Bahn: Datenaffäre:Konzernchef Grube greift durch

Neustart bei der Bahn: Konzernchef Grube treibt den Umbau des Konzernvorstands voran - Köpfe sollen offenbar rollen. Auch Personalchefin Suckale steht unter Druck.

Der neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, bereitet offenbar eine Grunderneuerung an der Konzernspitze vor, wie das Handelsblatt aus Aufsichtsratskreisen erfuhr. Besonders brisant: Der Rückzug des Personal-Vorstands Margret Suckale stehe kurz bevor. Zusätzlich seien auch wichtige Entscheidungsträger der zweiten Reihe nicht länger zu halten. Insbesondere die Bereichsleiter Alexander Hedderich, Jens Puls und Josef Bähr seien durch Aussagen von Mitarbeitern belastet worden. Auch für den obersten Datenschutzbeauftragten der Bahn, Wolfgang Schaupensteiner, wird es der Zeitung zufolge eng.

Bahn: Datenaffäre: Rüdiger Grube: Der Bahnchef will bis Anfang Juni personelle und strukturelle Konsequenzen aus der Datenaffäre bei der Bahn ziehen.

Rüdiger Grube: Der Bahnchef will bis Anfang Juni personelle und strukturelle Konsequenzen aus der Datenaffäre bei der Bahn ziehen.

(Foto: Foto: AP)

"Schaupensteiner ist der Erste, der gehen muss", habe es in Aufsichtsratskreisen über den ehemaligen Oberstaatsanwalt und renommierten Korruptionsbekämpfer geheißen.

Grube hatte bei seinem Amtsantritt am Montag dieser Woche die Aufklärung der Datenaffäre als vordringlichste Aufgabe bezeichnet. "Das ist für mich die absolute Priorität", sagte er. Die Affäre müsse bedingungslos und lückenlos aufgeklärt werden. Bis Anfang Juni würden personelle und strukturelle Entscheidungen getroffen.

Personalchefin Suckale musste zuletzt bereits Pressemeldungen dementieren, sie sei in den Datenskandal bei dem Staatsunternehmen verstrickt.

Wie lange das noch gut geht, gilt inzwischen nach Informationen der Süddeutschen Zeitung als offen. Die vom Aufsichtsrat eingesetzten Sonderermittler sind auf diverse Spuren gestoßen, die in die Konzernspitze führen. Beweise gibt es aber offenbar noch keine, sondern nur Hinweise, die sich in der Bahn herumgesprochen haben.

Mitarbeiter sollen gegenüber der vom Aufsichtsrat eingeschalteten Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG erklärt haben, wer aus der Konzernspitze welche Kontrollen der Belegschaft gewünscht habe. Andererseits ist zu hören, dafür gebe es bislang keine Belege.

Bei der Ausspähung der Belegschaft sei vieles nur besprochen, aber nicht aufgeschrieben worden. Die alte DB-Spitze ist deshalb noch nicht aus dem Schneider. In anderen Konzernen mussten Vorstände schon deshalb gehen, weil sie angeblich nichts wussten, sich also nicht gründlich genug um die Vorgänge im eigenen Haus gekümmert hatten.

Die Bahn lehnte bislang jeglichen Kommentar zu Personalien ab und verwies auf den Abschlussbericht der Sonderermittler in der Affäre, der in wenigen Tagen vorliegen soll.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn tagt in der kommenden Woche. Dann wird er über den KPMG-Bericht sowie einen weiteren Bericht des ehemaligen Bundesinnenministers Gerhart Baum und der ehemaligen Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin debattieren.

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