Süddeutsche Zeitung

Autoindustrie:"Wir werden nicht zwölfte Marke von Volkswagen"

Volkswagen vergrößert sein Imperium - und paktiert mit Suzuki. Die Japaner betonen allerdings, dass beide Konzerne Partner auf Augenhöhe seien.

Es ist die ganz große Version von Volkswagen-Chefaufseher Ferdinand Piëch: Ein Konzern, der alles kann - vom umweltverträglichen Kleinwagen bis zum Lkw. Jetzt nähert sich Piëchs-Traum ein Stück weiter der Realität, denn Volkswagen schnappt sich Suzuki, zumindest einen guten Teil davon.

Die Niedersachsen erwerben im Rahmen einer strategischen Partnerschaft 19,9 Prozent an Suzuki, teilte der Wolfsburger Konzern am Mittwoch mit. Für den Einstieg zahlt Volkswagen insgesamt 1,7 Milliarden Euro.

Das heißt indes nicht, dass Suzuki von VW einverleibt wird. Zumindest betont Suzuki-Chef Osamu Suzuki: "Wir werden nicht zwölfte Marke von Volkswagen". Beide Konzerne seien Partner auf Augenhöhe.

Dennoch: VW strebt mit diesem Engagement schneller an die Weltspitze als bislang geplant. VW-Vorstandschef Martin Winterkorn sagte, die geplante Allianz unterstütze das Ziel des Wolfsburger Konzerns, Toyota bis 2018 als Weltmarktführer abzulösen. "Wenn das schneller gelingt, sind wir glücklich", fügte er hinzu.

Bereits am Dienstag waren die Kaufabsichten durchgesickert, eine offizielle Bestätigung beider Unternehmen gab es aber zunächst nicht.

Japaner investieren in VW-Aktien

Am frühen Mittwochmorgen teilten beide Unternehmen dann mit, dass "eine entsprechende Rahmenvereinbarung heute von Vertretern beider Unternehmen in Tokio unterzeichnet wurde", wie es in der Mitteilung heißt.

Der Deal soll nicht einseitig sein. Die Japaner beabsichtigen, bis zur Hälfte des erhaltenen Kaufpreises in VW-Aktien zu investieren. Die Transaktion soll im Januar abgeschlossen werden. Die Behörden müssen der Transaktion noch zustimmen.

Beide Konzerne erhoffen sich durch die Partnerschaft Synergien, vor allem bei der Entwicklung umweltfreundlicher Kleinwagen. Suzuki baut unter anderem kleinere Geländewagen und Motorräder. VW kann sich mit der Partnerschaft eine bessere Position in den asiatischen Automärkten verschaffen.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer lobte den Schritt als "die Antwort von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch auf Dacia". Der französische Autohersteller Renault ist mit seiner rumänischen Tochter Dacia schon länger mit preisgünstigen Autos auf dem Markt.

Bereits zur Internationalen Automobil-Ausstellung IAA im September hatte es massive Spekulationen über einen baldigen VW-Einstig bei Suzuki gegeben. Die Suzuki-Aktie reagierte prompt auf den Deal - und legte um 3,5 Prozent zu.

Bei VW vollzieht sich die Konzernvergrößerung mit rasanter Geschwindigkeit: Nach der Porsche-Übernahme vor wenigen Wochen, der ein monatelanger und von Emotionen geprägter Machtkampf vorausgegangen war, hatten sich die Wolfsburger Mitte November einen großen Anteil des insolventen Autobauers Karmann gesichert. In Osnabrück möchte VW 1000 neue Jobs schaffen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.137767
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/Reuters/dpa/mel/tob/hgn/mel
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.