Süddeutsche Zeitung

Autoversicherung:Allianz expandiert

Der deutsche Konzern kooperiert mit dem US-Versicherer Maiden.

Von Anna Gentrup, Köln

Europas größter Versicherer Allianz geht in der internationalen Autoversicherung in die Offensive. Der Konzern hat dazu eine millionenschwere Kooperation mit dem nordamerikanischen Versicherer Maiden mit Sitz in Bermuda vereinbart. Allianz und Maiden verkaufen künftig gemeinsam Kfz-Versicherungen über die Autohäuser von Herstellern wie BMW und Ford. Das Angebot umfasst neben klassischen Autopolicen auch Garantieverlängerungen, Restschuldversicherungen für finanzierte Wagen und erweiterte Vollkaskodeckungen. Die Allianz beteiligt sich mit 200 Millionen Dollar an den von Maiden übernommenen Risiken, technisch geht das über ein Rückversicherungsgeschäft.

Der Verkauf über Autohäuser gilt als Königsdisziplin für die großen Versicherer. In Deutschland ist die Allianz unangefochtener Marktführer. Durch den Maiden-Deal expandiert die Allianz hier erheblich.

Maiden geht aus dem 1983 gegründeten Rückversicherer Motors Re hervor. Vor wenigen Jahren kaufte Maiden die Versicherungstöchter des Automobilkonzerns General Motors, zu dem unter anderem Opel, Cadillac, Buick und Chevrolet gehören. Maiden bietet Autoherstellern an, passende Angebote bereitzustellen, die der Hersteller dann mit seiner eigenen Marke versehen kann. Zu Maiden gehört auch der Opel Händler Versicherungsdienst, mit dem die Allianz schon seit Jahren zusammen arbeitet.

Das Geschäft mit Autoherstellern und Händlern betreibt die Allianz über die Abteilung Allianz Global Automotive, die vom früheren VW-Versicherungschef Karsten Crede geleitet wird. Das Segment boomt. "Das gesteckte Ziel von drei Milliarden Euro Prämieneinnahmen werden wir im kommenden Jahr erreichen", sagte Crede der SZ. Dazu kommt die Restschuldversicherung. "In dem Marktsegment wollen wir uns mittelfristig noch einmal 500 Millionen Euro Prämie holen", so Crede. Derzeit sind es rund 100 Millionen Euro.

Versicherer kämpfen im Kfz-Geschäft mit harten Bandagen. Sie verkaufen ihre Policen über die Händler der Hersteller und sorgen dafür, dass Unfallwagen zur Reparatur in eben diese Werkstätten gehen. Die Allianz hat in der Kooperation mit der Autoindustrie einen klaren Vorsprung. Der Autokäufer bekommt beim Vertragshändler von BMW, Ford und vielen anderen Marken eine Allianz-Police. Im April 2013 gründete der Versicherer mit dem Langzeitpartner VW die Volkswagen Autoversicherung.

Allerdings fährt der Münchener Konzern eine zweigleisige Strategie: Er macht den Autoherstellern und Händlern nämlich auch Konkurrenz. Die Allianz baut zusammen mit dem ADAC und der Versicherungskammer Bayern ein eigenes Werkstattnetz auf.

Erzkonkurrent HUK-Coburg betreibt schon länger gemeinsam mit anderen Gesellschaften ein solches Netz. Den beteiligten Werkstätten zahlen die Versicherer geringere Stundensätze und garantieren dafür hohe Auslastung und schnelle Zahlung. Kunden der HUK-Coburg können künftig in ausgewählten Werkstätten auch Reparaturen und Wartungen zum Festpreis erledigen lassen, die nichts mit Versicherungsschäden zu tun haben. So weit ist die Allianz noch nicht - spätestens dann hätten die Partner aus der Autoindustrie wohl Gesprächsbedarf.

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Quelle:
SZ vom 08.09.2015
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