Süddeutsche Zeitung

Automobilbranche:Porsche strebt Mehrheit bei VW an

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Bekannt ist die Firma für ihre rasanten Flitzer: Laut Medienberichten will Porsche jetzt seinen Aktienanteil am Volkswagen-Konzern auf 51 Prozent erhöhen. Die Spekulationen über den Kauf weiterer Optionen durch die Sportwagenfirma treiben den Aktienkurs von VW auf Rekordhöhe.

Michael Kuntz

Vieles deutet darauf, dass Porsche sich nicht mit seinem Anteil von knapp 31 Prozent bei Volkswagen zufriedengeben wird: Die Aktie von Europas größtem Autohersteller ging am Wochenschluss mit 151,60 Euro aus dem Markt. Einen Monat vorher hatte sie noch bei 138 Euro notiert.

Kein Zweifel: VW-Papiere sind gefragt, und das geht nun so seit dem Einstieg des Stuttgarter Sportwagenherstellers bei dem etwa fünfzehnmal größeren Autokonzern in Wolfsburg vor ziemlich genau zwei Jahren. Porsche ist inzwischen größter Einzelaktionär von VW, und nach dem Fall des VW-Gesetzes wird auch das Land Niedersachsen als zweiter Großaktionär nichts mehr zu sagen haben.

Zur Zeit spielt Ministerpräsident Christian Wulff im Präsidium des Aufsichtsrates noch eine einflussreiche Rolle beim größten privaten Arbeitgeber in seinem Bundesland. Doch die Europäische Kommission sieht in der vom VW-Gesetz gewollten Sonderrolle des Staates eine Diskriminierung der anderen Investoren, und der Europäische Gerichtshof wird die 50 Jahre alte Vorschrift voraussichtlich noch in diesem Jahr kippen. Dann hat Porsche freie Fahrt bei VW.

Diskretes Vorgehen

Vor diesem Hintergrund überrascht es wenig, wenn der Spiegel am Wochenende Börsenhändler damit zitiert, Porsche bereite am Kapitalmarkt die Aufstockung seines Anteiles bei VW auf über 50 Prozent vor. Das ist die Schwelle, bei deren Überschreiten eine Pflichtmitteilung fällig wäre.

Solange der Wert nicht erreicht wird, muss Porsche nichts sagen - was man in Stuttgart dann auch am Sonntag wortreich tat. Es gebe keine Entscheidung des Aufsichtsrates, über 31 Prozent zu gehen, lässt sich ein Sprecher zitieren - als wenn Porsche sein diskretes und äußerst effizientes bisheriges Vorgehen stets detailliert angekündigt hätte.

Da scheint es schon ergiebiger, was Porsche-Finanzvorstand und VW-Aufsichtsrat Holger Härter kürzlich gesagt hat: Man habe sich natürlich Optionen auf VW-Aktien gesichert, um diese dann eines Tages gegebenenfalls ausüben zu können. Härter kauft nicht, er lässt kaufen, und im vergangenen Jahr managte er dies so erfolgreich, dass aus derartigen Geschäften noch ein satter Ertrag in dreistelliger Millionenhöhe bilanziert werden konnte.

Belohnung für den kreativen Finanzvorstand

Der kreative Finanzvorstand wurde inzwischen belohnt und zum Stellvertreter von Vorstandschef Wendelin Wiedeking befördert. All dies geschieht im Namen und zum Wohl des Clans der Unternehmerfamilien Porsche und Piëch, deren mittlerweile etwa sechzig Mitglieder ihr Vermögen gerade neu sortieren in erbschaftsteuerlich vorteilhaften österreichischen Stiftungen sowie einer Aktiengesellschaft nach europäischem Recht als Holding.

Da könnte zusammenwachsen, was wohl nicht nur für den VW-Aufsichtsratschef und Clan-Patriarchen Ferdinand Piëch zusammengehört: der erfolgreiche Massenhersteller VW und die Sportwagenschmiede Porsche mit ihren in der Industrie höchsten Abgas- und Verbrauchswerten, die für sich allein keinerlei Chance besitzt, künftige Umweltvorschriften für ihre Fahrzeug-Flotte zu erfüllen.

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