Bahn:Der Pannen-ICE verlässt das Land

Viele Störungen und ein Achsbruch — die Bahn möchte ihre Diesel-Züge mit Neigetechnik endlich loswerden. Interessenten gab es viele. Nun wird Österreich womöglich die Züge kaufen.

Von Klaus Ott

Die Deutsche Bahn (DB) ist zuversichtlich, in Kürze ihre 19 Diesel-ICE mit Neigetechnik veräußern zu können, die nach zahlreichen Pannen nicht mehr eingesetzt werden und auf dem Abstellgleis stehen.

Laut neuem Finanzplan der Bahn, der für die nächsten fünf Jahre gilt, sollen die Züge bereits Anfang 2005 verkauft werden. Der Vorstand hat den Finanzplan Ende November verabschiedet, dem Aufsichtsrat der DB liegt das Zahlenwerk zur nächsten Sitzung am 21. Dezember vor.

Dem Vernehmen nach prüft die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) den Erwerb der Züge. Ein Diesel-ICE steht schon in Wien zu Probefahrten bereit. Der Aufsichtsrat der ÖBB will sich nach Angaben aus Unternehmenskreisen in den nächsten Tagen mit diesem Thema befassen.

Interessenten aus vielen Ländern

Die DB sucht bereits seit längerem nach Abnehmern für die Diesel-ICE, die zwischen München und Zürich sowie zwischen Nürnberg und Dresden eingesetzt und nach zahlreichen Pannen sowie einem Achsbruch vor zwei Jahren aus dem Verkehr gezogen wurden. Seitdem sind die Züge im nordbayerischen Hof und anderswo abgestellt.

Abgesandte von Eisenbahnen aus dem Iran und anderen Ländern inspizierten dort Fahrzeuge, die auch ohne Neigetechnik eingesetzt werden können, dann aber langsamer unterwegs sind.

Mit eingeschalteter Neigetechnik können sich solche Züge wie Motorradfahrer in die Kurven legen und kommen so schneller an ihr Ziel. Die Bahn äußerte sich auf Anfrage nicht zum geplanten Verkauf. Das Staatsunternehmen hatte die 19 Züge für gut 150 Millionen Euro vom Industrie-Konsortium Siemens-Bombardier gekauft und ab Mitte 2001 genutzt.

Nach einem Achsbruch Ende 2002 rüstete das Konsortium die Diesel-ICE um, die DB nahm sie aber trotzdem nicht mehr in Betrieb. Offenbar erwiesen sich die aufwändig ausgestatteten Züge, aus Sicht der Bahn als unwirtschaftlich.

Das Staatsunternehmen will mit dem Verkauf von Fahrzeugen, Tochterfirmen und Finanzanlagen die hohen Schulden senken. Die DB hat derzeit Kredite und Verbindlichkeiten in Höhe von 14,5 Milliarden Euro. Das sind 1,5 Milliarde Euro mehr, als ursprünglich für dieses Jahr geplant. Allerdings entfällt davon rund eine Milliarde Euro auf die vorzeitige Rückzahlung von Darlehen des Bundes.

Die Bundesregierung hatte das vorgeschlagen und diese Mittel der Bahn anschließend gleich wieder für den Ausbau des Schienennetzes gegeben. Sonst wären die Netz-Zuschüsse radikal gekürzt worden.

Unter dem Strich fällt die Verschuldung der DB also um 500 Millionen Euro höher aus als vorgesehen. 2005 und 2006 sollen Beteiligungen und Finanzanlagen im Wert von 550 Millionen Euro veräußert werden. Danach will die DB mit hohen Gewinnen die Schulden bis 2009 auf 8,8 Milliarden Euro senken.

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