Autozulieferer:Hella geht mit Mut in den Verkauf

Neuer LED-Scheinwerfer

LED-Autoscheinwerfer von Hella, der nach Firmenangaben auch die Gegenfahrbahn ausleuchtet, ohne zu blenden.

(Foto: Hella/dpa)

Der Zulieferer profitiert vom Aufschwung der Autoindustrie. Die Aktie nimmt die Fusion mit Faurecia bereits vorweg.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Die zwei Firmen, die fusionieren wollen, seien nicht angeschlagen wie bei manch anderem Zusammenschluss, sondern kerngesund: Das betonte der Chef des französischen Autozulieferers Faurecia, Patrick Koller, als er die Übernahme des Scheinwerfer-Spezialisten Hella angekündigt hat. Wie zur Bestätigung hat das Unternehmen aus Lippstadt nun seine Bilanz des vergangenen Geschäftsjahrs gezogen, das bei Hella stets im Mai endet.

Demnach konnte die Firma den Umsatz um 13 Prozent steigern, wenn man die Effekte von Währungskursen und dem Verkauf kleinerer Geschäfte herausrechnet. Unter dem Strich steht ein Gewinn von 360 Millionen Euro. Nach wochenlangen Stillständen infolge der Corona-Pandemie habe sich die Autoindustrie seit Sommer 2020 erholt. So konnte Hella mehr Lichtsysteme und Elektronik verkaufen. Der Vorteil des Unternehmens: Mit derlei Produkten ist man ziemlich unabhängig vom laufenden Umbruch der Branche weg vom Verbrennungsmotor, hin zum Elektroauto.

Hella hätte nach eigenem Bekunden noch mehr verkaufen können, wenn Halbleiter derzeit nicht weltweit knapp wären. "Unsere Werke liefen in den vergangenen Monaten immer im Stop- und Go-Modus", sagt Finanzchef Bernard Schäferbarthold. Die Firma erwartet, dass der Engpass bis ins nächste Jahr andauern dürfte. Dennoch prognostiziert Hella einen weiteren Umsatzanstieg um bis zu sechs Prozent.

Dass das 120 Jahre alte Unternehmen bald in neue Hände kommt, liegt an den verzweigten Eigentümerfamilien Hueck und Röpke. Sie hatten Hella an die Börse gebracht, aber 60 Prozent der Aktien behalten und in einem Pool-Vertrag gebündelt. Dieser läuft noch drei Jahre lang. Doch in Lippstadt grassierte die Sorge, dass danach mehrere Familienmitglieder ihre Anteile unkontrolliert verkaufen dürften; dies würde den Kurs wohl stark belasten.

Stattdessen vereinbarte die Familie, ihre Aktien an Faurecia zu verkaufen. Sie erhält dafür 3,4 Milliarden Euro sowie eine Minderheitsbeteiligung an dem Konzern. Faurecia wird bald auch allen anderen Anteilseignern von Hella ein Übernahmeangebot in Höhe von 60 Euro je Aktie unterbreiten. Zudem will Hella in diesem Jahr eine Dividende von 96 Cent je Anteilsschein ausschütten. In der Folge hat sich der Aktienkurs bei knapp 61 Euro eingependelt.

Sobald Faurecia die Mehrheit der Anteile übernimmt, kann der Konzern eine gemeinsame Bilanz beider Firmen aufstellen. So soll der siebtgrößte Autozulieferer der Welt entstehen: ein Unternehmen mit etwa 150 000 Beschäftigten, das neben Leuchten und Sensoren etwa auch Sitze und Antriebstechnik an Autohersteller weltweit verkauft. Als Zugeständnis an Hella sollen drei von sechs Sparten des Konzerns ihren Sitz in Lippstadt haben.

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