Automobil:Was der BMW-Chef jetzt plant

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Bis Ende dieses Jahres will sich BMW mit dem Betriebsrat über Einschnitte einig werden, kündigte Unternehmenschef Zipse an.

(Foto: REUTERS)
  • Im ersten Halbjahr ist das Ergebnis bei BMW um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Selbst der Betriebsrat sagt: "Das kann man schon dramatisch nennen."
  • Das Unternehmen will nun die Arbeitszeit verkürzen, Zeitarbeit verringern und Boni senken - schließt aber im Gegenzug betriebsbedingte Kündigungen aus.

Von Max Hägler

Der neue BMW-Vorstandschef Oliver Zipse hat bei seiner ersten Betriebsversammlung ebenso wie der Betriebsrat die Notwendigkeit zum Sparen betont. Die Fixkosten müssten sofort reduziert werden, mahnte er nach Teilnehmerangaben vor mehreren tausend Mitarbeitern in München. Gemeinsam mit den meisten Vorstandskollegen war er der Einladung von Betriebsratschef Manfred Schoch und IG-Metall-Geschäftsführer Horst Lischka gefolgt und hatte die Lage der Firma erläutert. BMW befindet sich wie etliche Firmen in einer angespannten Situation: Der Autoverkauf werde schwieriger, zugleich müssen teure Technologien eingeführt werden. Im ersten Halbjahr sei das Ergebnis deshalb um über 50 Prozent zurückgegangen, warnte selbst der Betriebsrat: "Das kann man schon dramatisch nennen." Zugleich stiegen die Kosten schneller als der Umsatz. Es brauche daher eine "eindeutige Trendwende".

Gut 10 000 Menschen als Leiharbeiter beschäftigt

Zu ganz harten Einschnitten sieht sich das Management aber noch nicht gezwungen. Die Mitarbeiterzahl werde sich in diesem und im nächsten Jahr unterm Strich nicht ändern, betonte Zipse nach Angaben mehrerer Teilnehmer. BMW beschäftigt derzeit weltweit 135 000 Mitarbeiter. Künftig würden aber wohl weniger Menschen in der Verwaltung gebraucht, dafür mehr im IT-Bereich, insofern dürfte es zu Umschichtungen kommen. Betriebsbedingte Kündigungen blieben jedoch ausgeschlossen, erklärten Management wie Gewerkschafter.

Bis Ende dieses Jahres wolle man sich mit dem Betriebsrat über die Einschnitte und Umstrukturierungen einig werden, kündigte Zipse an. So sollen manche Stellen nicht neu besetzt werden. Die Zahl der Zeitarbeiter dürfte ebenfalls sinken, indem diverse Verträge nicht verlängert werden, gerade im sogenannten indirekten Bereich, also in der Verwaltung oder im Einkauf. Derzeit werden bei BMW gut 10 000 Menschen als Leiharbeiter beschäftigt. Zudem will das Management möglichst viele 40-Stunden-Arbeitsverträge auf 35 Stunden reduzieren. Auch die Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter in Deutschland soll neu verhandelt werden: BMW-Mitarbeiter in der höchsten Tarifstufe bekämen derzeit einen mehr als doppelt so hohen Bonus (15 700 Euro) wie Daimler-Angestellte (4965 Euro). Da brauche es einen "Neustart", erklärte Zipse: Er wolle zwar an der motivierenden Idee einer Erfolgsbeteiligung festhalten, allerdings müsse sich diese am Markt orientieren. Von den Gewerkschaftsvertretern hieß es: Man könne grundsätzlich über die Höhe des Bonus verhandeln, schließlich wären die meisten Menschen in anderen Firmen froh, wenn sie überhaupt einen Bonus bekämen.

"Der offene Konflikt ist nicht die Kultur bei BMW"

Bis zur nächsten Betriebsversammlung im Dezember soll eine Einigung gefunden sein, in "fairer" Manier, wie beide Seiten betonten. "Der offene Konflikt ist nicht die Kultur bei BMW", sagte Zipse. Er vertraue darauf, dass "wir in allen Punkten einen tragfähigen Kompromiss erzielen", erklärte er, an Betriebsratschef Schoch gewandt. Der wiederum stellte klar, dass sein Gremium "einseitige Maßnahmen des Unternehmens, die die Zukunft unserer Mitarbeiter unverhältnismäßig verschlechtern" nicht akzeptieren werde. Es gehe nun darum, solidarische Lösungen zu finden, sagte Schoch: "Ich habe das Gefühl, dass Oliver Zipse diesen Weg gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat gehen möchte."

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