Autoindustrie:Volkswagen investiert in China

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Branchengerüchten zufolge will der Wolfsburger Konzern alsbald Anteile an einem führenden asiatischen Batterie­hersteller erwerben sowie die dortige Elektroauto-Sparte stärken.

Von Christoph Giesen, Peking

Volkswagen baut seine Präsenz in China aus. Der Konzern plant offenbar Zukäufe im wichtigsten Markt für Elektromobilität. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, befinde sich der Autobauer in letzten Gesprächen über eine 50-prozentige Beteiligung an Anhui Jianghuai, der Muttergesellschaft seines chinesischen Elektrofahrzeug-Partners JAC Motors. Zudem sei der Konzern auf dem Weg, der größte Anteilseigner des Batterieherstellers Guoxuan High-Tech zu werden. Beide Deals sollen bereits in dieser Woche Thema im VW-Aufsichtsrat sein.

Laut Reuters sei Volkswagen bereit, mindestens sieben Milliarden Yuan (umgerechnet knapp 900 Millionen Euro) für den 50-prozentigen Anteil an Anhui Jianghuai zu zahlen. Ein VW-Sprecher wollte sich zu den möglichen Beteiligungen nicht äußern, erklärte aber: "Volkswagen sucht nach wie vor konsequent nach Wegen, um die Beziehungen zu lokalen Partnern zu stärken und zu vertiefen. In diesem Zusammenhang werden wir gemeinsam mit allen Beteiligten mögliche Optionen prüfen, um den langfristigen Erfolg in China sicherzustellen." JAC hatte erst vergangene Woche mitgeteilt, dass der Mutterkonzern Anhui Jianghuai nach einem strategischen Investor suche. Das Unternehmen ist derzeit noch vollständig im Besitz der Provinzregierung.

Sollte der Deal zustande kommen, würde sich der Einfluss von Volkswagen auf das gemeinsame Joint Venture dramatisch erhöhen. Genehmigt worden war das Gemeinschaftsunternehmen 2017, vor allem um die von der chinesischen Regierung verordnete Elektroautoquote zu erfüllen: Mit JAC stellt VW ausschließlich Elektrofahrzeuge her. Die Kunst für Volkswagen bestünde künftig darin, zwischen den einzelnen Partnerunternehmen in der Volksrepublik geschickt zu vermitteln. Denn neben JAC kooperiert VW noch mit SAIC aus Shanghai und FAW aus Nordchina. Vor allem letzteres Unternehmen gilt als eher komplizierter Partner. Der Staatskonzern untersteht direkt der Zentralregierung in Peking, das FAW-Management reagiert äußerst angefasst, wenn einzelne Modele nicht exklusiv in FAW-Werken gefertigt werden.

Politisch ähnlich brisant könnte die zweite Beteiligung werden. VW arbeitet derzeit daran, größter Anteilseigner des an der Börse in Shenzhen notierten Batterieherstellers Guoxuan High-Tech zu werden, der wie JAC seinen Sitz in Hefei, der Hauptstadt der Provinz Anhui hat. Guoxuan hat den Aktienhandel seit dem 20. Mai wegen einer bevorstehenden Mitteilung über eine Aktientransaktion eingestellt - ein deutliches Indiz. Guoxuan gehört neben CATL und BYD zu den führenden Batterieherstellern in der Volksrepublik. Nach dem Deal dürfte VW etwa 27 Prozent an Guoxuan besitzen und als erster ausländischer Investor direkter Anteilseigener eines chinesischen Batteriehersteller sein. Für VW wäre das vor allem eine strategische Beteiligung: Bereits 2025 will der Konzern in China jährlich 1,5 Millionen Elektrofahrzeuge verkaufen. Um dieses ehrgeizige Vorhaben zu erreichen, ist VW darauf angewiesen, genügend Batterien geliefert zu bekommen. Durch die Beteiligung an einem chinesischen Hersteller ließe sich diese Gefahr minimieren.

© SZ vom 28.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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