Automobilbranche:Porsche möchte VW beherrschen

Die Finanzkrise lässt Porsche einen ungewöhnlichen Schritt gehen: Der Sportwagenhersteller legt seinen Übernahmeplan für VW offen.

D. Deckstein

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller teilte am Sonntag mit, das er inzwischen einen Anteil von 42,6 Prozent an Volkswagen hält und sich weitere 31,5 Prozent am Wolfsburger Autokonzern in Form von Aktienoptionen gesichert habe. Erstmals erklärte Porsche auch, dass das Unternehmen einen Gewinn- und Beherrschungsvertrag mit der Tochter Volkswagen anstrebe, und zwar im nächsten Jahr. Dazu braucht Porsche mindestens 75 Prozent der Stammaktien, die er im Laufe der nächsten Monate zu erwerben gedenkt.

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(Foto: Foto: ddp)

Diese Ankündigung von Porsche ist äußerst ungewöhnlich, da sie nach dem Aktiengesetz gar nicht notwendig ist. Porsche legte seine Absichten dennoch offen, um den andauernden Spekulationen mit VW-Papieren ein Ende zu setzen. In den vergangenen Wochen war der Kurs der VW-Aktie abrupt gestiegen und wieder gesunken. Offenbar will Porsche jetzt verhindern, dass sich Banken erneut verspekulieren. Der Sportwagenhersteller hätte sich offiziell erst erklären müssen, wenn er die nächste Schwelle von 50 Prozent am Wolfsburger Autokonzern erreicht hätte. Damit wird nach dem Übernahme-Fahrplan spätestens im November gerechnet, was das Unternehmen auch bestätigt: An dem Vorhaben, noch im November oder Dezember 2008 die 50-Prozent-Hürde bei VW zu nehmen, wird unverändert festgehalten.

Aus für Leerverkäufe

Wegen der "dramatischen Verwerfungen an den Finanzmärkten" habe sich die Porsche Holding SE am Wochenende dazu entschlossen, "ihre Aktien- und Kurssicherungspositionen im Zusammenhang mit der Übernahme der Volkswagen AG, Wolfsburg, offen zu legen", teilte Porsche mit. "Wir hoffen, dass unsere Ankündigung eine segensreiche Wirkung auf die Finanzmärkte entfaltet", sagte ein Sprecher der Süddeutschen Zeitung. Die Marktteilnehmer sollten wissen, dass sich in absehbarer Zeit 74,1 Prozent der VW-Stammaktien in den Händen des Übernehmers Porsche befänden und dass damit die Wetten der Leerverkäufer, die auf sinkende Kurse von VW gewettet hätten, beendet werden könnten. "Wir gehen davon aus, dass diese Marktteilnehmer jetzt ihre Positionen bereinigen können, weil wir damit rechnen, dass der Kurs der VW-Aktie nach unserer Ankündigung wieder ansteigt", sagte der Porsche-Sprecher. Die Investoren sollten wissen, dass sich jetzt gerade noch 5,9 Prozent der VW-Stammaktien im Handel befänden.

20 Prozent der Volkswagen-Aktien besitzt das Land Niedersachsen, das nach der Neuauflage des VW-Gesetzes auch mit diesem Anteil eine Sperrminorität besitzt, also alle für das Wolfsburger Unternehmen relevanten Entscheidungen verhindern könnte. Das Aktiengesetz sieht dafür eigentlich eine Stimmquote von 25 Prozent vor. Allerdings verlautete am Wochenende, dass die EU-Kommission vermutlich in der nächsten Woche einen weiteren Anlauf starten werde, das umstrittene VW-Gesetz zu kippen.

Anlass für die neue Transparenz Porsches ist wohl auch der beigelegte Streit zwischen den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch über den weiteren Kurs der VW-Übernahme: "Wie berichtet, haben sich die Familien eindeutig für eine Beherrschung des Volkswagen-Konzerns durch Porsche ausgesprochen", hieß es bei Porsche.

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