Babynahrungsproduzent Hipp:"Das Provozieren hat mir schon Spaß gemacht"

Der Ökobabynahrungs-Hersteller Claus Hipp spricht über Außenseiter, den Künstler und den Unternehmer in sich. Interview: Harald Hordych

Harald Hordych

SZ: Herr Hipp, haben Sie sich überhaupt schon mal gelangweilt?

Claus Hipp

Unternehmer und Künstler: Babynahrungs-Hersteller Claus Hipp vor seinem Gemälde "Ehrbares Kaufmannstum".

(Foto: Foto: dpa)

Claus Hipp: Natürlich, ich habe mich schon viel gelangweilt.

SZ: Sie waren Stuntman beim Film, Sie sind bis heute ein begeisterter Reitsportler, Maler, Musiker, Kunstprofessor, Unternehmer, Verbandsfunktionär, Vater von fünf Kindern und praktizierender Katholik. Wie kann sich einer da langweilen?

Hipp: Doch, bei vielen Reden, die ich mir anhören musste, habe ich mich schon sehr gelangweilt. Sie kennen das ja, da reden vier, fünf Leute zu irgendwelchen Anlässen, und jeder sagt eigentlich das Gleiche. Sie konnten ja schlecht weggehen - was macht man da? Ich habe den Anschein erweckt, mitzuschreiben, aber die Zeit für anderes genutzt.

SZ: Wofür?

Hipp: Zum Beispiel um Georgisch zu lernen, für meine Kunstprofessur in Tiflis.

SZ: Ist dieses illegale Tun mal aufgefallen?

Hipp: Einmal hat einer, der neben mir saß, gefragt, was ich da schreibe. Sonst mache ich das aber so geschickt, dass es keiner mitkriegt. Auch während des Jurastudiums habe ich mich in Vorlesungen gelangweilt, wenn ich nicht mitgekommen bin. Nach den ersten, mir nicht geläufigen Fremdwörtern habe ich abgeschaltet.

SZ: Also hat Sie die Juristerei gelangweilt?

Hipp: Sagen wir: Ich war nicht begeistert. Aber ich war irgendwann an einem Punkt, an dem ich nicht mehr zurück konnte.

SZ:Parallel haben Sie Kunst studiert. Warum haben Sie sich gegen die Kunst und für das Unternehmen entschieden?

Hipp:Mein Vater, der auch ein guter Maler war, hat gesagt: Es kann dir keiner die Garantie geben, dass die Welt auf dich wartet. Mach die Malerei nebenher.

SZ: Hat Sie Ihre Vielseitigkeit auch zum Außenseiter gemacht?

Hipp: Die hat mich in Wirtschaftskreisen schon zum Außenseiter gemacht. Aber andererseits ist es gut, wenn wir Generalisten wie mich haben. Menschen, die mitreden können und hören, wo das gute Wissen steckt, und das dann zum rechten Zeitpunkt abrufen. Das ist besserer Führungsstil als der von Besserwissern.

SZ: Wo befruchtet denn der Künstler den Unternehmer?

Hipp: In der Kunst geht es auch darum, schnelle Entscheidungen zu treffen und deine falsche Entscheidung schnell zu korrigieren. Im Unternehmen ist es genauso. Das unterscheidet uns von der Politik.

SZ: Können Sie das präzisieren?

Hipp: Naja, die Politik hat sofort ein Problem, wenn falsche Entscheidungen schnell korrigiert werden müssen, weil der Politiker dann als wankelmütig und als Person ohne Linie erscheint.

SZ: Als 1957 die Hipp-Produktion auf Bioanbau umgestellt wurde...

Hipp: ...da haben wir angefangen. Aber die Umstellung der kompletten Produktion auf Bio ist jetzt ungefähr 20 Jahre her.

SZ: Damals sind Sie von Bauernhof zu Bauernhof gefahren, um die Landwirte vom Bioanbau zu überzeugen.

Hipp: Ich habe in den Semesterferien Bauernberatung gemacht. Meine erste Tätigkeit fürs Unternehmen.

SZ: Bauern sind für ihren Dickschädel bekannt - wie schwer war es, die Landwirte zu gewinnen?

Hipp: Das war eben nur dort möglich, wo sich Bioanbau für den Bauern gerechnet hat.

SZ: So einfach war das? Geld war das wichtigste Argument?

Hipp: Das Geld war den Bauern sehr wichtig. Und ihr zweites Argument war: Das kann nicht funktionieren, weil wir es schon immer anders gemacht haben.

SZ: Und wie kriegt man so jemanden rum?

Hipp: Ein wichtiges Argument war der Hinweis auf den Schutz des Humusbodens. Eine Sache, die heute hochaktuell ist. Wir haben durch die vieldiskutierte Klimaveränderung teilweise wärmeres Wetter, und wenn der Boden kein Wasser mehr speichern kann - und im Humusboden wird Wasser gespeichert - dann bläst der Wind den guten Boden weg.

SZ: Wie stark war der Gegenwind in der Öffentlichkeit?

Hipp: Alle waren sie dagegen: Die offizielle Landwirtschaft, die Wissenschaft, die Großindustrie. Und die Politik war ganz stark dagegen. Aber wir waren überzeugt, das ist der richtige Weg. Wir sind ihn gegangen.

SZ: Sie haben mal gesagt, wenn man recht behalten will, muss man auch mal Außenseiter sein.

Hipp: Es gibt immer mehr Dumme als Gescheite, und Mehrheitsentscheidungen sind noch lange keine Gewähr dafür, dass immer das Richtige geschieht.

"Das Provozieren hat mir schon Spaß gemacht"

SZ: Aber die Mehrheit ist mittlerweile auf Ihrer Seite! Wie erklären Sie sich den Erfolg der Babynahrung, bei der Hipp mit Bioprodukten Marktführer geworden ist?

Claus Hipp

Claus Hipp führte die Umstellung auf Bio-Anbau ein.

(Foto: Foto: dpa)

Hipp: Es hat sich einfach die Erkenntnis durchgesetzt, dass biologischer Landbau besser geeignet ist, Schadstoff zu vermeiden. Eine Rolle spielt sicher auch, dass in unserem Unternehmen für den Verbraucher klar ist, wer für was zuständig ist. Das bringt mehr Vertrauen, als wenn es eine anonyme Gesellschaft ist, in der die Verantwortungsträger alle paar Jahre ausgewechselt werden. Das gibt's für mich nicht. Ich bleib da.

SZ: Sie treten sogar in TV-Spots persönlich auf und sagen: Dafür stehe ich mit meinem Namen. Lehnen Sie sich da nicht zu weit aus dem Fenster?

Hipp: Ich kann nicht vermeiden, dass auch bei uns mal ein Fehler passiert. Aber wenn etwas bei uns Anlass zur Besorgnis gibt, dann ziehen wir Produkte zurück, machen einen öffentlichen Rückruf. Das passiert immer wieder. Wir müssen nur aufpassen, wenn Angstmacherei betrieben wird. Wir hatten mal Schlagzeilen, die lauteten: Arsen in Babynahrung. Das klingt nach Filmen, in denen Arsen auf bekannte Art lebensgefährlich eingesetzt wird.

SZ: Klingt ja auch sehr bedrohlich.

Hipp: Arsen ist ein Spurenelement, das in vielen unserer Lebensmittel vorkommt! Milch ist arsenhaltig, genauso wie Obst und Fleisch. Aber wenn so etwas erst einmal in der Zeitung steht, dann bekommt es jeder mit der Angst zu tun.

SZ: Trotz BSE wird es immer Rinderfleisch in Hipp-Gläschen geben?

Hipp: Wir haben die Untersuchung auf BSE als Erste gemacht im Land. Wir sind deshalb damals sogar angegriffen worden, weil es geheißen hat: Das ist doch gar keine Frage. So etwas gibt es nicht in Bayern! Wir haben trotzdem untersucht und noch nie einen Fund gehabt.

SZ: Warum lässt sich der Erfolg der Biobabynahrung nicht auf die Erwachsenennahrung übertragen?

Hipp: Die Empfindlichkeit der Verbraucher beim Einkauf für Kinder ist einfach wesentlich höher als beim Einkauf für Erwachsene. Wenn Sie ein Brathuhn kaufen, das weniger als zweieinhalb Euro kostet, dann weiß eigentlich jeder, dass es nicht so glücklich aufgewachsen sein kann. Aber trotzdem wird's gekauft.

