Geplante Übernahme:Das Geschäft mit Panini und Caffè hinter der Grenze

Geplante Übernahme: Eine Raststätte von Autogrill.

Eine Raststätte von Autogrill.

(Foto: Manfred Segerer/Imago)

Der Raststätten-Betreiber Autogrill gehört für viele Deutsche fest zur Italien-Folklore. Nun soll er einen neuen Eigentümer bekommen.

Von Johannes Bauer

Ach, was für ein Unterschied! Fährt man von einer deutschen Autobahn ab auf eine Raststätte, legt sich die Stirn schon vorsorglich in Falten. Die Atmosphäre trist, die kulinarische Auswahl bescheiden, aber trotzdem alles furchtbar teuer: die Snacks, die schlappen Brötchen, Benzin und Diesel sowieso. Auf dem Weg Richtung Italien weiß hingegen schon jeder Bambino um die Verheißung, wenn am Horizont das erste Autogrill-Schild aufleuchtet. Allein der Markenname verrät, welch knusprige Panini hier auf den Reisenden warten. Der Espresso heißt plötzlich caffè und steht mehr für Genuss, als bloß schnöder Muntermacher zu sein. Dass diese kleine Vorschau auf den bevorstehenden Urlaub aber ebenfalls nicht preiswert ist, vergisst man dabei schnell.

Denn allein darum, ein authentisches Italien-Gefühl zu vermitteln, geht es Autogrill schon lange nicht mehr. Seit mehr als 20 Jahren treibt der Konzern seine Internationalisierung voran, hat in den USA und Kanada kräftig in die Flughafen-Gastronomie investiert und etwa in Österreich und Slowenien bereits Gaststätten eröffnet. Nun will der Schweizer Reisebedarfshändler Dufry die italienische Firma kaufen. Mit der Transaktion entstünde ein führender Reise-Einzelhändler mit 13,6 Milliarden Franken Umsatz und rund 60 000 Mitarbeitern.

Dufry bietet für Autogrill insgesamt rund 1,8 Milliarden Franken in bar und Aktien. "Wir diversifizieren die Gruppe weiter und erhöhen unsere Widerstandsfähigkeit", erklärte Dufry-Chef Xavier Rossinyol, der auch das neue Unternehmen leiten soll. Der mit gut 50 Prozent wichtigste Autogrill-Aktionär, die Benetton-Familie über ihre Holding Edizione, unterstützt den Angaben zufolge den Deal und steigt zum größten Aktionär des neuen Unternehmens auf. Der Zusammenschluss, der noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden muss, soll im ersten Quartal 2023 vollzogen werden. Neben den Anteilen der Familie Benetton möchten die Schweizer auch die restlichen Aktien übernehmen und bieten den Anlegern deshalb je Autogrill-Papier 0,158 Dufry-Scheine oder 6,33 Euro je Aktie in bar. Als Reaktion auf die Ankündigung kletterten Dufry-Aktien an der Börse um 5,6 Prozent, während Autogrill acht Prozent verloren.

"Den Übernahmepreis erachten wir als fair", erklärte Reto Lötscher, Analyst der Luzerner Kantonalbank. Im ersten Halbjahr 2022 habe Dufry den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 145 Prozent gesteigert. Gemessen am Vorkrisen-Jahr 2019 habe aber immer noch ein Minus von einem Viertel zu Buche gestanden. Beide Unternehmen gehen davon aus, durch den Zusammenschluss jährliche Kosten von rund 85 Millionen Schweizer Franken (etwa 85,4 Mio. Euro) einzusparen.

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