Süddeutsche Zeitung

Bahn-Chaos:Die Gewinner des Streiks

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Stehende Züge, volle Straßen: Pendeln ist eine Qual an diesem Streik-Freitag. Doch nicht jeder leidet unter dem Lokführer-Ausstand - im Gegenteil.

A. Siemens und B. Piringer

Freitag halb neun in München: Die Züge stehen still - und in der örtlichen Filiale der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Mitfahrzentrale (ADM) in der Lämmerstraße glühen die Drähte. "Die Leute sind wirklich sauer", sagt Koordinatorin Veronika Tertsch und greift schon wieder zum Hörer.

Pausenlos fragen Pendler aus dem Münchener Umland an, aus Wolfratshausen oder Grafing. Die Menschen müssen zur Arbeit, kommen aber ohne S-Bahn nicht vom Fleck.

Weil ADM nur Fernreisen makelt, etwa von München nach Hamburg, empfiehlt Tertsch die Pendler an die MiFaz (mifaz.de) weiter. Das ist eine Online-Plattform, die Mitfahrgelegenheiten im bayerischen Nahverkehr vermittelt.

Die Zugriffe seien am Donnerstag um 30 Prozent gestiegen, sagt Geschäftsführerin Inna Janssen zu sueddeutsche.de. Für Freitag erwartet sie einen Anstieg in einer ähnlichen Größenordnung.

Doppelter Umsatz am Streiktag

Zu den Profiteuren des Streiks zählen neben den Mitfahrzentralen, die pro Fahrt eine Provision kassieren, die Münchener Taxifahrer. "Wir sind zu 100 Prozent ausgelastet - am Vormittag liegt die Quote sonst bei 30 Prozent", sagt Reinhard Zielinski, Vorstand von Taxi München. Es ist das größte Taxi-Unternehmen der Stadt, unter dessen Flagge 3200 von insgesamt 3400 Wagen fahren.

Wer ein Taxi bestellt, muss im Schnitt 50 Minuten warten - fast zehnmal so lang wie an gewöhnlichen Werktagen. 2700 Taxen sind im Einsatz, schätzt Zielinski, sehr viel für einen Vormittag - dennoch können die Fahrer den Ansturm kaum bewältigen. "Wir raten Kunden, Fahrgemeinschaften zu bilden."

Zielinski verhehlt nicht, dass der Streik den Taxifahrern ein lukratives Geschäft beschert. "Im Schnitt verdient ein Taxifahrer 120 Euro pro Tag - heute ist das Doppelte drin", sagt der Taxi-Boss.

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