Automobilzulieferer in Not:Schaeffler am Abgrund

Die Belegschaft des angeschlagenen Autozulieferers Schaeffler verfolgt die Investorensuche mit Skepsis und wartet auf den Glos-Nachfolger.

Uwe Ritzer

Maria-Elisabeth Schaeffler hatte immer vorgebaut. Niemand im Unternehmen müsse Angst davor haben, dass Banken oder anonyme Investoren die Kontrolle über die Firma an sich reißen würden, beruhigte die Unternehmerin vorige Woche bei mehreren Betriebsversammlungen die Mitarbeiter. Offenkundig ist es ihr damit gelungen, zumindest intern ein brisantes Thema zu entschärfen. Denn dass Schaeffler nun aus purer Not heraus ein Tabu bricht und Investoren an dem Familienunternehmen beteiligen will, um die Belastungen aus der Continental-Übernahme zu schultern, sorgte außerhalb der Firma für größeres Aufsehen als im Unternehmen selbst.

Bei Schaeffler hätten viele damit gerechnet, dass es so kommen wird, hieß es bei der IG Metall Bayern. "Denn Frau Schaeffler hat sicher eine schöne Villa und ein paar Pelzmäntel, aber das wird nicht reichen, um den Conti-Deal abzudecken", so ein Gewerkschaftssprecher. Auf etwa 70 Millionen Euro monatlich beziffern IG-Metall-Kreise inoffiziell die monatliche Zinsbelastung für Schaeffler aus den Übernahmekrediten: "Da ist es im Grunde genommen nur konsequent, wenn Frau Schaeffler nach Teilhabern für ihr Unternehmen sucht".

Fatalismus, Kritik, Angst

Die 66.000 Mitarbeiter des Familienkonzerns verfolgen die Entwicklung mit einer Mischung aus Fatalismus, Kritik und wachsender Angst. Genauso wie die Bemühungen um Staatshilfe.

Bei Schaeffler heißt es, man wolle so schnell wie möglich ausloten, wie der künftige Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) darüber denke. Von seinem Vorgänger Michael Glos wusste man, dass er solcher Unterstützung wohlwollend gegenübersteht.

Doch selbst in der Schaeffler-Belegschaft ist das Thema umstritten. Betriebsrat und Gewerkschaft sind dafür, wenn dadurch der Wettbewerb nicht verzerrt, Arbeitsplätze gesichert und vom Management im Gegenzug mehr Transparenz an den Tag gelegt werde. Was die Einschätzung der aktuellen Situation angeht, so ist sich die Schaeffler-Belegschaft laut Mitteilung der IG Metall Bayern einig: "Die Eigentümer und die Geschäftsleitung haben mit ihrer Hochrisikostrategie das bislang kerngesunde Unternehmen an den Abgrund manövriert."

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