Automobilbranche:Spiel mit Grenzen

Olympia brachte den Chinesen Fahrverbote und teures Benzin - nun sind sie beim Autokauf zögerlicher geworden. Ihre Angst: Die Fahrbeschränkungen könnten auch nach den Spielen gelten.

Janis Vougioukas

Zum ersten Mal seit Jahren zeigen Asiens Automärkte Zeichen von Schwäche. Indiens größter Autohersteller Maruti Suzuki India meldete im August einen Verkaufseinbruch von 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Immer mehr Inder entscheiden sich wieder für das Motorrad. Marktführer Honda konnte seine Absatzzahlen im August um 27 Prozent verbessern.

China, AFP

Mit dem Auto zu den Olympischen Spielen: Nach der Großveranstaltung in Peking scheuen die Bewohner den Fahzeugkauf.

(Foto: Foto: AFP)

In China, wo die Zahlen der Autoindustrie für den August ebenfalls enttäuschend sind, wird bereits nach Argumenten für die schlechte Marktlage gesucht. "Der August fällt wegen der Olympischen Spiele aus dem Rahmen", sagt ein Manager eines westlichen Autokonzerns, der ungenannt bleiben möchte. Das stimmt zum Teil. In der Hauptstadt Peking, einem der wichtigsten Autoregionen Chinas, gelten bis zum Ende der Paralympischen Spiele Sonderbestimmungen für den Straßenverkehr. Autobesitzer dürfen ihren Wagen seitdem nur noch jeden zweiten Tag benutzen. Viele Chinesen warten deshalb mit dem Autokauf. Denn etliche Pekinger befürchten, dass die Fahrbeschränkungen auch nach den Spielen in Kraft bleiben könnten.

China und Indien waren lange die Lieblingsmärkte der Autohersteller. Jetzt befürchten die ersten Manager, dass die Zeit der schnellen Wachstumsraten bald vorbei sein könnte. "In China laufen die gleichen Prozesse ab wie auf der ganzen Welt: Die Verkaufszahlen stagnieren oder fallen", sagt Zhang Yu von der Branchenberatung CSM in Shanghai. Zwar rechnet Zhang für das gesamte Jahr noch mit einem Wachstum von zehn Prozent. "Doch für das kommende Jahr gibt es viele Unsicherheitsfaktoren."

China ist in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Automärkte der Welt aufgestiegen. Außer Porsche sind inzwischen alle deutschen Hersteller mit eigenen Produktionsstätten in der Volksrepublik vertreten. Der Volkswagen-Konzern konnte für das erste Halbjahr 2008 noch einen Absatzrekord vermelden, weil in China erstmals mehr als eine halbe Million Autos verkauft wurden. Bis zum Jahresende könnte China für Volkswagen zum größten Absatzmarkt aufgestiegen sein - vor Deutschland. Auch die anderen Hersteller haben in den vergangenen Jahren meist jedes Quartal neue Rekorde aus China vermelden können.

Der Markt schwächelt

Doch die Anzeichen für eine Abschwächung des Markts nehmen zu. Viele Chinesen haben einen Großteil ihrer Ersparnisse an den Börsen eingebüßt. Seit Oktober vergangenen Jahres hat der Shanghai Composite Index mehr als 60 Prozent verloren. Und Ende Juni hat die Pekinger Regierung die Benzinpreise um bis zu 18 Prozent erhöht. Viele Branchenbeobachter rechnen nach den Paralympischen Spielen mit einer weiteren Benzinpreiserhöhung von bis zu zehn Prozent. Auch die hohe Inflation belastet die Verbraucher. Betroffen ist vor allem der Markt für kleine Autos.

Doch die Hersteller geben sich noch optimistisch. Selbst im schlimmsten Fall wird der chinesische Markt in diesem Jahr 2008 um weitere zehn Prozent wachsen", sagt Dominik Declercq, Pekinger Repräsentant des Verbandes Europäischer Automobilhersteller. Und ergänzt: "Das ist immer noch sehr viel höher als das Wachstum in Europa."

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