Autonomes Fahren:Trommeln und brettern

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Die Hälfte aller Patente zum autonomen Fahren stammt aus Deutschland. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Bis in Deutschland selbstfahrende Autos unterwegs sind, wird es noch länger dauern, als manche annehmen.

So sehr sie auch trommeln, die Teslas, Waymos und Ubers - sie werden noch erfahren, dass es bei einer umwälzenden Entwicklung wie dem autonomen Fahren ist wie bei einem Marathon: Die letzten Kilometer sind die schwersten. Die deutschen Hersteller, die nicht ganz so begabt sind beim Trommeln, dafür aber hervorragende Autos bauen, müssen also nicht die Verlierer in diesem Rennen sein.

Nicht nur war es ein Deutscher, der Münchner Professor Ernst Dickmanns, der schon vor 30 Jahren mit mehr als 150 Sachen in der Mercedes S-Klasse autonom über die Autobahn bretterte. Und damals, wohlgemerkt, gab es weder Karten aus dem Internet, auf die Dickmanns und seine Leute hätten zurückgreifen können, noch ein Satellitennavigationssystem.

Zudem: Die Hälfte aller Patente zum autonomen Fahren stammt aus Deutschland, und die hier ansässigen Zulieferer sind vorn mit dabei bei dieser Technik. Zwei Irrtümern sollte man aber nicht aufsitzen: Erstens wird es noch länger dauern, als manche annehmen (oder auch versprechen), bis wirklich völlig autonome Autos auf deutschen Straßen rollen.

Und zweitens werden die nicht einfach die Autos von heute ersetzen, sondern sollten - dem Klima und damit der Vernunft zuliebe - in ein System eingebunden sein, in dem sie die Lücken füllen, die andere Verkehrsträger nicht schließen können. Und mit ziemlicher Sicherheit werden sie nicht von fossilen Energieträgern angetrieben werden, sondern elektrisch oder von Wasserstoff - der dann natürlich auch wieder einem Elektromotor die Energie liefert. Zumindest beim langsamen Rollen werden Autos künftig ziemlich leise sein.

Noch leiser sind allerdings Fahrräder, und es wäre sehr zu hoffen, dass sich die Städte darauf besinnen, erheblich mehr für den Fahrradverkehr zu tun als heute, wo Radler oft sehr gefährlich leben. Das wäre übrigens auch gesünder.

© SZ vom 31.12.2019 / Helmut Martin-Jung - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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