Automobilbranche:Audi tauscht den halben Vorstand aus

Audi

Vier von sieben Audi-Vorständen mussten gehen. Mit der Neubesetzung der Posten soll in Ingolstadt nun Ruhe einkehren.

(Foto: dpa)
  • Der Audi-Aufsichtsrat hat am Monag vier neue Mitglieder in den Vorstand berufen. Vier der sieben Vorstände mussten zuvor gehen.
  • Der umstrittene Audi-Chef Stadler scheint dagegen weiter fest im Sattel zu sitzen.

Von Max Hägler, Klaus Ott und Vivien Timmler

Wenn es ein Unternehmen gibt, das derzeit dringend einen Neuanfang benötigt, dann ist es wohl der Ingolstädter Autohersteller Audi. Seit Bekanntwerden der Abgasaffäre rutscht die VW-Tochter im Gleichschritt mit dem Mutterkonzern immer tiefer in den Skandal. Geändert hat sich im Unternehmen seit Ausbruch der Krise nicht viel, zumindest nicht nach außen.

Audi-Chef Rupert Stadler sitzt dem Vernehmen nach genauso fest in seinem Chefsessel wie vor der Affäre. Die Familien Piëch und Porsche, die die Mehrheit am VW-Konzern halten, stehen offenbar geschlossen hinter ihm. Die Rufe nach personellen Veränderungen verstummen allerdings nicht. Bei Audi haben sie sich nun dazu entscheiden, wenn schon nicht im Chefsessel, dann immerhin im Vorstand ein paar Manager auszutauschen.

Am Montag trafen sich die Audi-Aufsichtsräte zu einer außerordentlichen Sitzung. Man wollte nicht warten bis zum nächsten regulären Treffen Ende September, so schien es: Je früher Ruhe in den Konzern einkehren würde, desto besser. Gleich vier der sieben Vorstandsmitglieder bei Audi mussten vorzeitig gehen. Die Stellen der Ressortchefs Personal, Produktion, Vertrieb und Finanzen - also der halbe Vorstand - waren vakant. Das Kontrollgremium musste nun den eilig gesuchten Ersatz bestätigen.

Und der kommt geschlossen aus dem Volkswagen-Imperium. Neuer Personalvorstand wird der 53-jährige Wendelin Göbel, ein VW-Manager, der als enger Vertrauter von Konzernchef Matthias Müller gilt. Göbel machte einst an der Seite von Martin Winterkorn Karriere und kümmerte sich schließlich in Wolfsburg um die Übernahmen von MAN und Porsche sowie um neue Auslandswerke.

Als neuen Produktionsvorstand bestätigte der Aufsichtsrat unterdessen Peter Kössler. Er war bislang Chef von Audi in Ungarn, zuvor leitete er von 2007 bis 2015 das Audi-Werk in Ingolstadt. Kössler ist seit dreißig Jahren Audianer. Seine Personalie galt im Vorfeld vor allem deswegen als gesetzt, weil er seit 2009 Mitglied des Aufsichtsrats für die Arbeitnehmerseite ist. Jene Kontrolleure, die ihn am Montag zum neuen Produktionsleiter bestimmt haben, kannten ihn bereits bestens.

Neuer Vertriebschef wird Bram Schot. Der gebürtige Niederländer leitete bislang den Vertrieb von Lieferwagen und anderen Nutzfahrzeugen bei Volkswagen. Der Konzernvertrieb ist neben dem Diesel-Skandal die größte offensichtliche Baustelle in Ingolstadt: Audi ist beim Verkauf zuletzt hinter die beiden deutschen Konkurrenten BMW und Mercedes zurückgefallen.

Der vierte Neuzugang ist Alexander Seitz, der bisher Stellvertreter beim Joint Venture SAIC war, unter dessen Dach Volkswagen Autos in China baut und verkauft. Seitz ersetzt Finanzchef Axel Strotbek. Weshalb dieser gehen musste, ist nicht ganz klar. Womöglich hat er nicht genügend vorgesorgt für schwere Zeiten - und in denen befindet sich Audi derzeit ohne Zweifel.

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