Die drei größten Truck-Hersteller Europas tun sich zusammen für den Antrieb der Zukunft: Daimler, Volvo Trucks sowie die mehrheitlich zu VW gehörende Traton-Gruppe (mit MAN und Scania) bauen gemeinsam ein Hochleistungs-Ladenetz für schwere Lastwagen. Ihre gemeinsame, in Amsterdam ansässige Firma wird mit einer halben Milliarde Euro ausgestattet und soll vom kommenden Jahr an mindestens 1700 Ladepunkte in der Nähe von Autobahnen und Umschlagplätzen errichten.
Es ist ein Vorhaben mit hoher Schlagkraft: Sechs von zehn Lastwagen auf Europas Straßen stammen von einem der drei Unternehmen. Bislang fahren sie, wie alle Nutzfahrzeuge, fast ausschließlich mit Diesel. Doch das muss sich ändern, die Vorgabe lautet minus 15 Prozent Kohlendioxid im Jahr 2025, minus 30 Prozent im Jahr 2030, bis zum Jahr 2050 will man ganz ohne fossilen Sprit auskommen.
Abgesehen von synthetischen Kraftstoffen stehen als Ersatz vor allem zwei Technologien als klimaneutrale Energiespeicher für die Kategorie 40-Tonner zur Verfügung: Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betrieben werden oder Batterien - beide treiben letztlich Elektromotoren an. Volvo und Daimler arbeiten bei der Brennstoffzellentechnologie intensiv zusammen; die VW-Tochter Traton verfolgt dagegen bereits seit längerem vor allem den Batterie-Ansatz, der nun mit dem gemeinsamen Projekt an Bedeutung gewinnt. Durch die gesetzlichen Zwangspausen der Fahrer gebe es genügend Zeit zum Laden, und das Mehrgewicht durch Batterien sei vertretbar: Zehn Prozent Leergewicht zusätzlich pro Truck.
Beide Energieträger dürften ihre Anwender finden, für beide fehlt es jedoch bislang an Tankstellen. Die Industrie geht davon aus, dass in der EU bis Ende des Jahrzehnts 50 000 Hochleistungs-Ladepunkte nötig sind. Die nun geplanten 1700 Starkstromsteckdosen verstehe man auch als "Aufruf zum Handeln an alle anderen Branchenakteure sowie auch an Regierungen und Gesetzgeber, die gesetzten Klimaziele gemeinsam mit einem zügigen Ausbau des notwendigen Ladenetzes zu erreichen", heißt es von den drei Lkw-Herstellern.