Bahnchef Rüdiger Grube:Flucht nach vorn

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Der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube wagt schon unmittelbar nach Amtsantritt den harten Schnitt. Anders geht es nicht.

Michael Bauchmüller

Der Mann fackelt nicht lange. Zügig, schonungslos, bedingungslos müsse die Datenaffäre bei der Bahn aufgeklärt werden, sagte der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube erst vergangene Woche. Jetzt zieht er radikal die Konsequenzen - und feuert den halben Vorstand.

Selten hat ein neuer Vorstandschef binnen zwei Wochen ein Unternehmen derart umgekrempelt. Grube will einen echten Neuanfang. Er wirft das Erbe Hartmut Mehdorns ab wie ein Ballonfahrer den Ballast.

Zwingendes Ende

Die Datenaffäre ist dabei nur noch Kulisse. Nicht alle, die nun gehen müssen, sind nachweislich in die Bespitzelung von Mitarbeitern verstrickt. Grube nutzt die Chance, sie gleich mit auszuwechseln.

Er will keine Zeit mit Leuten vertun, von denen er sich auf kurz oder lang ohnehin hätte trennen müssen. Deswegen vor allem müssen auch Leute wie Otto Wiesheu und Norbert Hansen gehen. Für beide ist es kein schönes Ende ihres Engagements. Aber ein zwingendes.

Denn einerseits braucht Grube das klare Signal nach innen. Viele Mitarbeiter sind nach den Debatten der vergangenen Monate verunsichert - und fragen sich, in welchem Unternehmen sie da eigentlich gearbeitet haben.

Zum anderen aber hat Grube jetzt Wichtigeres zu tun, als sich lange mit Hintergründen und Auswirkungen der Datenkrise zu befassen. Denn Krisen gibt es bei der Bahn noch reichlich. Beim Güterverkehr etwa, der angesichts der Wirtschaftskrise immer weniger Güter zu transportieren hat. Oder im Nahverkehr, in dem die Bahn reihenweise Aufträge verliert.

Grube wagt einiges. Mitten in der Krise den halben Vorstand auszuwechseln, kann viele neue Probleme aufwerfen. Aber angesichts der Vergangenheit hilft nur noch die Flucht nach vorn.

© SZ vom 14.05.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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