Tarifstreit:Deutsche Bahn wendet weitere Streiks bis 2023 ab

Lokführer-Streik im Personenverkehr - Bayern

Die Bahn plant für den kommenden Fahrplan neue Sprinter-Verbindungen - und will ihr Nachtzug-Angebot wieder ausbauen.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Der Staatskonzern einigt sich nach dem Arbeitskampf mit der GDL auch mit der größeren Gewerkschaft EVG - und plant zum Fahrplanwechsel neue Verbindungen in Deutschland.

Von Markus Balser, Berlin

Die Deutsche Bahn hat ihren Tarifstreit mit der größten Bahngewerkschaft EVG gelöst und neue Streiks abgewendet. Die diesjährige Tarifrunde sei abgeschlossen, teilte der Staatskonzern am Donnerstag mit. "Mindestens bis Februar 2023 sind Bahnstreiks ausgeschlossen", sagte Personalvorstand Martin Seiler. Nach der Einigung mit der Lokführergewerkschaft GDL hatte zuletzt auch die EVG mit Streiks gedroht und den durch die Corona-Krise angeschlagenen Konzern erneut in Bedrängnis gebracht.

Die EVG hatte eigentlich schon einen Tarifvertrag mit der Bahn abgeschlossen. Weil die konkurrierende GDL nach harten Streiks aber bessere Bedingungen für die Beschäftigten erreicht hat, etwa eine Corona-Prämie, nutzte die EVG ihr Recht zum Nachverhandeln. Auch für die Betriebe, in denen die EVG die meisten Mitglieder stellt, zahlt die Bahn nun zwei Corona-Prämien über insgesamt 1100 Euro - 100 Euro mehr als bei der GDL. Auch bei Zulagen für Wohnen und Reisen sei eine Lösung gefunden worden, sagte Bahnvorstand Seiler. Allerdings bekommen die EVG-Mitglieder eine Gehaltserhöhung erst etwas später. Die Gewerkschaft machte bereits am Donnerstag klar, dass nun 2023 ein harter Konflikt droht. Die EVG wolle dann "deutliche Akzente" für die Mitglieder setzen, sagte Verhandlungsführer Kristian Loroch. "Wir stellen uns auf eine harte Auseinandersetzung ein."

Die Bahn baut ihr Nachtzugangebot wieder aus

Die Bahn hat zudem neue Verbindungen im eigenen Streckennetz zum Fahrplanwechsel angekündigt. Ab Mitte Dezember will der Konzern mit zusätzlichen Sprintern Inlandsflügen Konkurrenz machen. Zwischen Berlin und Köln etwa fahren die schnellen Züge mit nur wenigen Zwischenhalten drei Mal täglich in unter vier Stunden - und damit bis zu eine halbe Stunde schneller als bisher. Erstmals werden einige dieser Züge auch wieder am traditionsreichen Berliner Bahnhof Zoo im Westen der Stadt halten, der seit der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofs vor 15 Jahren vom Fernverkehr weitgehend abgeschnitten ist. Neu sind im Fahrplan auch Abend-Sprinter zwischen Berlin und München mit Halt in Nürnberg, Erfurt und Halle.

Die Deutsche Bahn baut daneben zusammen mit anderen europäischen Bahnunternehmen das lange vernachlässigte Nachtzugangebot wieder aus. Am Ausstieg der Bahn aus dem Geschäft hatte es heftige Kritik gegeben. Nach Angaben der Bahn verkehren künftig neue Nightjet-Verbindungen von Wien über München nach Paris sowie von Zürich über Basel und Köln nach Amsterdam. Die beiden neuen Linien verbinden laut Bahn 15 deutsche Städte mit dem europäischen Nachtzugnetz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: