Automobilindustrie:General Motors verliert die Geduld mit Opel

General Motors will Opel nun angeblich doch loswerden. Der Grund: Während andere Autoproduzenten die Krise längst hinter sich gelassen haben, schreibt der Rüsselsheimer Autohersteller noch immer Verluste. Interesse sollen chinesische Unternehmen haben - und Volkswagen. Bei der Konzernmutter heißt es: "reine Spekulation".

General Motors braucht Opel, braucht das Know-how der Deutschen, um Autos mit moderner Technologie bauen zu können - so wurde bisher der Verbleib Opels bei den Amerikanern begründet. Und jetzt? Offenbar kann sich General Motors auch gut eine Zukunft ohne die Rüsselsheimer vorstellen.

Opel und GM

Will General Motors Opel nach dem abgebrochenen Verkaufsversuch vor zwei Jahren nun doch loswerden?

(Foto: dpa)

Obwohl GM erst im Mai bekräftigt hatte, an Opel festhalten zu wollen, berichten Spiegel Online und die Zeitschrift Auto Bild übereinstimmend von angeblichen GM-Plänen, den noch immer defizitären deutschen Autobauer nun doch zu verkaufen. Die GM-Manager seien zunehmend verärgert, dass das Europa-Geschäft mit Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall weiter Verluste einfahre, heißt es. Die Manager sollen davon überzeugt sein, dass die US-Mutter nicht mehr auf Opel angewiesen sei. Sparsame Motoren und Modelle könne GM mittlerweile auch aus Korea beziehen.

Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke bezeichnete Medienberichte über den angeblich anstehenden Verkauf als haltlos. In einer am Donnerstagvormittag verschickten E-Mail an die Opel-Belegschaft schrieb Stracke laut der Nachrichtenagentur dpa von "Gerüchten". Darin heißt es: "Dazu möchte ich ganz deutlich festhalten, dass es sich bei diesem Bericht um reine Spekulation handelt." Stracke appellierte an die Belegschaft: "Ich werde mich nicht von den Spekulationen in der Presse beeinflussen lassen; bitte tun Sie das auch nicht."

Ganz ähnlich klingt das dort, wo letztendlich über einen Verkauf entschieden wird: bei General Motors in Detroit. "Bei diesen Berichten handelt es sich um reine Spekulation", sagte ein GM-Sprecher. Ein klares Dementi hört sich anders an.

"Dummes Zeug"

Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel nannte die Berichte "dummes Zeug". Er sagte, GM wäre sehr schlecht beraten, Opel abzugeben. "Ohne Opel hätten sie in Europa überhaupt keine Chance. Ich glaube, dass dort jemand den Namen Opel absichtlich beschädigen will."

Auch das Thüringer Wirtschaftsministerium gab bekannt, die Berichte entbehrten jeder Grundlage. "Nach unseren Informationen ist das Unsinn", sagte ein Sprecher von Minister Matthias Machnig. Opel ist seit rund 20 Jahren in Thüringen mit einem Werk in Eisenach vertreten.1500 Menschen arbeiten dort.

Der Spiegel nennt neben chinesischen Unternehmen auch Volkswagen als möglichen Käufer. Dort hält man sich bedeckt: Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte, das Unternehmen werde die Berichte wie in solchen Fällen üblich nicht kommentieren.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Opel zum Verkauf steht. GM wollte die kriselnde Tochter 2009 schon einmal veräußern. Der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna sollte bei Opel einsteigen. Doch im letzten Moment machte GM im November 2009 einen Rückzieher und kündigte stattdessen an, Opel selbst sanieren zu wollen. In Europa sollten dazu insgesamt 8300 Arbeitsplätze abgebaut werden, das Werk im belgischen Antwerpen wurde Ende 2010 geschlossen.

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