Bahn: Schaupensteiner:Ex-Oberstaatsanwalt vertuscht Datenaffäre

Als Oberstaatsanwalt war er der Korruptionsjäger schlechthin, bei der Bahn hat Wolfgang Schaupensteiner offenbar selbst Daten vernichten lassen.

M. Bauchmüller

Der oberste Aufklärer bei der Deutschen Bahn, der ehemalige Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner, hat auf dem Höhepunkt der Datenaffäre offenbar selbst für die Beseitigung von Beweisen gesorgt. Das geht aus einer E-Mail hervor, die Sonderermittler der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG am Mittwoch vor dem Verkehrsausschuss des Bundestages verlesen haben.

Schaupensteiner, dpa

Wolfgang Schaupensteiner wechselte von der Frankfurter Justiz zur Bahn - und soll nun die Datenaffäre vertuscht haben.

(Foto: Foto: dpa)

Demnach ordnete Schaupensteiner am Morgen des 20. Januar selbst die Vernichtung der "Ereignisdatenbank Ermittlungen" an, in der seit 2001 alle Compliance-Fälle erfasst wurden. Damals war durch Medienberichte erstmals das Ausmaß der internen Datenabgleiche ruchbar geworden, mit denen die Bahn Geschäfte zu Lasten des Unternehmens aufspüren wollte.

Einen Tag später äußerte sich Schaupensteiner, der "Chief Compliance Officer" der Bahn, in einer Pressekonferenz zu den Vorwürfen und sprach vom "dritten Aufguss desselben Tees". Rechtlich gebe es nichts zu beanstanden. "Es wurden keine Telefone abgehört, keine Konten eingesehen, keine Journalisten abgehört."

"Das ist ein Sumpf"

Die genauen Sachverhalte konnten die Sonderermittler, die ihre Ergebnisse am Mittwoch den Verkehrspolitikern vortrugen, nur zum Teil rekonstruieren - auch weil die entsprechende Datenbank gelöscht wurde. Die Parlamentarier äußerten sich empört. "Das ist ein Sumpf", sagte der SPD-Abgeordnete Uwe Beckmeyer. "Wenn Sie da einen Stock reinstellen, finden Sie keinen Boden."

Sein CDU-Kollege Dirk Fischer zeigte sich erschüttert: "Damit werden wir noch länger beschäftigt sein", sagte er. Auch der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube, der Schaupensteiner erst vor zwei Wochen entlassen hatte, machte aus seiner Enttäuschung kein Hehl. "Das ist nicht das, was ich mir unter Compliance vorstelle", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Deswegen habe er sich von Schaupensteiner umgehend getrennt. Michael Bauchmüller

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