Süddeutsche Zeitung

Betrug:Worauf man beim Autokauf achten sollte

  • Kunden des Kölner Autohändlers Dirkes haben eine Anzahlung geleistet und werden womöglich weder Geld noch Auto jemals wiedersehen.
  • Denn das Autohaus ist insolvent, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Insolvenzverschleppung.
  • Bei Lockangeboten, Anzahlungen und Internetkäufen sollten Kunden generell vorsichtig sein.

Von Ronja Tillmann

Es ist wohl der Albtraum eines jeden Autokäufers: Das neue Auto ist bezahlt - und kommt nicht. Oder es steht schon in der Einfahrt, darf aber nicht gefahren werden. Oder es wurde bereits gefahren, wird aber ein paar Tage später wieder vom Hersteller abgeholt. Oder, oder... . Das Resultat ist immer das Gleiche: Geld weg, Auto weg. Das ist gerade etwa 150 Kunden des Kölner Autohändlers Dirkes passiert, die eine Anzahlung geleistet oder ihren alten Wagen für einen neuen in Zahlung gegeben haben. Denn für die sieben Dirkes-Niederlassungen, die in Deutschland verteilt sind, laufen drei Insolvenzverfahren. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt wegen Vorwürfen der Insolvenzverschleppung. Geld oder Autos werden einige Kunden im schlimmsten Fall nie wiedersehen, die Empörung ist groß. Doch können sich Autokäufer vor solchen Risiken überhaupt schützen?

Für Ansgar Klein, Geschäftsführer des Bundesverbands Freier Kfz-Händler, steht fest: Die Kunden hätten vorsichtiger sein müssen. "Natürlich will ich die Schuld nicht auf die Kunden schieben, die liegt definitiv beim Händler", sagt Klein. "Wir weisen jedoch immer wieder darauf hin, dass man sich sehr genau überlegen sollte, wem man eine ungesicherte Anzahlung leistet."

So seien solche Anzahlungen bei serienmäßig gefertigten Autos überhaupt nicht üblich. "Wenn nicht gerade eine Individualleistung bestellt wird, sollte der Käufer stutzig werden", so Klein. Gerade im Fall des Autohauses Dirkes hätte eine kurze Recherche im Internet schon genügt, um festzustellen, dass die Bonität des Händlers bereits seit dem vergangenen Jahr zu wünschen übrig lässt. Auch der ADAC warnt regelmäßig vor Vorkasse-Modellen, denn das Risiko einer Insolvenz bestehe immer. "Wenn mit einer dünnen Finanzdecke gearbeitet wird, kann so etwas passieren", heißt es beim Automobil-Club. Ausschlaggebend sei in diesen Fällen dann der Insolvenzverwalter, der entscheidet, ob und, wenn ja, welche Autos noch ausgeliefert werden. Der ADAC stellt jedoch klar: "Die weit überwiegende Mehrheit der Händler ist an ordnungsgemäßen Geschäften interessiert." Grundsätzlich sei der Autokauf bei einem Händler auch immer noch besser durch Gesetze geschützt als der Kauf von einer Privatperson.

Bei Internetkäufen ist besondere Vorsicht geraten

Doch egal ob vom Händler oder von Privat: Bei allzu verlockenden Angeboten sollten Käufer hellhörig werden. Gerade auf Internet-Anzeigenmärkten gibt es besonders viele Fallstricke. So versuchen Betrüger oft, durch besondere Service-Leistungen Kunden aus der Ferne zu überzeugen. Ein Trick, vor dem der ADAC warnt, steckt im seriösen Treuhand-Mantel: Hier gibt sich der Betrüger als Vertreter einer Bank aus, die ein Auto, das aus einer Insolvenzmasse stammt, verkaufen will. Wegen des Insolvenzverkaufs sei eine Besichtigung des Fahrzeugs nicht möglich, jedoch bestehe ein Rückgaberecht. Nach Vertragsschluss solle der Käufer dann für die Überführung des Fahrzeugs eine Rate auf ein Treuhandkonto zahlen - ist das Geld überwiesen, bricht der Kontakt ab.

Ein weiteres Bespiel für Betrugsmaschen ist das der gefälschten Fahrzeugpapiere. Die Betrüger stehlen ein Fahrzeug und entwenden zusätzlich Blanko-Zulassungspapiere aus einer Zulassungsstelle. Danach können sie die Daten des Wagens übertragen, sodass der ahnungslose Käufer von echten Papieren ausgeht. An gestohlenen Sachen kann man jedoch kein Eigentum erwerben, und so bleibt der Käufer auch hier ohne Geld und ohne Auto. "In 99 Prozent der Fälle ist jedoch alles in Ordnung", heißt es vom Automobil-Club. Trotzdem sei es empfehlenswert, beim Autokauf gewissenhaft vorzugehen.

Für die Dirkes-Opfer kommt indes jeder Rat zu spät. Immerhin haben vier von fünf Herstellern die Auslieferung der Fahrzeuge trotz Insolvenz des Händlers zugesagt. Nur auf eine Antwort von Fiat warte man noch vergebens. "Wenn die sich weiterhin unkooperativ zeigen, wird das der letzte Fiat sein, den ich gekauft habe", sagt ein betroffener Kunde. Das Vertrauen ist wohl schon zerstört. Auch auf eine SZ-Anfrage reagierte Fiat nicht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4657789
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 28.10.2019/vwu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.