Mobilität:Letzter Autogipfel für die Kanzlerin

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Angela Merkel hat Minister, Automanager, Gewerkschafter und Wissenschaftler zum Autogipfel geladen. (Foto: AFP)

Angela Merkel lädt am Mittwoch zum Autogipfel. Ganz oben auf der Agenda: Der Ausbau der Ladenetze für E-Autos. Schon bald soll mehr Geld fließen. Doch Umweltschützern reicht das nicht.

Von Markus Balser, Berlin

Die einflussreiche Runde, die an diesem Mittwoch vom Kanzleramt aus zum Videomeeting zusammengeschaltet wird, kann sich schon mal auf ein paar kritische Kommentare gefasst machen. Wenn etwa VW-Chef Herbert Diess aus dem Urlaub von seiner Praxiserfahrung am Steuer eines E-Autos berichtet, dürfte es ungemütlich werden. Anfang August beschwerte er sich schon über soziale Netzwerke aus dem italienischen Trento, wo er mit seinem ID.3 auf dem Weg zum Gardasee pausierte. "Kein WC, kein Kaffee, eine Säule außer Betrieb/defekt, traurige Angelegenheit", klagte Diess. Und auch in Deutschland sieht es vielerorts kaum besser aus.

Kanzlerin Angela Merkel hat Verkehrsminister Andreas Scheuer, Wirtschaftsminister Peter Altmaier, Umweltministerin Svenja Schulze, Arbeitsminister Hubertus Heil, Automanager, Gewerkschafter und Wissenschaftler für diesen Mittwoch um 10.30 Uhr virtuell zum letzten Autogipfel ihrer Amtszeit zusammengerufen. Ganz oben auf der Agenda: Das Laden der E-Autos. Nach Begrüßung und Einführung soll es unter Top 2 gleich um die "Ladeinfrastruktur" gehen. Weitere Themen: Das autonome Fahren, der Umgang mit Daten in der Mobilität, die Wirkung von Kaufprämien für E-Autos.

"Andi, wie lange dauert das noch?"

Schon bei einem Autogipfel im Herbst musste sich Scheuer kritische Fragen zum Ausbau des Ladenetzes für E-Autos gefallen lassen. "Andi, wie lange dauert das noch?", wollte die Kanzlerin wissen. Diesmal baut Scheuer vor und erklärte am Dienstag, die Regierung stelle bis Ende 2025 insgesamt 500 Millionen Euro für den weiteren Aufbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Deutschland zur Verfügung. Ziel sei es, insgesamt mindestens 50 000 Ladepunkte zu errichten. Von Ende des Monats an sollen Fördergelder beantragt werden können. "Laden muss das neue Tanken werden", sagte Scheuer. "Die Bürgerinnen und Bürger sollen ihr E-Auto immer und überall laden können - am Supermarkt, am Straßenrand, am Restaurant oder Sportplatz." Alles andere wäre auch verwunderlich. Denn nach Angaben von Regierungsberatern muss bereits 2030 rund ein Drittel der Fahrzeuge in Deutschland - insgesamt also 14 Millionen Autos - elektrisch fahren. Nur so lasse sich der CO₂-Ausstoß im Verkehrssektor wie geplant senken. Vier von fünf neu zugelassenen Fahrzeugen sollen Ende des Jahrzehnts mit Strom betrieben werden.

Umweltschützern reicht das nicht. Sie fordern vor dem Gipfel schnellere Beschlüsse der Regierung. Der NABU mahnte, sie müsse sich schon auf dem Autogipfel dafür einsetzen, nach 2030 keine weiteren Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen. "Wenn wir entsprechend der neuen Klimaziele bis 2030 Treibhausgasemissionen um 65 Prozent mindern wollen, muss der Verkehr ab heute einen größeren Beitrag liefern", sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die Politik müsse der Industrie entsprechende verpflichtende Reduktionsziele setzen. Zuletzt hatte auch der jüngste Bericht des Weltklimarates betont, dass bis 2030 massiv gehandelt werden muss, um die menschengemachte Erderhitzung auf die kritische Grenze von 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

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