SZ: Es ist oft vom Exoten Hipp die Rede. Ist schon mal das Wort Spinner gefallen?

Hipp: Offen nicht. Was hinter der Hand gesagt wurde, weiß ich nicht. Aber viele haben gesagt, dass wir uns leisten können, was andere sich nie leisten könnten.

SZ: Ein Satz von Ihnen - mein Lieblingssatz - lautet: ,,Bei der abnehmenden Kinderzahl bin ich mit der Stagnierung der Umsätze sehr zufrieden.'' Wie lange wäre ein AG-Vorstand danach noch in seinem Job?

Hipp: Wir können eben langfristig denken. Und in den Unternehmen, in denen die Kapitalgeber andere sind als diejenigen, die das Unternehmen leiten, da muss kurzfristig Erfolgsmeldung gemacht werden. Da werden dann Entscheidungen getroffen, die für den Aktienkurs gut und für die Beschäftigten im Unternehmen sehr schmerzhaft sind.

SZ: Vorbilder?

Hipp: Keine bestimmten. Ich hatte in dem Maler Heinrich Kropp einen sehr guten Lehrer, der sehr streng sein konnte.

SZ: Haben Sie sich seitdem in Ihrer Malerei weiterentwickelt?

Hipp: Das habe ich, Gott sei Dank! Ich war nicht streng genug zu mir selbst und bin immer konkreter und strenger geworden. Der Weg zur Gefälligkeitsmalerei ist ein sehr kurzer. Auch wenn ich mit meinen Bildern eine positive Wirkung erzielen will. Wer bei mir draufschaut, soll sich stärker fühlen. Wenn Sie so wollen: zufriedener.

SZ: Sie hatten demnach zwei wichtige Lehrer, neben Kropp sicherlich den Bio-Pionier Hans Müller, der Ihrer Familie den biologischen Landbau nahegebracht hat. Gab's noch andere?

Hipp: Ich war am Ludwigsgymnasium in München, einer damals sehr musisch ausgerichteten Schule, und dort haben großartige Leute unterrichtet. Die hatten auch mehr Freiheit, als heute die Lehrer vielfach haben. Die Lehrprogramme heute sind wirklich sehr voll. Natürlich wird von der Wirtschaft immer gefordert, dass noch mehr reingepackt wird. Aber ich halte das für falsch!

SZ: Gilt das auch für das G8, das auf acht Jahre verkürzte Gymnasium?

Hipp: Es gibt für mich eigentlich keine Notwendigkeit dafür. Ich fände es schöner, wenn die Lehrpläne erleichtert würden, und wenn mehr Freiheit an der Schule herrschen würde und nicht so viel Druck. Denn Persönlichkeit gestalten und ausbilden - das braucht Freiheit.

SZ: Sie haben mal gesagt, dass das Haupt, die Hand und das Herz gleichermaßen zu ihrem Recht kommen müssen...

Hipp: Das ist das Bildungsideal von Heinrich Pestalozzi gewesen, dem großen Pädagogen des 19. Jahrhunderts. Und das ist mir auch heute noch wichtig: Wir kümmern uns eigentlich nur um das Haupt. An der Pisa-Studie kann man sehr gut ablesen, dass wir nur Wissen im Auge haben. Aber die Kreativität, die Geschicklichkeit der jungen Leute, die verdient genauso ernst genommen zu werden. Und das Herz? Das steht halt für den anständigen Umgang miteinander, der auch wichtig ist.

SZ: Haben Sie eigentlich je mit dem Gedanken gespielt, in eine Partei einzutreten?

Hipp: Nein. Ich bin nie in eine Partei eingetreten. Mein Vater war nie in einer Partei. Das war eine Lehre, die mir mein Vater mitgegeben hat.

SZ: Nun ist die NSDAP, der Ihr Vater nicht beigetreten ist, wohl kaum mit den heutigen bürgerlichen Parteien vergleichbar.

Hipp: Das ist sicher richtig. Aber die Freiheit zu haben, eine Meinung zu äußern und nicht eine Parteimeinung wiedergeben zu müssen, die einen ja doch verpflichtet und prägt, das ist mir viel wert.

SZ: Wo wäre jemand wie Sie wichtiger: in einer Partei, die ähnlich denkt wie er, oder in einer Partei, in der er andere Positionen formuliert?

