Autoindustrie:Daimler fährt sich im Morast fest

Dauerkrisenfall Daimler: Weltweit sinkt der eigene Autoabsatz - und der Betriebsrat stimmt auf Moll ein. Der Chrysler-Flop wirkt nach.

Der Betriebsratschef redet Klartext - danach sieht es schlecht bei Daimler aus. Erich Klemm bezeichnet die Lage bei dem Stuttgarter Autohersteller als "sehr angespannt". Es müsse "unbedingtes Ziel" sein, "mit derselben Mannschaft, mit der wir in die Krise hinein gegangen sind, auch wieder heraus zu kommen", betont er in der Mitarbeiterzeitschrift Brennpunkt.

Daimler, dpa

Der Glanz des Stuttgarter Sterns leidet: Daimler fährt erneut ein Milliardenminus ein und kämpft neben der Absatzflaute auch mit den Nachwehen des Chrysler-Experiments.

(Foto: Foto: dpa)

Der deutsche Autoriese, dem eine Ehe mit dem US-Konzern Chrysler schlecht bekommen ist, rechnet nach einem Milliardenverlust in den ersten drei Monaten 2009 auch im zweiten Quartal mit tiefroten Zahlen. Wie hoch die Verluste genau sind, ist allerdings noch nicht bekannt.

Während der Wolfsburger VW-Konzern sich den Sportwagenbauer Porsche einverleibt und spätestens 2018 zur Nummer eins der Welt aufrücken will, fehlt bei Daimler eine überzeugende Strategie. Unter Ex-Chef Jürgen Schrempp war es die "Welt AG", unter Nachfolger Dieter Zetsche jedoch will die Phase der Aufräumarbeiten einfach nicht enden. Eine Kooperation mit BMW kommt nicht weiter.

Der Stern verliert an Glanz.

Daimler kämpft neben der weltweiten Pkw-Absatzkrise weiter mit hohen Belastungen durch die endgültige Trennung von Chrysler. Der Autohersteller hat bereits angekündigt, dass sich allein die Belastungen für die Scheidung von dem defizitären Hersteller in Detroit im zweiten Quartal auf bis zu 529 Millionen Euro belaufen werden. Inzwischen ist Chrysler bei Fiat gelandet.

Strikter Sparkurs

Daimler macht außerdem die weltweite Krise in der Lkw-Branche stark zu schaffen. Ob Vorstandschef Zetsche am Mittwoch eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr vorlegen wird, ist unklar.

Im ersten Quartal 2009 hatte Daimler einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro eingefahren. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei minus 1,4 Milliarden Euro, allein in der Pkw-Sparte fuhr Daimler einen operativen Verlust von 1,1 Milliarden Euro ein.

Der Umsatz lag bei 18,7 Milliarden Euro. Es wurden weltweit 332.300 Pkw und Nutzfahrzeuge verkauft. Als Reaktion auf die Talfahrt hatte sich der Autobauer zum Start ins Jahr 2009 einen strikten Sparkurs verordnet und den Mitarbeitern weitgehende Zugeständnisse abverlangt.

Bis in die Verwaltung hinein herrschen bei Daimler Arbeitszeitverkürzungen mit Lohneinbußen und Kurzarbeit. Insgesamt sollen die Kosten um vier Milliarden Euro gedrückt werden, allein die Hälfte davon entfällt auf Personalkosten.

Betriebsratschef Klemm betont, Daimler leide wie andere Hersteller an den immer noch bestehenden Überkapazitäten in der weltweiten Autoindustrie. Die Infrastruktur sei immer noch auf 70 Millionen Wagen ausgelegt, während 2009 wohl nur 45 bis 50 Millionen abgesetzt würden.

Zudem rette die Abwrackprämie den Konzern im Gegensatz zu anderen Firmen "derzeit nicht über die Runden", so Klemm. Nur die Produktion der kleineren Autos der A- und B-Klasse profitiere. Dafür profitieren Wettbewerber wie VW oder sogar Opel.

Beim Pkw-Absatz mit den Marken Mercedes-Benz, Smart, AMG und Maybach verlangsamte sich derweil im Juni etwas der Abwärtstrend der vergangenen Monate. Für das Gesamtjahr 2009 geht der Premiumanbieter aber unverändert von einem Umsatz und Ergebnis unter Vorjahresniveau aus.

Im zweiten Quartal 2008 hatte Daimler noch einen Gewinn von 1,4 Milliarden und ein Ebit von 2,05 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Umsatz betrug 25,4 Milliarden Euro und der Gesamtabsatz 556.500 Fahrzeuge.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: