Bafin:Mark Branson wird Bafin-Chef

Chef der Schweizer Finanzmarktaufsicht warnt vor mehr Cyberattack

Der Brite Mark Branson wird sein neues Amt Mitte des Jahres antreten.

(Foto: Peter Klaunzer/picture alliance / Peter Klaunze)

Das Bundesfinanzministerium hat einen Nachfolger für Bafin-Präsident Hufeld gefunden. Mark Branson wechselt aus Zürich nach Bonn, ist international erfahren - und hat einen für die deutsche Finanzaufsicht ungewöhnlichen Studienabschluss.

Von Cerstin Gammelin, Meike Schreiber und Jan Willmroth, Frankfurt

Einen Wikipedia-Eintrag hat Mark Branson noch nicht, und auch sonst ist der designierte Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin bislang in Deutschland eher unbekannt. Das kann auch ein Vorteil sein, ist Branson damit doch eher unverdächtig, Teil jenes Klüngels zwischen Politik und Banken zu sein, der die deutsche Finanzaufsicht in den vergangenen Jahren spürbar gebremst hat. Die Fachwelt begrüßte am Montag relativ einhellig, dass es Finanzminister Olaf Scholz (SPD) gelungen ist, den bisherigen Chef der Schweizer Finanzaufsicht Finma zur Bafin zu locken.

Der 52-jährige Brite gilt als Mann der Praxis, ist seit bald zehn Jahren Finanzaufseher, war erst Kommunikationschef und dann Banker, in Zürich und in Japan. Vor seinem Wechsel zur Finma arbeitete er jahrelang in der Vermögensverwaltung der Schweizer Großbank UBS, zuletzt als Finanzchef der Sparte. Der neue Job wird wohl mit einem Umzug von der Schweiz nach Bonn verbunden sein. Und mit Geldeinbußen: Als Finma-Chef verdient Branson aktuell 552000 Schweizer Franken, als Bafin-Chef wohl etwas weniger. Dafür gewinnt er als Präsident einer der mächtigsten Finanzaufsichtsbehörden in der EU an Einfluss.

Der studierte Mathematiker und Betriebswirt werde sein Amt Mitte des Jahres antreten und damit dem Juristen Felix Hufeld nachfolgen, teilte das Bundesfinanzministerium am Dienstag mit. "Ich bin hocherfreut, dass es uns gelungen ist, mit Mark Branson einen erfahrenen, international hoch anerkannten Fachmann für die deutsche Finanzaufsicht zu gewinnen", ließ sich Scholz zitieren. Mit ihm an der Spitze wolle man die Reform der Bafin fortsetzen, damit die Finanzaufsicht "mehr Biss" erhalte.

Die geplante Bafin-Reform folgt auf die Fehlentscheidungen der Behörde im Fall Wirecard. Statt gegen die mutmaßlich betrügerischen Wirecard-Manager vor- und zahlreichen Hinweisen auf Marktmanipulation nachzugehen hatte die Bafin jene verfolgt, die den Skandal aufdecken wollten. Mit einem Verbot von Wetten auf fallende Kurse der Wirecard-Aktie hatte die Aufsicht im Frühjahr 2019 den Eindruck erweckt, den Konzern vor Spekulanten aus dem Ausland in Schutz zu nehmen.

Aus der Fachwelt und aus der Politik gibt es anerkennende Worte

Nach monatelanger Kritik hatte Bafin-Chef Felix Hufeld Ende Januar schließlich seinen Rückzug angekündigt. Auch die Vizepräsidentin und Chefin der Wertpapieraufsicht, Elisabeth Roegele, musste gehen. Seither suchten Personalberater im Auftrag des Bundesfinanzministeriums nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten. Über Roegeles Nachfolge wird Branson später mit entscheiden. Bis er übernimmt, soll der oberste Bankenaufseher Raimund Röseler die Behörde leiten.

Sowohl aus der Fachwelt als auch aus dem politischen Spektrum gab es am Montag anerkennende Worte. "Er kennt die Banken von innen, er fängt nicht bei null an und kann einen fliegenden Start hinlegen", sagte Andreas Dombret, Ex-Chef der Bankenaufsicht der Bundesbank und heute Berater. Es sei durchaus klug, dass man keinen Juristen gewählt habe. Der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete und heutige Aktivist Gerhard Schick nannte Branson einen erfahrenen Fachmann, es sei gut, dass er von außen komme. "Aber es liegt auch ein Mammutprojekt vor ihm. Er muss den oftmals schlafenden Riesen Bafin zu einem starken Wächter über die Finanzmärkte wandeln", sagte der Gründer der Bürgerbewegung Finanzwende.

Branson sei "sicher nicht jemand, der sich einen Namen als großer Aufräumer und Organisator gemacht hatte", kritisierte dagegen Rudolf Elmer, jener Whistleblower, der einst die Offshore-Geschäfte der Schweizer Privatbank Julius Bär offenlegte. Auch in der Schweiz gab es immer wieder größere und kleinere Finanzskandale, zuletzt war etwa die Credit Suisse auf die Pleite-Firma Greensill hereingefallen. Der linke Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi bemängelte, die Schweizer Aufsicht gelte nicht als besonders streng. Branson solle sich nach dem Vorbild der Usancen im Europäischen Parlament einer Befragung im Deutschen Bundestag stellen. Fragen beantworten müssen Ende dieser Woche zunächst Roegele und Hufeld: Beide sind am Freitag vor den Wirecard-Untersuchungsausschuss geladen.

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