Investitionen:Bosch stillt Begierde

Investitionen: Ein Mitarbeiter steht in der Halbleiterfabrik in Dresden an einer Maschine für die Beschichtung von Wafern mit Gold.

Ein Mitarbeiter steht in der Halbleiterfabrik in Dresden an einer Maschine für die Beschichtung von Wafern mit Gold.

(Foto: Robert Michael/dpa)

Überall fehlen Chips: für Autos, für E-Bikes, für Akkuschrauber. Bosch investiert nun Milliarden in die Entwicklung und Fertigung - in der Hoffnung, dass der Wert der kleinen Teilchen steigt.

Von Christina Kunkel, Dresden

Es ist ein großes Geschäft mit kleinen Teilen. Der Stuttgarter Zulieferer Bosch will noch mehr Halbleiter, also kleine Computerchips, herstellen, nach denen im Moment vor allem die Autoindustrie lechzt. Aber auch für alle anderen Elektrogeräte, vom Akkuschrauber bis zum Kühlschrank, sind die winzigen Teile unverzichtbar. Drei Milliarden Euro investiert Bosch nun noch einmal in seine Halbleitersparte, die Fabriken in Dresden und Reutlingen werden dazu ausgebaut.

An beiden Standorten soll ein neues Entwicklungszentrum entstehen, zusammen soll das 170 Millionen Euro kosten. Die größte Investition bekommt die Chipfabrik in Dresden, die erst vergangenes Jahr eröffnet wurde: Dort wird für 250 Millionen Euro der Reinraum um 3000 Quadratmeter erweitert. "Wir wappnen uns auch im Interesse unserer Kunden für eine unvermindert wachsende Chip-Nachfrage", sagt Bosch-Chef Stefan Hartung.

Investitionen: Halbleiter-Werk in Dresden: Bosch will den Reinraum dort für 250 Millionen Euro vergrößern.

Halbleiter-Werk in Dresden: Bosch will den Reinraum dort für 250 Millionen Euro vergrößern.

(Foto: Jens Schlueter/AFP)

Ein Teil der Investitionssumme stammt von der EU und vom Bund. Genaue Zahlen nannte Bosch jedoch nicht. Diese Fördergelder gibt es vor allem deshalb, weil Europa sich unabhängiger machen will von Asien und den USA, wo die meisten Halbleiter gefertigt werden. Das Ziel: Bis 2030 sollen zwanzig Prozent aller Chips aus Europa kommen, bisher sind es etwa zehn Prozent.

Besonders die Automobilindustrie leidet aktuell unter dem Mangel an Chips, alle Hersteller können seit Monaten weniger Fahrzeuge bauen, als sie ausliefern könnten. Mit dem Wechsel zur E-Mobilität wird der Bedarf an Mikroelektronik noch einmal deutlich zunehmen, rechnet Bosch-Chef Stefan Hartung vor. Bisher haben die winzigen Bauteile in einem Auto etwa einen Wert von 200 Euro, schon in wenigen Jahren wird sich dieser Betrag vervierfachen, prophezeit Hartung. Deshalb setzt Bosch auch viele Kapazitäten auf Chips für die Autoindustrie, daneben kommen Halbleiter aus Dresden und Reutlingen aber auch zum Beispiel in E-Bikes, Akkuschraubern oder Smart Glasses vor.

Insgesamt 700 Menschen könnten in der Fabrik in Dresden arbeiten

In der Fabrik in Dresden arbeiten mittlerweile 350 Beschäftige, bis Ende des Jahres sollen es 400 sein. Die meisten davon sind hochqualifizierte Softwareexperten und Ingenieure. Wenn die Fabrik unter Volllast ist, sollen dort 700 Menschen beschäftigt sein, dazu kommen noch einmal hundert Beschäftigte in dem neuen Entwicklungszentrum, das direkt neben den Fertigungsräumen entstehen soll. Der Standort Dresden habe einen großen Vorteil, betont Stefan Hartung, "das akademische Ökosystem". Direkt von der Fabrik aus schaut man etwa auf ein Fraunhofer-Institut, von der TU Dresden kommen viele Absolventen, die bei Bosch in der Chipfabrik einen attraktiven Arbeitsplatz finden.

Investitionen: Dass die Nachfrage nach Chips bald schon wieder nachlässt, daran glaubt so gut wie niemand.

Dass die Nachfrage nach Chips bald schon wieder nachlässt, daran glaubt so gut wie niemand.

(Foto: Jens Schlueter/AFP)

Aber könnte es nicht sein, dass der Mangel an Chips nur noch ein paar Monate anhält und mittelfristig das Angebot die Nachfrage übersteigt? Daran glaubt der Bosch-Chef nicht. Gerade in der Autoindustrie werde es noch lange einen Nachholbedarf geben. Dazu fokussiere man sich auf bestimmte Arten von Chips, etwa für E-Autos oder auch für kleinere Geräte wie Fitnesstracker oder intelligente Brillen, bei denen der Markt in Zukunft noch deutlich wachsen wird.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusArbeitsrecht
:Gibt es jetzt Hitzefrei?

Wenn es heiß wird, dürfen viele Schülerinnen und Schüler früher nach Hause. Aber wie ist es im Büro, wenn die Hitzewelle kommt? Welche Regeln für berufstätige Menschen gelten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: