Entlohnung:Azubis verdienen sehr unterschiedlich

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Die Baubranche leidet, immer seltener wird irgendwo Richtfest gefeiert. (Foto: N. P. Jørgensen)

Die Löhne der Auszubildenden sind im vergangenen Jahr um zwei Prozent gestiegen. Zimmerleute verdienen am besten - doch viele Handwerksberufe stehen deutlich schlechter da. Ein Überblick.

Von Roland Preuß

Es gibt viele gute Gründe, Zimmerer oder Zimmerin zu werden. Man arbeitet meist im Team, kommt viel herum und erschafft etwas aus dem schönen Rohstoff Holz. Der Deutsche Handwerkskammertag weist auf seiner Internetseite zudem auf die religiös-historische Dimension des Berufes hin: "Jesus wird, wie seinem Vater, nachgesagt, dass er Zimmermann war", erfährt man da unter "Facts". Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) fügt dem nun ein weltliches Argument hinzu: Zimmerer bekommen im Vergleich zu anderen Azubis am meisten Geld.

Dies geht aus dem Bericht des BIBB über die tariflichen Ausbildungsvergütungen im Jahr 2021 hervor, der an diesem Mittwoch veröffentlicht wird. Er liegt der Süddeutschen Zeitung vor. Demnach stehen Zimmerer mit durchschnittlich 1251 Euro im Monat an der Spitze der Ausbildungsberufe. Auch Rohrleitungsbauer, Maurer, Bankkauffrauen und Sozialversicherungsfachangestellte können sich in jungen Jahren über vergleichsweise hohe Monatsüberweisungen vom Arbeitgeber freuen.

Das Institut wertet jedes Jahr die tariflichen Vergütungen von Azubis zum 1. Oktober aus, sie umfassen gut 170 Berufe in West- und 115 Berufe in Ostdeutschland. Etwa die Hälfte aller Auszubildenden arbeitet in tarifgebundenen Betrieben, die Übrigen können je nach Tarifvertrag bis zu 20 Prozent weniger zahlen.

"Manche Unterschiede sind historisch gewachsen, oft wird in Branchen eine höhere Azubi-Vergütung gezahlt, in denen auch sonst gute Einkommen üblich sind", sagt Felix Wenzelmann, Co-Autor des Berichts und Wissenschaftler am BIBB. Bei den Zimmerern gibt es laut Wenzelmann einen "sehr guten Tarifvertrag", überhaupt seien im Baugewerbe viele Arbeitskräfte gewerkschaftlich organisiert. Damit können die Arbeitnehmer in der Regel höhere Löhne durchsetzen. Hinzu kommt ein anhaltender Boom auf dem Bau, die Auftragsbücher sind voll, Fachkräfte begehrt.

Insgesamt jedoch werden laut dem Bericht die höchsten Azubi-Vergütungen im öffentlichen Dienst gezahlt, etwa im Arbeitsamt oder für angehende Verwaltungsangestellte sowie in Industrie und Handel, wo etwa Industriemechaniker (1088 Euro) oder Industriekauffrauen (1048 Euro) gut verdienen.

Orthopädieschuhmacher erhalten mit Abstand am wenigsten

Im bundesweiten Durchschnitt stiegen die Ausbildungsvergütungen 2021 um 2,5 Prozent, bereinigt man dies um Corona-Effekte, etwa dass weniger Azubis angefangen haben und damit weniger im ersten Lehrjahr sind, dann sind es noch etwa zwei Prozent. Das ist mehr als bei den Tariflöhnen insgesamt, die etwa 1,6 Prozent zulegten.

Wenn Abitur für die Ausbildungsstelle verlangt werde, dann werde oft auch mehr gezahlt, sagt Wenzelmann. "Zudem sehen wir in Branchen, die Probleme haben, ihre Azubi-Stellen zu besetzen, einen leicht überdurchschnittlichen Zuwachs bei den Vergütungen." Der Personalmangel bringt Betriebe also dazu, mehr Lohn anzubieten.

Dies reicht jedoch bei Weitem nicht, die Unterschiede auszugleichen. Denn diese sind laut dem Bericht enorm. Den Spitzenreitern aus den Zimmereien mit 1251 Euro stehen am unteren Ende die Orthopädieschuhmacher mit brutto 637 Euro monatlich gegenüber, das ist nur halb so viel. Der Berufsstand fertigt etwa Einlagen oder orthopädische Maßschuhe, ist also wichtig für die Gesundheit der Füße. Die Branche sei jedoch klein und habe einen alten Tarifvertrag, sagt Wenzelmann.

Beim Branchenverband ZVOS will man die Orthopädieschuhmacher allerdings nicht als die Hungerlöhner unter den Azubis sehen. "Die Betriebe zahlen deutlich mehr als da steht, sonst würden sie niemanden finden", sagt ZVOS-Präsident Stephan Jehring. Als Zentralverband habe man Tarifverträge befürwortet, die regionalen Innungen seien aber dagegen gewesen.

Überhaupt scheint das Handwerk abseits der Baubranche nicht so golden zu sein wie das Sprichwort behauptet. Auch Bäckerinnen, Friseure oder Tischler müssen sich mit vergleichsweise wenig Geldeingang begnügen.

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