnsprecher beschwichtigt: "Wir achten darauf, dass die Hinreise-Welle am Donnerstagnachmittag und am Abend noch möglichst ungestört bleibt und der Großteil der Bauarbeiten am Montagmittag beendet ist." In der Zeit dazwischen würden nicht so viele mit dem Zug fahren. Fragt sich, ob er recht hat. Im vergangenen Jahr war es der Karfreitag gewesen, an dem es besonders heftig zuging: Da durfte ein völlig überfüllter IC-Zug in Münster nur weiterfahren, weil die Bahn einige Fahrgäste zum Aussteigen bewegen konnte - mit 25-Euro-Gutscheinen.

Linktipp: Alle Zahlen, alle Daten und die Informationen, auf welchen Strecken die Bahn besonders stark verspätet ist, finden Sie im SZ-Zugmonitor.

© SZ vom 05.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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