Hipp: Mit der Politik ist es so eine Sache: Ich habe ja etliche Zeit für ein öffentliches Amt zur Verfügung gestanden, Verbandspolitik gemacht. Aber nach meiner Erfahrung hört die Politik nicht so sehr auf die Wirtschaft. Die Meinungen sind sehr vorgefertigt, weil Politiker relativ jung in diese Karrieren kommen. Aber wenn man mich fragt, sage ich, was ich denke.

SZ: Sie sind immerhin als zunächst einziger Unternehmer in den Nachhaltigkeitsrat der Regierung Schröder berufen worden.

Hipp: Da bin ich drin gewesen, bin aber wieder rausgegangen. Der ist damals als Vorbereitung für Johannesburg (Weltgipfel 2002 für nachhaltige Entwicklung, Anm. der Red.) eingerichtet worden, und als die Konferenz vorbei war, habe ich mich verabschiedet. Ich sehe nicht ein, dass man eine Sache weiterschleppt, nur um sich zu treffen und zu überlegen, was man als Nächstes vielleicht noch machen kann.

SZ: Haben Sie nie daran gedacht, bei den Grünen mitzumachen - gerade, als die damals in den Achtzigern anfingen?

Hipp: Wir hatten die Grünen ja schon mit Bionahrung großgezogen, und ich finde wertvoll, dass sie sich darum kümmern. Was mich an den Grünen gestört hat, war, dass sie ihr Engagement zu sehr mit anderen politischen Themen verknüpft haben. Nach meiner Vorstellung ist der Erhalt der Umwelt eher etwas Konservatives.

SZ: Als Sie Präsident der IHK München und Oberbayern waren, sind Sie mit dem Fahrrad zu den Terminen gekommen. Hat das die Verbandskollegen genervt?

Hipp: Sicher habe ich da auch provoziert. Das hat mir schon Spaß gemacht. Aber ich habe heute noch das Fahrrad im Auto und bei Bedarf fahr ich damit!

"Das Provozieren hat mir schon Spaß gemacht"

SZ: Worin hat denn der Spaß beim Provozieren bestanden?

Hipp: Der Spaß lag darin zu zeigen: Ich habe es nicht nötig, aus einem Prestigedenken heraus irgendeine bestimmte Automarke zu fahren und den Zirkus mitmachen. Ich habe mich immer gegen dieses Gehabe gewehrt, das um Autos gemacht wird.

SZ: Wie kam das denn an? Haben Sie manchmal so etwas gespürt wie: Will der sich damit nur wichtig machen?

Hipp: Bestimmt. Ein bisschen Wichtigtuerei war schon dabei, denn ich wollte damit etwas beweisen: seht, ich lasse mich nicht einordnen. Es war Freiheitsdrang, der Drang, sich nicht gruppenkonform verhalten zu müssen. Wobei das immer so eine waghalsige Sache ist: Wenn man nämlich ganz mutig wäre, dann würde man das auch auf die Kleidung ausweiten, und nicht im dunklen oder schwarzen Anzug erscheinen, sondern irgendwelche bunten Farben tragen, um aufzufallen. So weit gehe ich nicht. Da verhalte ich mich dann schon gruppenkonform.

SZ: Warum tun Sie das?

Hipp: Das ist der Respekt vor dem Amt, das man zu vertreten hat, und das ist auch der Respekt vor dem Gastgeber. Aber wie ich da hinkomme, das ist allein meine Sache.

SZ: Man kann sich jedenfalls auch in seinem Außenseitertum gefallen?

Hipp: Einen gewissen Gefallen kann man daran schon finden. Da bin ich sicherlich auch von meinem Vater geprägt, der die Nazizeit erlebt hat - als Außenseiter, und der prägte uns schon als Kinder ein: Ihr braucht euch nicht darum zu kümmern, was die Leute sagen. Seid korrekt, geht -euern Weg und passt euch nicht an.

SZ: Es wird immer mehr Mode, dass Erfolgsmenschen sich diese riesigen Geländewagen kaufen, panzerähnliche Benzinfresser. Haben Sie Ihren Kollegen eigentlich mal die Leviten gelesen?

