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Bahn - Chemnitz:Bessere Bahnanbindung für Chemnitz lässt auf sich warten

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Chemnitz (dpa/sn) - Touristen, die im Kulturhauptstadtjahr 2025 nach Chemnitz kommen wollen, müssen sich auf eine beschwerliche Anreise per Bahn einstellen. Zwar sei in Zukunft ein Anschluss der viertgrößten Stadt in Ostdeutschland an den Fernverkehr mit Direktverbindungen etwa gen München, Düsseldorf, Hannover sowie Berlin und Rostock geplant. Dazu müssten aber zunächst mehrere Strecken ausgebaut werden, teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage mit. So sei etwa beim Ausbau der Strecke Chemnitz-Leipzig sowie den Elektrifizierungen auf den Strecken Hof-Regensburg und Weimar-Gößnitz nicht mit einer Inbetriebnahme bis 2025 zu rechnen.

Gesichert scheint bisher nur eine Direktverbindung nach Berlin. Dazu soll es eine Ausschreibung geben. Das Land und der Verkehrsverbund Mittelsachsen haben eine Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet, wonach ab Sommer 2022 wieder Fernzüge zwischen Berlin und dem Flughafen BER nach Chemnitz rollen sollen - möglicherweise aber nur zweimal täglich in beide Richtungen.

Vor Ort ist die schlechte Anbindung der Stadt und des Umlandes an den Bahnfernverkehr seit langem ein Ärgernis. Das ist auch in Sachsens Verkehrsministerium bekannt. "Der inzwischen seit 2006 bestehende Ausschluss der Stadt Chemnitz vom Schienenpersonenfernverkehr spiegelt nicht die wirtschaftliche und strukturelle Bedeutung des Oberzentrums Chemnitz und der Region Südwestsachsen wider", heißt es dort. Ziel sei, dies vor allem auch mit Blick auf die Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 umgehend zu beenden. Jedoch werden Besucher aus dem Westen und Süden Deutschlands dann noch nicht ohne umzusteigen mit der Bahn nach Chemnitz gelangen können, räumte das Ministerium ein.

Eine Initiative hatte jüngst ein Sofortkonzept vorgelegt, um rasch umsteigefreie Direktverbindungen von Chemnitz etwa nach Berlin und Thüringen zu schaffen. Gefordert wurde eine stündliche Verbindung nach Berlin und zum Flughafen BER. Favorisiert wird dabei eine Strecke über Elsterwerda beziehungsweise Riesa und Jüterbog statt via Dresden. Bisher müssen Reisende zwischen Berlin und Chemnitz auf dieser Strecke in Elsterwerda umsteigen. Die Initiative, zu der etwa der Fahrgastverband Pro Bahn und der Industrieverein Sachsen 1828 gehören, schlägt dagegen vor, die bestehenden Nahverkehrslinien zu kombinieren und so eine Direktverbindung zu schaffen.

Außerdem wird gefordert, die bisher in Glauchau endenden Regionalzüge aus Erfurt bis nach Chemnitz zu verlängern, um eine umsteigefreie Direktverbindung zwischen dem Raum Erfurt-Weimar-Jena nach Chemnitz zu schaffen. Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) wies auf Anfrage darauf hin, dass die Verbandsversammlung eine Verlängerung Ende 2020 abgelehnt habe. Dies würde jährlich rund 2 Millionen Euro kosten und zu Kürzungen bei anderen Angeboten im Schienenpersonennahverkehr führen, erklärte VMS-Sprecher Falk Ester. Auch beharre Thüringen auf Dieselfahrzeuge mit Neigetechnik, die im Unterhalt sechs Mal teurer seien als die im Verbundgebiet eingesetzten Elektrozüge.

Mit Blick auf den Vorschlag einer Direktverbindung nach Berlin via Elsterwerda oder Riesa/Jüterbog verwies der VMS darauf, dass die bestehenden Angebote kombinierfähig sein müssten. Das bedürfe etwa mit Blick auf die Trassenbelegung und die eingesetzte Zugtechnik weitergehender Prüfungen.

Die größte Hürde für die Umsetzung dieses Plans wird in der Finanzierung gesehen. "Die Gesamtkosten für eine Direktverbindung Chemnitz - Berlin für alle Beteiligten Aufgabenträger (VBB, VVO, VMS) werden vermutlich bereits im zweistelligen Millionenbereich liegen", hieß es. Letztlich richte sich der VMS als Dienstleister nach den politischen Vorgaben. "Was selbstverständlich auf der Hand liegt, ist das Argument der schnelleren Verbindung über Elsterwerda."

© dpa-infocom, dpa:210523-99-712011/3

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