Bahn-Tarifkonflikt:"Wir müssen in zwei Stunden fertig werden"

In den Tarifverhandlungen zwischen Bahn und der Gewerkschaft drückt GDL-Chef Schell aufs Tempo. Doch sein Kontrahent Bahnchef Mehdorn rechnet nicht mit einem schnellen Durchbruch.

Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) haben in ihrem Tarifstreit bislang keine Lösung erzielt.

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Manfred Schell, verlässt den Verhandlungsraum. Foto: ddp

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Manfred Schell, verlässt den Verhandlungsraum.

(Foto: Foto: ddp)

Der Stand der Verhandlungen im Tarifkonflikt wird von beiden Seiten unterschiedlich bewertet.

Während der GDL-Vorsitzende Manfred Schell vor Wiederaufnahme der Gespräche am Dienstag in Berlin von einer raschen Entscheidung ausging, erwartet Konzernchef Hartmut Mehdorn längere Beratungen. "Wir gehen davon aus, dass wir innerhalb der nächsten zwei Stunden fertig werden, fertig werden müssen", sagte Schell.

"Ob das eine Einigung wird, das wissen wir im Augenblick selbstverständlich noch nicht." Mehdorn erklärte im Fernsehsender N24, er rechne nicht mit einem schnellen Durchbruch.

Schell sagte auf die Frage, ob schon eine gemeinsame Basis für weitere Gespräche gefunden worden sei, die GDL habe ihre Grundsätze aufgestellt. Ob diese mit den Vorstellungen der Bahn im Einklang stünden, "ist im Augenblick noch zweifelhaft".

Nach zehn Stunden vertagt

Nach mehr als zehn Stunden Verhandlungen unterbrachen die beiden Tarifparteien am Dienstag um kurz nach Mitternacht ihre Gespräche in Berlin.

Sie wurden am Dienstag um 9 Uhr am selben Ort fortgesetzt. Der GDL-Vorsitzende Schell sagte nach der Verhandlungsrunde: "Eine Einigung ist nicht erzielt worden." Es gebe "noch immer mehrere schwierige Punkte". Einzelheiten wollte er nicht nennen.

Bahn-Personalchefin Margret Suckale nannte als einen der strittigen Punkte den von der GDL geforderten eigenständigen Tarifvertrag. Die GDL hatte in der vergangenen Woche zunächst nur in eine einzige Verhandlungsrunde eingewilligt, um die ungelöste Streitfrage des eigenständigen Tarifvertrags zu klären.

Die GDL versteht darunter, Regelungen zu Einkommen und Arbeitszeit vollkommen unabhängig von den beiden größeren Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA verhandeln zu können. Suckale sagte am frühen Morgen, trotz der Schwierigkeiten gehe sie "mit Optimismus in die zweite Runde". "Ich glaube, dass wir weiterkommen werden."

Auf die Frage, wie weit beide Seiten noch von einer Einigung entfernt sind, antwortete sie: "Wir waren schon ziemlich nah daran, aber noch nicht nah genug."

Finanzvorstand Sack mit im Team

Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte sich vor Gesprächsbeginn zuversichtlich gezeigt. Er sei "wie immer optimistisch", sagte er in einem Hotel nahe der Konzernzentrale in Berlin. An dem Spitzentreffen in Berlin nahmen für die Bahn neben Mehdorn und Personalvorstand Margret Suckale auch Finanzvorstand Diethelm Sack teil.

Für die GDL verhandelten außer Schell auch die Vize-Vorsitzenden Claus Weselsky und Günther Kinscher.

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