Hipp: Manche von ihnen haben halt solche Fahrzeuge, mein Gott, wenn's ihnen gefällt. Aber ich vermittle schon, dass es auch anders geht. Doch wenn ich selbst acht Stunden unterwegs sein muss, fahre ich neuerdings einen großen Wagen, den wir extra für solche Anlässe geleast haben, früher bin ich alles mit meinem Pflanzenöldiesel gefahren...

SZ: Dem berühmten Mercedes?

Hipp: Den gibt's noch immer, ich fahr ihn auch noch.

SZ: Kilometerstand?

Hipp: Knapp 600000.

SZ: Ich würde Ihnen noch gerne drei Stichworte vorlegen: Gentechnik.

Hipp: In der Landwirtschaft Dinge zu verändern, die wir nachher nicht mehr rückgängig machen können, ohne wirklich messbare Vorteile zu haben, halte ich für eine nicht verantwortbare Belastung der kommenden Generation.

SZ: Klimakatastrophe.

Hipp: Wir könnten so viel Energie sparen! Vor ein paar Wochen beispielsweise war ich im Bundesumweltamt und habe dort eine Rede gehalten. Da ging's auch um das Thema lebendiger Humusboden. Nun müssen Sie wissen, dass die alle sehr stolz auf ihr schönes Amt sind. Es war nachmittags zwischen vier und fünf Uhr, im Sommer. Und denen habe ich gesagt: Wenn ich jetzt vor 150Jahren hiergewesen wäre, glauben Sie, dass wir Kerzen angezündet hätten? An einem so sonnigen Tag? Sicher nicht. Und meine Stimme, die reicht doch fürs Publikum aus, ich kann auch ohne Mikrophon reden. Die Klimaanlage hätten wir auch nicht gebraucht...

SZ: Schöne neue Welt.

Hipp: ... Oder nehmen Sie nur unseren Münchner Flugplatz: Im Sommer muss er verdunkelt werden, weil er sich sonst zu sehr aufheizt! Müssen also drinnen wieder alle Lichter brennen. Selbst im Parkhaus brennen die Lichter am helllichten Tag. Und im Winter? Da müssen sie es warm machen, weil da überall Glasscheiben sind. In der Energiebilanz ist das der helle Wahnsinn! Wir brauchen nicht so viele Glasfassaden. Uns reicht weniger.

SZ: Horst Seehofer.

Hipp: Wie bitte?

SZ: Was sagen Sie als bekennender Katholik dazu, wie mit dem Thema Ehebruch in der Öffentlichkeit umgegangen wird?

Hipp: Das ist so vordergründig, dass da einer demontiert wird, um andere an die Macht zu bringen. Ich halte es für verwerflich, darüber zu reden. Das ist seine Privatsache, wie er damit zurechtkommt. Der Beichtstuhl ist der Ort, wo er darüber reden kann. Da haben wir uns nicht reinzumischen. Wer ohne Fehl ist, der soll den ersten Stein werfen.

Claus Hipp (eigentlich Nikolaus), Jahrgang 1938, wuchs in München und Pfaffenhofen a.d.Ilm auf. Er war 17, als sein Vater Georg dem vielseitig Begabten die Verantwortung für den elterlichen Bauernhof übergab. Hipp trat nach zwei abgeschlossenen Studiengängen (Jura und Kunst) und Auftritten beim Film als Stuntman in die vom Großvater gegründete Firma für Babynahrung ein. Nach dem Tod des Vaters 1968 führte er als geschäftsführender Gesellschafter die Umstellung auf Produkte aus Bio-Anbau konsequent fort. Heute ist Hipp über den Einkauf bei 6000 Biobauern der weltweit größte Verarbeiter von organisch biologischen Rohstoffen und in Deutschland Marktführer bei der Babynahrung im Glas. Am Firmensitz in Pfaffenhofen arbeiten 1000 Mitarbeiter. Hipp ist auch als Maler abstrakter Gemälde erfolgreich. 1997 wurde er zum Ökomanager des Jahres gewählt. Er war Präsident der IHK München und Oberbayern und ist Vorsitzender des Umweltausschusses des Deutschen Industrie- und Handelstages sowie Präsident des Verbandes der deutschen Wirtschaft in Russland. Er ist seit 1967 verheiratet und hat fünf Kinder.

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