Autohersteller:Musk raucht Gras - Tesla-Aktie stürzt ab

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Elon Musk raucht einen Joint - ganz öffentlich bei einem Interview in Kalifornien. In dem US-Bundesstaat ist Marihuana-Konsum legal. (Foto: youtube)
  • In einem Interview mit Komiker Joe Rogan zieht Tesla-Chef Elon Musk vor laufender Kamera an einem Joint.
  • Vor einiger Zeit wäre er für solche Aktionen gefeiert worden, doch mittlerweile wollen die Tesla-Investoren keine Eskapaden mehr sehen.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Wahrscheinlich konnten die Wertpapierhändler nur allzu gut nachempfinden, in welche Sphären Elon Musk gerade entschwebt war, schließlich sollen bewusstseinserweiternde Drogen ja auch in der Finanzwelt nicht gänzlich unbekannt sein. So oder so: Kaum war das Video bekannt, in dem der Tesla-Chef vor laufender Kamera Marihuana raucht, rauschte der Kurs der Firmenaktie in den Keller. Um mehr als neun Prozent fiel er zeitweise, später erholte er sich wieder. Allein in den vergangenen vier Wochen hat das Papier jedoch fast 120 Dollar oder ein Drittel seines Werts verloren.

Dabei gab es Zeiten, in denen die unseligen Aufnahmen vermutlich ganz anders angekommen wären: Elon Musk, 47, zu Gast beim Komiker Joe Rogan, ein zweieinhalbstündiges Gespräch über die Zukunft des Autofahrens, künstliche Intelligenz und die Grenzen des Universums, dazu ein Glas Whiskey und ein Joint: Vermutlich hätte ein solcher Mix die Bewunderung für den ebenso unbeherrschten wie ikonischen Konzernchef, der sich nicht um Konventionen schert und seinen Kollegen aus der alten Auto-Welt gedanklich immer zwei Schritte voraus ist, noch vergrößert.

Zu viel Marihuana ist nicht gut für die Reputation eines Managers

Doch über den Sommer hat sich die Wahrnehmung gewandelt. Immer mehr Kunden, Geldgeber und Aktienhändler beschleicht der Verdacht, dass Musk der Einzige sein könnte, der das noch nicht kapiert hat. Es begann mit den Dauerproblemen bei der Produktion des massentauglichen Modells 3, steigerte sich mit unappetitlichen Tweets über einen der Retter im thailändischen Höhlen-Drama und gipfelte in der Ankündigung, Tesla von der Börse zu nehmen - ein Plan, den Musk kurz darauf kleinlaut zurücknehmen musste und der ihm Ermittlungen der Finanzaufsicht einbrachte. Dass er wenig später in einem Interview andeutete, er sei arbeitssüchtig und Schlafmittel-abhängig, verstärkte die Sorgen vieler Investoren noch.

Das neue Video setzt dem Ganzen nun die Krone auf. "Willst Du mal ziehen?", fragt Rogan seinen Gast und pustet ihm den Rauch seines Joints ins Gesicht. "Wahrscheinlich darfst Du nicht, wegen der Aktionäre, richtig?" "Ist doch legal, oder?", entgegnet Musk - und tatsächlich: In Kalifornien, wo das Interview aufgenommen wurde, ist der Konsum von Marihuana zulässig. Musk nimmt einen kräftigen Zug und schaut ein wenig skeptisch drein: Irgendwie wirke das Zeug bei ihm nicht, sagt er. Er sei deshalb auch "kein regelmäßiger Gras-Raucher", zu viel Marihuana sei überdies nicht gut für die Produktivität. Zu viel Marihuana ist jedoch vor allem nicht gut für die Reputation eines ohnehin angeschlagenen Managers.

Verstärkt wurde der negative Eindruck des Videos noch dadurch, dass beinahe zeitgleich zwei weitere Tesla-Manager ihren Abschied bekanntgaben: Sowohl Chefbuchhalter Dave Morton als auch Personalchefin Gaby Toledano gehen, womit sich die Kündigungswelle bei dem Konzern fortsetzt. Dafür soll der frühere Daimler-Lkw-Manager Jerome Guillen zum Präsidenten aller Automobilaktivitäten aufrücken. Immerhin: Das Pkw-Geschäft ist damit künftig auch dann noch in kompetenten Händen, wenn Elon Musk einmal der Sinn nach einem Joint stehen sollte.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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