Süddeutsche Zeitung

Warburg-Bank:Vorstandsprecher zieht sich zurück

Zäsur bei der Hamburger Privatbank M.M. Warburg: Joachim Olearius hat sein Amt niedergelegt - offenbar auch auf Druck der Bafin.

Von Jan Diesteldorf und Meike Schreiber, Frankfurt

Wenn von inhabergeführten Privatbanken die Rede ist, dann klingt das nach traditionsreichem Unternehmertum, dicken Teppichen und alten Meistern an den Wänden - und es klingt auch irgendwie seriös. Die Finanzaufsicht Bafin allerdings stört sich zunehmend daran, wenn Bankeigentümer gleichzeitig ein Kreditinstitut führen wollen, was deutschlandweit noch gelegentlich der Fall ist. Seit einiger Zeit gibt es sogar Vorschriften für den Fall, dass die Bafin daraus entstehende Interessenkonflikte beenden will.

Bei der Hamburger Privatbank M.M. Warburg, die auch wegen möglicher Cum-Ex-Geschäfte in der Kritik steht, scheint dies nun eine Rolle gespielt zu haben: Zum ersten Mal seit 65 Jahren gehört dem Vorstand kein Mitglied aus einer der beiden Eigentümerfamilien mehr an: Joachim Olearius, 50, der seit 2014 als Sprecher der Partner an der Spitze des Bankhauses stand, habe sein Mandat schon zum 30. September niedergelegt, teilte die Bank mit. Der Sohn von Hauptgesellschafter Christian Olearius, 79, war seit mehr als 20 Jahren in der Bank tätig. Er werde sich künftig um die unternehmerischen Aktivitäten der Familie kümmern, zu denen nicht nur die Bank, sondern auch der Immobilien-Konzern HIH Real Estate und die Degussa Bank gehören.

"Die Familienunternehmen der Hauptgesellschafter setzen damit im Sinne moderner Governance und Aufsichtsanforderungen eine Trennung von Eigentum und operativer Geschäftsführung in Bankunternehmen um", hieß es in der Mitteilung. Mit anderen Worten: Die Bafin hat offenbar auf die Trennung gedrängt, wollte sich aber auf Nachfrage nicht dazu äußern. Die Haupteigentümer der Privatbank, Christian Olearius und Max Warburg, hatten sich bereits vor zwei Jahren aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen. Dem Vorstand gehören nun die frühere Hypo-Real-Estate-Chefin Manuela Better, die seit Juli im Amt ist, und Patrick Tessmann an. Das Gremium dürfte aber aufgestockt werden.

Warburg hat seit Jahren mit der Aufarbeitung der Cum-Ex-Affäre zu kämpfen. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung gegen mehrere amtierende oder ehemalige Warburg-Manager, darunter die Mit-Eigentümer Max Warburg und Olearius senior. Alle Beschuldigten bei Warburg bestreiten die Vorwürfe. Im Juni verurteilte das Landgericht Bonn einen früheren Generalbevollmächtigten der Bank wegen Steuerhinterziehung zu fünfeinhalb Jahren Haft. Ende September hat der nächste Prozess gegen einen Warburg-Banker begonnen, Warburg und Olearius müssen ebenso mit einer Anklage rechnen.

Auch gegen Joachim Olearius ermittelt die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit den Cum-Ex-Deals. Die hatte sich von 2006 bis 2011 an den fragwürdigen Aktiengeschäften beteiligt. Der erste Cum-Ex-Strafprozess endete im Frühjahr 2020 mit Bewährungsstrafen für zwei Ex-Investmentbanker, die unter anderem mit Warburg Geschäfte gemacht hatten. Der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil im Sommer weitgehend; die Warburg Bank musste laut Urteil 176 Millionen Euro zurückzahlen. Ihre Steuerschuld hatte die Bank schon zuvor beim Hamburger Finanzamt beglichen.

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