Süddeutsche Zeitung

Axel Springer AG:Mathias im Glück

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Springer verrät das Gehalt von Vorstandschef Döpfner eigentlich nicht. Doch nach SZ-Informationen erhält er höhere Bezüge als der bestbezahlte Boss eines Dax-Konzerns. Das ganz große Geschäft macht er aber mit Springer-Aktien.

Hans-Jürgen Jakobs

Der Preis war günstig, er lag etwa 30 Prozent unter dem Marktwert. So kam der kleine Moritz Döpfner vor einigen Monaten zu einer Aktie jenes Konzerns, den sein Vater seit nunmehr fast zehn Jahren leitet. Er wurde Aktionär der Axel Springer AG.

Für Mathias Döpfner, 48, haben sich Wertpapiere seines Verlags als wichtige Faktoren der eigenen Vermögensbildung erwiesen. Vom Auf und Ab der Kurse profitierte der Vorstandschef in besonderer Weise. In der Adventszeit 2010 etwa stieß er - in einem Kurshoch - ein dickes Paket an Springer-Aktien ab und machte Reibach. Für 73.140 Stück erlöste er 8,6 Millionen Euro, es blieb ihm ein Gewinn von mehr als vier Millionen Euro. Die Papiere waren dem Vorstand im April 2004 zugeteilt worden, damals lag der Kurs bei etwa 60 Euro. Im Jahr darauf kündigte Springer ganz viel an, der Kurs stieg parallel; bis Ende 2010 hatte er sich an der Börse verdoppelt. Auch die Mit-Vorstände Andreas Wiele und Rudolf Knepper profitierten Ende 2010: Sie erlösten beim Verkauf ihrer Aktien insgesamt 5,7 Millionen Euro.

Doch Döpfner verdient nicht nur dank seiner Aktiengeschäfte glänzend, auch sein Gehalt ist top: Der promovierte Musikwissenschaftler erhält offenbar mehr als der bestbezahlte Vorstandschef eines Dax-Konzerns, mehr also als VW-Steuermann Martin Winterkorn mit seinem Salär von 9,33 Millionen Euro. Der Zwei-Meter-Mann aus dem Bild-Imperium dagegen kassierte 2010 nach Informationen der Süddeutschen Zeitung zehn Millionen Euro, aufgeteilt in einen fixen und einen variablen Teil. Der Rest des Vorstandsvergütung von insgesamt 17,9 Millionen Euro, die im Geschäftsbericht genannt werden, teilt sich auf die drei Mitstreiter in der Chef-Etage auf.

Eine Sprecherin des Verlags nennt das eine "reine Spekulation". Trotzdem: Die üppigen Bezüge könnten auf der Hauptversammlung des Zeitungskonzerns an diesem Donnerstag durchaus eine Rolle spielen.

Dass das Unternehmen seinen Managern Aktien zuteilt, ist nicht selbstverständlich. Nach dem Börsengang 1985 hatten die Vorstände Peter Tamm und Günter Prinz je ein Prozent der Aktien erhalten, die sie aber rasch versilberten. Das war misslich, weil der Verlag im Abwehrkampf gegen Leo Kirch jede Aktie brauchte. Danach beschloss der Verlag erst mal, die Vorstände sollten besser keine Aktien des eigenen Hauses halten.

Dann trat Anfang 2002 nach 18 Vorstandsmonaten Mathias Döpfner als Springer-Chef an. Er hatte als Chefredakteur von Wochenpost, Hamburger Morgenpost und Welt ein Gespür für Schlagzeilen entwickelt; es zeigte sich, dass ein Faible für die Börse hinzu kam. In den Aktionärskreis trat passenderweise die US-Investmentfirma Hellmann & Friedman ein, die Aktienoptionen für Vorstände unterstützte. Die Erfahrungen mit Aktienprogrammen als Teil der Vergütung seien "überaus positiv", kommentiert eine Springer-Sprecherin. Sie lobt die enorm gestiegene Rendite sowie den Börsenwert, der von 1,6 Milliarden Euro 2002 auf heute vier Milliarden hochschnellte. Angesichts der mehrjährigen Haltefrist für die Vorstandsaktien und der "überaus erfolgreichen Unternehmensentwicklung" seien die Erträge aus dem Programm angemessen.

Und warum haben die Vorstände dann rasch verkauft und Kasse gemacht? Das sei "überwiegend" passiert, sagt die Sprecherin, "um die im Zusammenhang mit dem Aktienerwerb entstandenen Bankverbindlichkeiten zu reduzieren". Alle Vorstandsmitglieder halten demnach auch aktuell eigene Aktien. Und es gibt einen neuen, 2009 aufgelegten Aktienoptionsplan.

Für Springer-Chef Döpfner zeichnen sich weitere Extra-Gewinne ab. Das liegt daran, dass ihm die Verlegerin Friede Springer im Sommer 2006 mehr als 660.000 Aktien zum Vorzugspreis übertrug. Das waren immerhin zwei Prozent des gesamten Aktienkapitals. Im Dezember 2006 verkaufte Döpfner davon schon mal 246.000 Stück und machte damit fast 7,4 Millionen Euro Gewinn. Den überwiegenden Teil hält der Vorstandschef aber noch, das Paket ist derzeit 47 Millionen Euro wert. Die Dividende, die Springer auszahlt, reicht schätzungsweise recht genau dafür aus, dass Döpfner die Zinsen für jene Kredite zahlen kann, mit denen er 2006 den Einstieg als Großaktionär schaffte.

Döpfner: "Glück und Freude über das Erreichte ja, Zufriedenheit niemals"

Günstig bei Springer ist auch, dass sich die Tantieme nach dem Betriebsergebnis richtet, also vor Abschreibungen. Ein Mega-Verlust wie 2007, als Springer mit dem Postdienst PIN scheiterte, fällt da nicht ins Gewicht. Auffallend ist, dass Europas größter Zeitungskonzern während der Jahre mit Vorstand Döpfner viel Geschäft und Eigentum abgegeben hat. Mehr als 1,5 Milliarden Euro kamen so in die Kasse, zum Beispiel für Grundstücke, die Beteiligung am Fernsehkonzern Pro Sieben Sat1, Regionalzeitungen und sogar einen Schwung eigener Aktien. Alles verkauft. Das wirkte wie Glanzlack für die Bilanz. Demgegenüber stehen Zukäufe im Ausland sowie im Internet bei Portalen wie Seloger oder Kaufda.

Ein kleines Zubrot dürfte sich Döpfner wohl auch bei der Private-Equity-Firma Ripplewood verdienen, die vom ehemaligen Springer-Aufsichtsrat Leonard ("Lenny") Fischer geführt wird. Die beiden Freunde kauften 2007 in Berlin die an der Glienicker Brücke gelegene Villa Schöningen, der Medienmanager ist vor zwei Jahren in den Verwaltungsrat der Finanzfirma eingezogen.

Für seine Aktionäre hat Spitzenverdiener Döpfner einen Rat: Man dürfe nicht das geringste Maß an Selbstzufriedenheit entwickeln - "Glück und Freude über das Erreichte ja, Zufriedenheit niemals." Wenn alles so einfach wäre.

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Quelle:
SZ vom 14.04.2011
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