Süddeutsche Zeitung

YouTube-Hit:Shark, doo-doo doo-doo doo-doo

  • Der Baby Shark Dance ist eines der erfolgreichsten YouTube-Videos aller Zeiten
  • Der Song hat inzwischen auch die Protestbewegungen in Libanon und Irak erreicht
  • Vom Hype um das Lied profitiert die Produzentenfamilie erheblich

Von Simon Groß

In dem Onlinevideo "Baby Shark Dance" sind ein Junge und ein Mädchen zu sehen, die in einer animierten Unterwasserwelt über eine Hai-Familie singen und dabei mit ihren Armen und Händen das Zuschnappen von Hai-Kiefern nachahmen. Ein unbedarfter Zuschauer würde wohl kaum davon ausgehen, dass es sich hierbei um eines der erfolgreichsten Youtube-Videos überhaupt handelt: Mitte 2016 veröffentlicht, wurde es fast vier Milliarden Mal angeschaut und liegt damit auf Platz fünf der Liste der meistgeklickten Filmchen. Das dürfte den südkoreanischen Macher Kim Min-seok und seine Familie freuen. Sie verdienen gut an der Verbreitung des Lieds, das zuletzt sogar politische Bedeutung im Nahen Osten erlangte.

Doch wie kam es überhaupt zu der außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte? Das hat auch mit Gerardo Parra zu tun, einem Spieler des amerikanischen Baseball-Teams der Washington Nationals. Er machte den Baby Shark Dance zu seiner Einlaufmusik samt Kiefer-Schnapp-Choreografie der Fans. Die Nationals schlugen sich aus einer anfänglichen Misere der Saison heraus und holten sogar den diesjährigen Titel der amerikanischen Baseball-Liga World Series - Baby-Hai sei Dank. Die Bilder der Fanmassen, die "Baby-Shark, doo-doo doo-doo doo-doo" aus voller Kehle singen und dabei synchron in die Hände klatschen, liefen auf amerikanischen Fernsehern rauf und runter.

Und nicht nur das: Im vergangenen Monat sang, oder besser gesagt, performte eine Gruppe libanesischer Demonstranten in Beirut das Lied, um ein verunsichertes Kleinkind im Auto einer jungen Mutter zu beruhigen, das durch die Proteste wach geworden war. Das bei der Szene entstandene Video ging viral, und so avancierte der Baby-Hai auch noch zum musikalischen Ausdruck der Protestbewegung im Libanon, wo es auf darauffolgenden Versammlungen gespielt wurde. Wenige Tage später waren auf Twitter auch Bilder aus Basra zu sehen, auf denen eine Gruppe von irakischen Demonstranten zu dem Lied tanzt. Vom Kinderlied zur Baseball-Hymne, zum politischen Protestsong. Der Fall Baby Shark Dance zeigt einmal mehr: Die Wege des Internets sind unergründlich.

Nachvollziehbarer dagegen ist der Sprung der Aktienkurse der an dem Hai-Hit beteiligten Unternehmen. Sowohl die Papiere der Firma Smartstudy, die der 38-jährige Kim Min-seok mitgründete und die das Video veröffentlichte, als auch die des ebenfalls beteiligten Verlags Samsung Publishing haben in diesem und dem vergangenen Jahr kräftig zugelegt. Der Verlag hat nichts mit dem bekannten Handyhersteller zu tun und liegt größtenteils in den Händen von Kims Familie. Deren Vermögen schätzt Bloomberg mittlerweile auf rund 125 Millionen Dollar, das entspricht knapp 113 Millionen Euro.

Obwohl die Firma Smartstudy auf ihrer Homepage mit dem Slogan "Making the world more fun" wirbt, teilt diese Bewertung indes nicht jeder: Der amerikanische Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel sprach sich in seiner Talkshow Anfang des Jahres dafür aus, dem Verantwortlichen des viralen Songs eine lebenslange Gefängnisstrafe angedeihen zu lassen - ein Spaß, der manchen Eltern aus der Seele sprach, dem Erfolg des Lieds aber offenbar nicht im Wege stand.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2019/sigr
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